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    Mittwoch, 5. Dezember 2012
    Blogging November - 399

    Wieder sehr hohe Irrendichte heute. Vom Büro wollen wir gar nicht erst reden, auf dem Rückweg in der Bahn war dann gleich ein junger Mann, der partout nicht verstehen wollte, dass ich nicht die private Mobilitätsberatung für ihn mache, weil ich nämlich ein Buch lesen wollte. Ihm zu sagen, dass er in der falschen Bahn ist, wo er aussteigen und in die richtige umsteigen kann, muss reichen. Mit ihm zum Plan laufen und ihm das dort zeigen, herausfinden, wann die richtige Bahn kommt und wie viele Stationen es dann noch für ihn sind, ist zu viel. Dazu hatte ich keine Lust. Er spekulierte wohl auch darauf, dass ich mich entschließe, es würde schneller gehen, ihn zu betüddeln als ihn abzuwimmeln, aber kann ja auch nicht wissen, wie gut ich Leute komplett ausblenden kann.

    Später lief ich durch die Fußgängerzone, ich war in Eile, denn völlig überraschend ist ja morgen Nikolaus und ich brauchte da noch was fürs Kind, musste das Kind aber gleichzeitig kurze Zeit später abholen, also ging ich schnell. Eine Frau kreuzte meinen Weg! Die Frau reagierte schlecht und blieb einfach erschrocken genau im Kollisionsradius stehen, mein Gehirn reagierte besser und schickte eine Art Notfallplan an meine Füße, die sich folglich zwar gehend weiterbewegten, aber - das war der Trick - auf der Stelle. Ich steppte also quasi ein bisschen 3 cm vor der Nase der fremden, wie angewurzurzelt stehenden Frau umher. Ein Strahlen ging über ihr Gesicht und sie sagte: "Gott muss gewollt haben, dass wir uns kennenlernen!" und erfragte die Rahmendaten, die für dieses Kennenlernen offenbar notwendig waren. Ich bin Deutsche, verheiratet, wohne am Ort, habe ein Kind, arbeite in der Nachbarstadt. Sie ist Griechin, arbeitet nicht, hat zwei Kinder, ihr Mann ist Hermes-Paketbote und beliefert meine Straße, ich kenne ihn sicherlich. Sie beschreibt ihn und ich kenne ihn tatsächlich, sie bestimmt nun, dass wenn ich das nächste Mal eine Lieferung bekomme, sie mit ihrem Mann kommt, damit wir uns wiedersehen, das sei so vorherbestimmt. Nunja, von mir aus, wir werden sehen, wie sich das entwickelt.

    Danach betrat ich ein Geschäft, um eine Bestellung abzuholen. Die Bestellung war nicht da. Sie war aber da gewesen, wurde mir gesagt aber die Bestellungen würden nur 14 Tage aufbewahrt. Ich erwiderte, dies sei mir natürlich bewusst, jedoch sei heute Tag 13. Es herrschte ein bisschen Schweigen zum Nachdenken, dann wurde mir erklärt, dass man an Tag 13 die Sachen zum Zurücksenden fertig macht, weil sie ja an Tag 14 zurückgehen müssen. Wieso jetzt genau diese Dringlichkeit der Rücksendung exakt an Tag 14 und warum die Abholfrist dann nicht anders definiert ist, wollte ich gar nicht besprechen, viel mehr interessierte mich, wo die Ware, die an Tag 13 zur Rücksendung an Tag 14 (Pünktlichkeit muss sein!) wohl aufbewahrt wird und ob man da nicht etwas wieder rausholen kann, wenn zufällig eine Kundin an Tag 13, also innerhalb der Abholfrist, im Laden steht und das haben will. Die Ware steht im Lager, aber in "so Türmen", alles "sehr schwierig". Mit "so Türmen" waren Paletten gemeint, mit "sehr schwierig", dass diese sehr voll waren. Das weiß ich, weil ich es mir zeigen ließ. Ich sah meine Sachen sogar, sie waren im mittleren Drittel, ein Namensschild klebte drauf, aber man könne das jetzt unmöglich nochmal und herrje. Kurz reflektierte ich, ob ich gerade jemand bin, der mit der Schulter Palettenstapel zum Einsturz bringt um ein Set zum Gießen von Seifenengelchen zeitnah in seinen Besitz zu bringen. Ich bin es nicht. Ich bin jemand, der "dann bestellen Sie es jetzt bitte nochmal" sagt. Und dann drei merkwürdige kleine Büchlein geschenkt bekommt - betitelt "Zitate für jeden Anlass", "Irrtümer der Allgemeinbildung" und "Die besten Glückwünsche". Mir kann jetzt also rein intellektuell gar nichts mehr passieren.




    Heute vor zig Jahren:
    Die Russisch-Klassenarbeit war sehr einfach. Sonst nichts besonderes.

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