Ins Büro gelangte ich heute erst um 12:30 Uhr. Seit 9 Uhr war ich allerdings unterwegs. Per Rad, also nicht im Stau oder im S-Bahn-Tunnel gefangen, es war einfach Leben, das dazwischen kam.
Zunächst fuhr ich zum Schneider, denn das blaue Chiffonjäckchen, das mir in New York sehr gute Dienste geleistet hatte und daher unbedingt weiter Bestandteil meiner Garderobe sein soll, hatte einen losen Faden an einer Naht. Das ist keine gute Situation, ich wollte das beheben lassen, bevor noch mehr geschieht. Selbst kann ich das nicht. Einfach Dinge kann ich durchaus zusammennähen, nicht aber Nähte an halbdurchsichtigen Chiffonjäckchen, zumindest nicht zu meiner Zufriedenheit. Bei der Gelegenheit nahm ich noch zwei weitere Kleidungsstücke mit, die ich durchaus selbst hätte flicken können (ebenfalls aufgegangene Nähte). Das hatte in den letzten 1,5 Jahren jedoch nicht stattgefunden, auch wenn ich das kann, habe ich dazu überhaupt keine Lust und hatte diese Aufgabe daher immer weiter aufgeschoben. Bis heute, wie praktisch, da hat sich der Weg zum Schneider immerhin richtig gelohnt. Ich werde nun bald eine türkisfarbene Bluse wieder tragen können und schon vorbereitend auf den Herbst eine schwarz-weiß-gemusterte Strickjacke.
Nach dem Schneider fuhr ich zum Bäcker und dann zum Schuster. Tag des alten Handwerks, sozusagen. Allerdings war ich wegen eines Schlüssels beim Schuster, der Schuster ist auch Schlüsseldienst bzw. ich muss leider sagen: "war". Es gab das Geschäft nicht mehr, statt dessen eröffnet dort bald "Swedish Candy" (oder vielleicht auch Danish Candy, irgendein Scandinavian Candy halt, ich bin nicht interessiert, ich habe es mir nicht gemerkt). Ich ergoogelte einen anderen Schlüsseldienst, der auch Autoschlüssel repariert, darum ging es nämlich, bei der letzten Fahrt war mir der Schlüssel - Autoschlüssel sind ja immer in so einem Plastik-Fernbedienungsgehäuse - in der Hand auseinandergefallen.
Nun radelte ich also zu dem anderen Schlüsseldienst, ging hinein und sagte "Sie reparieren ja auch Autoschlüssel, richtig?". Der Herr im Raum sagte, nein, das täten sie nicht. "An Ihrer Tür ist aber ein Schild, auf dem Autoschlüssel abgebildet sind und daran steht ab 35 Euro" wandte ich ein. Der Herr ging zur Tür und hinaus, schaute, kam wieder hinein und befand das, nujnja, man dann wohl auch Autoschlüssel reparieren würde. "Ich muss Sie das fragen", sagte ich, "arbeiten Sie wirklich hier? Man kennt das ja aus dem Fernsehen, so einfach jemand an einem Schreibtisch sitzt und alle denken, es sei der Neurologe und in Wirklichkeit ist es ein Patient, vielleicht sind Sie auch gar kein Autoschüsseldienst sondern ein Autodieb, in dem Fall kann ich ihnen sagen, ohne Maßnahmen geht der Wagen nicht durch den TÜV und ich habe den Kostenvoranschlag noch nicht, besser sagen Sie gleich, wenn Sie hier nicht arbeiten, das ist für uns beide die bessere Lösung." Der Mann seufzte und bat mich, ihm das Problem mal zu zeigen - ich hatte alle Schlüsselteile, die ich noch gefunden hatte, in einem Ziploc-Beutel dabei. "Eigentlich 55, wir machen aber 45 denn Sie haben ihn ja schon auseinandergebaut, da sparen wir einen Schritt", sagte der Mann und "ist in einer Stunde fertig".
Eine Stunde hatte ich nicht. Der Laden hat Mo – Fr von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Ich habe keine Ahnung, wann ich da jemals wieder zu Öffnungszeiten hingehen kann. Wenn es so weit ist, ist da vermutlich auch schon Scandinavian Candy. Ich beschloss, dieses Problem vorerst zu ignorieren und ließ den Schlüssel da.
Dann hatte ich einen persönlichen Reparaturtermin, unmittelbar danach rief M mich an, denn sie hatte außer Haus übernachtet und keinen Schlüssel dabei. Ich bot ihr an, nochmal durch die halbe Stadt zurückzuradeln und ihr meinen Schlüssel zu geben, vorausgesetzt sie holt den Autoschlüssel bei Hier-keine-Autoschlüssel-aber-vielleicht-auch-bald-Candy ab, so einigten wir uns, Problem gelöst, hurra!
Nun war ich endlich auf dem Weg ins Büro, wobei ich gut auf halbem Weg hätte nochmal umdrehen können, es gab nämlich einen Kaffee-Vorfall. Ich habe aber Wechselkleidung im Büro.
Die Zeit dort verging entsprechend schnell, war ja nur ein halber Tag, dann fuhr ich mit dem Rad wieder nach Hause, nur um dort sofort ins Auto einzusteigen und M mit einer schweren Tasche nochmal wohin zu fahren, die Tasche musste dort abgegeben werden und man kann sehr schlecht parken, es war derselbe Weg, den ich heute vorher schon mehrfach mit dem Rad gefahren war und ich hatte Fahrzeugverwirrung, wollte an roten Ampeln immer vom Autositz aufstehen und mich hinstellen.
Jetzt bin ich im Sessel. Das ist vermutlich besser so.
Vielen Dank für die vielen Marmeladenverwendungstipps, ich werde sie alle ausprobieren.
In der täglichen Contentvorschlagliste wird heute gefragt: "Kommen Bildschirm und Schreibtisch jetzt raus aus dem Gästezimmer, wenn sie nicht mehr verwendet werden, oder werden sie dort nur ab jetzt ignoriert?"
Mir ist unklar, wie es zu der Frage kommen kann. Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich momentan weder Zeit noch Lust habe, mich um die Umgestaltung des Raums zu kümmern. Was denken Sie, was passiert? Dass irgendwer aus dem Internet kommt - eher kommen für sowas ja Leute aus dem Fernsehen, glaube ich, da gab es mal so eine Sendung - und das macht? Eins kann ich versichern: dass ich das mache, obwohl ich weder Zeit noch Lust habe, ist keine Realität, die ich jemals betreten habe.
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Gestern hatte ich den Geistesblitz, dass ein Teil meiner Kreislaufbeschwerden bei Hitze sehr gut mit einem Mangel an Elektrolyten zusammenhängen könnte. Denn wenn es heiß wird, trinke ich besonders viel, eben um keine Kreislaufprobleme zu bekommen. Ich trinke am liebsten Wasser und am häufigsten aufgesprudeltes Leitungswasser. Wenn ich nun viel trinke, dabei wenige Mineralstoffe aufnehme, verdünne ich vermutlich meine körpereigenen Elektrolyte, vor allem Natrium. Und kommt dann noch der Schweißverlust hinzu, ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Defizit entsteht, das mein Körper durchaus registriert.
Auf diesen Gedanken kam ich, durch viele kleine Hinweise, die sich über den letzten Sommer angesammelt haben: manchmal hatte ich das Gefühl, dass Wasser mir „über“ ist, nicht im Sinne von zu viel, sondern eher so, als würde es einfach nur durch mich hindurchlaufen. Beschwerden wie Übelkeit und Schwindel wurden – völlig untypisch für mich – nach z.B. ein paar Kartoffelchips besser. All das nehme ich schon länger wahr, es dauerte bis gestern, dass alles in meinem Gehirn an den richtigen Platz fiel.
Nun teste ich, ob meine Theorie zutreffend ist und ob sich ein Teil der Beschwerden – ein Sommer-Fan werde ich sicherlich nie – durch etwas mehr Beachtung dieser Zusammenhänge lindern lässt.
Heute fiel mir etwas anderes auf, und zwar: ich hasse es wirklich unglaublich, zu Hause am Schreibtisch zu sitzen. Gar nicht so sehr, weil ich die damit verbundenen Tätigkeiten hasse. Ich hasse den Ort. CucinaCasalinga diagnostizierte mir ein Corona-Homeoffice-Trauma. Ich bin unsicher. Es kann damit zusammenhängen, ich habe wirklich viel zu viel Zeit meines Lebens unfreiwillig an diesem Schreibtisch verbracht. Das ist aber vorbei ich sitze da jetzt nur noch freiwillig.
Allerdings gefiel mir die Farbe der Tischplatte noch nie und die Farbe der Wand auch noch nie besonders, hinzu kommt, dass ich auf die Wand schaue, Herr N hat da Memorabilia aufgehängt, die ihm etwas bedeuten, mir allerdings nicht. Auf dem Schreibtisch selbst stehen ein paar Dinge, nicht unfassbar viele, der meiste Platz wird von zwei Bildschirmen eingenommen, die ich gar nicht mehr benutze und die Tischplatte ist sowieso nicht sonderlich groß. Wenn ich z.B. einen aufgeschlagenen Ordner habe, einen Notizblock, einen Laptop, eine Tasse Tee und ein Glas Wasser, dann wird es schon eng.
Was vermutlich das Zweitschlimmste von allem ist: Der Platz am Schreibtisch ist neben der Balkontür, Südseite. Das heißt, im Sommer ist es dort immer zu warm und häufig zu hell. Und im Winter ist dieser Raum der kälteste in der ganzen Wohnung.
Was vermutlich das Schlimmste ist: Der Schreibtisch steht im Arbeits-/Gästezimmer, dort befinden sich im wesentlichen zwei Dinge. Einmal die, denen noch kein anderer passender ständiger Aufenthaltsort in der Wohnung zugewiesen werden konnte. Und dann Dinge, die erledigt werden müssten. Heißt: in diesem Raum sind nur Sachen um die sich mal wer kümmern muss. Nichts irgendwie freudvolles. Naja gut, eine Gitarre, aber selbst die muss zwei Saiten ersestzt bekommen. Ich glaube, der Raum muss grundlegend umgestaltet werdenn.
Da ich dazu momentan weder Zeit noch Lust habe, habe ich beschlossen, ab sofort für notwendige Papiertätigkeiten (im Weitesten Sinne) zu Hause am Küchentisch zu sitzen. In der Küche fühle ich mich wohl, es ist eine Wohnküche. Der Küchentisch ist viel größer als der Schreibtisch, ich kann da auf der Bank sitzen und in den Raum schauen oder auf einem Stuhl sitzen und aus dem Fenster schauen – oder sogar auf einem anderen Stuhl sitzen und gegen die Wand schauen, falls ich wirklich gegen eine Wand schauen möchte, da hängt immerhin ein Bild, das ich gerade neu gekauft habe. Auf dem Tisch stehen, seit der Kater gestorben ist, immer Blumen und generell bin ich gerne in der Küche, sie ist das Herzstück der Wohnung, hat viel Laufverkehr, viele gute Gerüche und Geräusche.
Auch diese Erkenntnis kam, wie gesagt, erst heute. Und dann in voller Klarheit: als ich mir einmal bewusst gemacht hatte, dass ich ab sofort nicht mehr am Schreibtisch sitzen werden, vielleicht nie mehr, sondern am Küchentisch, hatte ich sofort Lust, eine Milliarde Papierkramdinge zu erledigen!
Statt dessen räumte ich spontan den Schrank unter der Spüle auf und fand dabei ein paar (niedrige zweistellige Anzahl) Gläser mit Marmelade, die nicht mehr farbstabil und vermutlich nicht mehr so aromatisch ist wie auch schonmal, ganz sicher aber auch noch nicht verdorben ist. Was kann ich damit denn noch Schönes machen?
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Heute war endlich der Tag, an dem alles an seinen Platz fiel: die großen Projekte der letzten drei Wochen sind nun jeweils in einen knappen, strukturierten Plan überführt. Morgen habe ich einen 15-Minuten-Slot beim Chef gewonnen: drei Minuten pro Projekt zur Erklärung, zwei zur finalen Abstimmung – und dann geht alles in die Umsetzung. Hurra: erledigt, weiter!
Ich ging mit einer Mitarbeiterin essen, um ein Thema zu besprechen, das sie beschäftigt: Andere Menschen sind oft patzig – und manche, so scheint es, dauerhaft mehr als andere. Gleichzeitig nehmen einige diese Stimmung besonders deutlich wahr. Viel mehr als anlassbezogen darauf hinzuweisen, kann ich kaum tun, ohne die Organisation emotional zu übersteuern.
Im Gespräch kamen wir darauf, dieses Verhalten als etwas Eigenes der betreffenden Personen zu betrachten – als etwas, das sie nur mit Anstrengung verändern können, und nicht in Momenten, in denen sie ohnehin aufgebracht sind. Wie ein Akzent in einer Fremdsprache. Wir nannten es den Akzent des Grimmigen und hatten große Freude an der Vorstellung. Nun können wir, wann immer wir ihn hören, denken: „Er oder sie spricht mit dem Akzent des Grimmigen“ – und sind eher amüsiert als verärgert.
Auf dem Balkon sind die Junikäfer eingetroffen, immer ein Highlight für die Katzen. Dieses Jahr allerdings nur für die eine verbliebene, der es tatsächlich gelungen ist, ihren ersten Käfer ever aus der Luft zu holen.
In der täglichen Contentvorschlagliste wird gefragt: „Verlieben sie sich schnell/leicht?“
Ich bin generell kein optischer Typ, das heißt: ich habe noch nie jemanden gesehen und mich in den Anblick verliebt. Insofern verliebe ich mich nicht blitzartig schnell, denn jede Art von Kontaktaufnahme, die ja für mich notwendig ist, dauert schon etwas länger.
Ob ich mich leicht verliebe, kann ich nicht sagen – ich verstehe die Frage nicht so richtig. Es fällt mir nicht schwer, ich muss mich nicht überzeugen oder aufraffen. Es war nie so, dass ich dachte: Meine Güte, heute müsste ich aber wirklich mal den inneren Schweinehund überwinden und mich verlieben.
Es geschah eher beiläufig. Insofern: eher leicht als schwer. Ich habe jedenfalls nie besondere Anstrengung dabei empfunden.
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Schon wieder telefonierte ich heute mit einer Hotline, schon wieder ging es um ein Auto. "Hotline" ist vielleicht eine umstrittene Bezeichnung, ich rief in Wirklickeit das Ordnungsamt an, unser Fahrzeug hatte nämlich eine "Verwarnung mit Ordnungsgeld" (schon wieder so ein schöner Fachbegriff!) bekommen und ich rief das Ordnungsamt an. Der Vorfall war mir nämlich völlig unklar. Laut Schreiben hatte das Fahrzeug "bei erlaubtem Gehwegparken nicht den rechten Gehweg zum Parken (Zeichen 315)" genutzt, und zwar am 30. Mai um 20:30 Uhr abends.
Zu diesem Zeitpunkt saß ich mit Herrn N, M und den Schwiegereltern in einem Lokal nahe der bezeichneten Stelle. M hatte uns dorthin gefahren und auf einem öffentlichen Parkplatz geparkt, der ab 18 Uhr kostenfrei nutzbar war. Einen Gehweg im engeren Sinne gibt es an diesem Ort nicht, es handelt sich um eine Straße, die nur bis zum Parkplatz befahrbar ist, danach mit Pollern abgesperrt, die nur Anwohnende absenken können. Deshalb war ich sehr verwirrt. Ich verstoße beim Autofahren nicht gegen die Straßenverkehrsordnung und es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich neben M sitze, während sie "bei erlaubtem Gehwegparken nicht den rechten Gehweg zum parken" nutzt.
Die Frau beim Ordnungsamt war entschlossen freundlich, ich war auch entschlossen freundlich, so kamen wir im Gespräch gut voran. Sie ließ sich das Aktenzeichen nennen, um Bilder aufzurufen und war dann ähnlich verwirrt wie ich, drückte das nur professioneller aus mit "ich kann die Einschätzung des Kollegen vor Ort nicht nachvollziehen und er hat die Beschilderung auch leider nicht mit fotogarfiert". So fragte ich, wie wir die Situation jetzt auflösen und sie sagte "es ist ja am Einfachsten, wenn ich den Bescheid einfach aufhebe". So wurde es gemacht.
Ansonsten war der Tag sehr dicht, den ganzen Morgen verbrachte ich in einem Termin, der in ein Mittagessen mündete, hier eine weitere verwirrende Situation, denn ich bestellte gegrillte Aubergine mit irgendwas und ich könnte wirklich schwören, dass das, was ich auf dem Teller hatte, ein großer gegrillter Pilz war. Aubergine und Pilz kann ich für gewöhnlich sehr gut auseinanderhalten. Ich esse beides gern, daher fragte ich nicht nach.
Den Nachmittag verbrachte ich in einer dreistündigen Videokonferenz zu Steuerthemen, auch ein bisschen zu lang und einseitig für meine Geschmack. Morgen wird ein anderer Tag, einer mit nur einem einzigen Termin und ich kann ansonsten dies, das und jenes tun, jeweils nur so lange, bis es mich langweilt - was meist nach einer Stunde der Fall ist.
In der täglichen Contentvorschlagliste ist eine Frage aufgetaucht: "Hatten Sie Angst vor der Einreise in die USA? Oder nicht mehr zurückreisen zu können? Das Laptop durchleuchtet zu bekommen?"
Nein, ich hatte keine Angst vor der Einreise in die USA. Ich habe ja schon Flugangst, mehr als eine Angst auf einmal funktioniert nicht. Bei den genannten Punkten sah ich die größte Hürde bei der Einreise, also dem Immigration-Teil, der hat bei meinen beiden letzten Reisen sehr lang gedauert (zwischen 1,5 und 2,5 Stunden) und ich hatte Sorge, dass es dieses mal noch viel länger dauert und ich vor Langeweile eingehe. In Bezug auf die Durchsuchung elektronischer Geräte war mir der Laptop egal, das ist ein Firmengerät und wenn er durchsucht wird, ist das nicht mein Problem. Auf dem Handy hatte ich vor der Reise überlegt, ein paar Apps zu löschen, hatte dann aber wirklich keine Lust, mich mit diesem ganzen Theater zu befassen und habe alles so gelassen, wie es ist. Die Rückreise sah ich als den am wenigsten problematischen Teil an, Leute aus dem Land lassen können ja alle immer gut und auf den Gedanken, dass ich auf deutscher Seite nicht mehr hineingelassen werde, bin ich ehrlich gesagt nicht gekommen.
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Ein wichtiges Update. Das Jahr ist fast ganz halb rum und ich reiße immer noch meine Abreißkalender ab! So lange habe ich das noch nie geschafft. Ein bedeutender Milestone war heute: ich war seit dem 28.5. nicht mehr zum Abreißen gekommen – nur an zwei Tagen wegen zu viel zu tun, dann wegen Wochenende, dann wegen Abwesenheit. Und doch ging heute im Büro gleich mein dritter Weg des Tages zu den Kalendern.
Ich erkläre es mir so: sonst hatte ich immer einen Kalender. Ist dann ein halber Monat vergangen, denke ich mir, nunja, jetzt ist es auch egal, dieses Projekt gebe ich für dieses Jahr jetzt halt auf, in einem anderen Leben vielleicht, nicht in diesem. Jetzt habe ich aktuell aber ja vier Kalender. Ich würde also vier Projekte gleichzeitig aufgeben, vier Leben, in denen ich jeweils einen dieser Kalender annähernd täglich abreiße und nein, so weit bin ich am 10. Juni noch nicht. Wir sind wieder à jour!
Zwischen den Jobtätigkeiten musste ich heute einen privaten Anruf machen, vor dem ich Nervosität verspürte, denn: das Ergebnis, das Gelingen, war sehr wichtig. Allerdings auch nicht wirklich kompliziert, im Zweifelsfall ganz sicher eine Problematik, die mit Geld gelöst werden kann. Es musste nämlich – ich verwende jetzt heute erlerntes Fachvokabular – eine „kurzfristige Nutzerkreiserweiterung“ für ein Kraftfahrzeug herbeigeführt werden. Zu diesem Zwecke rief ich die Autoversicherung an. Die Dame in der Hotline war wild entschlossen, unfreundlich zu sein. Ich war wild entschlossen, freundilch zu sein. Die stärkste Energie im Raum bestimmt bekanntlich die Energie im Raum. Die Dame eröffnete mit „Also SIE können da gar nichts machen, denn der Halter des Fahrzeuges und Versicherungsnehmer ist ja Ihr Mann!“ und ich konterte mit „Das ist schonmal ein super wertvoller Hinweis für ich, vielen Dank, ich höre schon, Sie haben Erfahrung, was raten Sie mir, wie wir vorgehen können?“ Die Antwort war, es sei eine E-Mail zu schreiben, also natürlich nicht von meinem Mailaccount und der oben genannte Fachbegriff fiel, den ich mit ausdrücklicher Begeisterung notierte und dabei erwähnte, ich sei überrascht, also wirklich völlig perplex angesichts dieser Kulanz, das hätte ich so von der bisherigen Versicherung nicht gekannt, ich sei sehr froh, dass ich – also mein Mann – zu dieser aktuellenl Versicherung gewechselt haben. Die Frau bemühte sich um weitere Unfreundlichkeit, es seien unbedingt alle Nummern anzugeben, KFZ-Kennzeichen UND Versicherungsnummer, es sei nicht zumutbar, dass die „Fachabteilung“ selbstständig vom einen auf das andere schließt. Ich stimmte natürlich zu, die Versicherung hat auch praktische kleine Kärtchen verschickt, auf denen beides abgedruckt ist, auch da: super Service! Das erlebt man nicht oft heutzutage. Ob sie mir nur noch einen riesigen Gefallen tun könnte, fragte ich, nämlich mir die Mailadresse nennen, ich könnte sie natürlich auch nachschauen aber sei mir ja sicher, dass die Frau sie sofort für mich präsent hat. Hatte sie. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, sagte ich, „ich hatte vorher Sorge, dass jetzt alles ganz schwierig wird und dann war unser Gespräch die netteste Begegnung meines Tages bisher!“ An dieser Stelle knickte die Frau ein und sagte sehr grummelig „Dann Ihnen noch weiter einen schönen Tag“. Zufrieden legte ich auf.
Später am Tag drehte mein Gehirn noch ein paar merkwürdige Runden, möglicherweise jetlagbedingt, ich bin noch immer nicht wieder ganz präsent da, wo mein Körper sich befindet. Ich fuhr mit Fragmente Richtung Badesee, sie war an einem Kreisverkehr unsicher, welche Abfahrt zu nehmen ist, da das Navi sich unklar verhielt – ich hatte dasselbe Erlebnis vor wenigen Wochen an derselben Stelle, hörte dabei einen Podcast mit Kevin Kühnert und als ich Fragmente in die Seitenstraße lotste saß auf einer Bank ein Mann ungefähr im selben Alter wie Kevin Kühnert und mit ähnlicher Haarfarbe und ich hatte einen kurze Realitätsverschiebung. Später nochmal, als wir vom Badesee zurückfuhren, Fragmente hatte nach dem Baden von Bürohose auf andere Hose gewechselt, verwirrenderweise in ähnlicher Farbgebung aber mit anderem Muster, einem reptilienartigen Muster, so dass ich ganz kurz dachte, sie verwandelt sich gerade vor meinen Augen in einen Echsenmenschen. Diese Gedanken – dass Kevin Kühnert auf der Bank sitzt und Fragmente zum Echsenmenschen wird – produziert mein Gehirn völlig beiläufig, nicht als Schrecken oder Anomalie sondern als logisches Ergebnis einer Mustererkennung, das macht es so überzeugend. Ich wollte Fragmente am Bein anfassen, um die Haptik der Echsenhaut festzustellen, konnte mich aber noch einregulieren. Vielleicht hat mein Gehirn auch eine kurzfristige Nutzerkreiserweiterung. Oder bekommt Migräne.
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Wann der heutige Tag für mich begann, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Irgendwann so 6 Uhr morgens Ortszeit New York am 6. Juni, er zog sich über einen halben Tag dort im Büro, eine sehr lange Fahrt zum Flughafen, einen daher gar nicht mal so langen Aufenthalt dort, aber dafür nochmal ca. 1 Stunde angeschnallt auf dem Rollfeld, warten auf die Startfreigabe. Ein Traum für Personen mit Flugangst. Irgendwann machte mein Kopf „Tilt“ und ich schlief einfach ein. Halt für 45 Minuten, dann ging es ja los, da wachte ich wieder auf. Das war die erste Hälfte meines „Nachtschlafes“.
Im Flugzeug gab es dann erst wieder unendlich viel Essen, das meiste probierte ich nur, ich war kein bisschen hungrig. Die Käsehäppchen waren gut. Unfassbaren Durst hatte ich aber, den Flug über trank ich fast 3 Liter Wasser, die Flugbegleiterin fragte schon gar nicht mehr sondern hielt mir immer wieder eine neue Flasche hin.
Was leider nicht klappte – trotz Bettfunktion des Sitzes – war Einschlafen. Der Kopf drehte zu sehr in alle Richtungen. Ich versuchte, einen Film zu schauen, das klappte genauso wenig und aus demselben Grund. Ich gab es auf, lehnte mich zurück und ließ den Kopf halt drehen. Ist ja auch spannend, alles mögliche kommt da hoch, man kann es betrachten und weiterziehen lassen, die Bilder haben die Geschwindigkeit wie flackerndes Licht bei einem Techno-Rave, das ist natürlich auch unterhaltsam, ich begab mich der Rolle der am Geschehen in meinem Kopf unbeteiligten Zuschauerin, ließ mich hindurchtreiben. Dabei bin ich dann noch einmal für 45 Minuten eingeschlafen, berichtet das Armband.
Ankunft in Frankfurt 8:30 (Ortszeit), 10 Uhr zu Hause, sofort Duschen und Bett, hier gelang es mir jetzt, den Kopf einzuhegen indem ich ein Bild, das er mir wiederkehrend bot (die Katze) schnappte und in allen Details betrachtete, dabei schlief ich ein, für immerhin knapp vier Stunden.
Seitdem komme ich an. Ich war draußen, um in den richtigen Tagesrhytmus zu kommen. Die Schlüssel, Papier etc sind wieder auf Alltag umsortiert. Die Koffer sind ausgepackt, verräumen und Wäsche waschen muss ich aber noch. Gut, dass ich noch einen Tag mehr habe, um alles wieder einzutakten.
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Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.
Es ist Juni, wie kann das sein. Wie können seit Silvester 5 Monate vergangen sein, nunja, ich weiß aktuell nie genau, welcher Wochentage es ist und auch nicht, welche Uhrzeit ist, alle Parameter sind völlig off, ich bin kein gutes Maß der Dinge und keine gute Auskunft zu Kalenderfragen.
Ich versuche, mich zu erinnern, wie dieser Tag begann. Fest stehe: er begann in New York Ich wachte irgendwann auf, fühlte mich unter der riesigen Hotelbettdecke etwas gefangen, es war draußen noch dunkel, es hatte noch kein Wecker geklingelt, Sie kennen bestimmt das Gefühl, wenn man den Arm heben möchte, um auf eine Uhr zu schauen aber die Kraft reicht nicht aus. Ich schlief wieder ein.
Später wachte ich erneut auf, es war immer noch dunkel, ich hatte das Gefühl, möglicherweise schlimm verkatert zu sein, was mich sehr gewundert hätte - am Vorabend war ich bis auf eine Ausnahme bei Mocktails geblieben. Die Ausnahme war allerdings ein undefinierbares Getränk namens "Teal Hurricane", der Name sprach mich an, daher hatte ich es getrunken. Was drin war, weiß ich nicht, als glückliche Person ohne Allergien oder Unverträglichkeiten muss ich sowas nicht berücksichtigen. "Teal Hurricane" schmeckte süß, ansonsten unauffällig, jedenfalls nicht nach so viel Alkohol, dass ein Glas Verkaterung verursachen würde. War es auch nicht, ich war nur wegen der Gefangenheit unter der Decke völlig überhitzt und ausgetrocknet. Diesmal gelang mir, mich zu befreien, ich trank ein paar Gläser Wasser, cremte mir Hände und Gesicht ein, tropfte Schmierlösung in die Augen und schlief wieder ein.
Um 7:20 Uhr klingelte der Wecker. In so einem Hotelzimmer gibt es ja nicht viel zu tun außer duschen, ankleiden, herrichten, ich war also 20 Minuten später fertig. Während des Anziehens hatte ich dem Fernseher entnommen, dass es neue Einreisebeschränkungen in die USA gibt, die wieder einmal meine Arbeit verkomplizieren würden - praktischerweise war ich aber auch gleich zum Frühstück mit meiner US-Ansprechpartnerin zu diesen Themen verabredet.
Zu diesem Frühstück kam ich zu früh, wie gesagt, ich hatte ja nichts mehr zu tun und nach einem kurzen Zettelchen mit Trinkgelt für das Housekeeping und eher aus Experimentierfreude einem Espresso aus der Hotelzimmermaschine spazierte ich zum Büro und dort in die Cafeteria, in der es einen Starbucks und kostenloses Frühstück gibt. Die Kollegin aus Melbourne und der Kollege aus Brüssel waren auch schon da, alle irgendwie zeitverschoben, wir setzen uns ein bisschen zusammen, dann kam meine Verabredung und fragte mich augenrollend "have you heard the news?"
Wir zogen uns in eine Ecke zurück, ich hatte Entscheidunsparalyse beim Frühstück, besann mich dann aber auf Melone, Ananas und Erdbeeren, einen Joghurt, ein Omelett und einen Zimtkeks. Mir schmeckt das Essen hier merkwürdig gleichförmig. Es gibt nichts wirklich daran auszusetzen, es ist aber auch irgendwie nicht geschmacksintensiv. Vielleicht bekomme ich Schnupfen oder so.
Nach dem Frühstück ging ich mit meinem Laptop auf die Suche nach der IT. Mein Akku macht nämlich Ärger, in Frankfurt hatten wir keinen guten Ersatz, hier ist die Abteilung viel größer und konnte mir weiterhelfen. Dabei wurde mir auch angeboten, mich gleich auf eine neue Software upzugraden, die bei uns eigentlich erst in ein paar Wochen kommt und okay, warum nicht? (Diese Frage beantwortete mir die Frankfurter IT wenig später sehr detailreich). Ich ließ das Gerät also dort und ging in mein Meeting.
Erste Pause gegen 10:30 Uhr, da bekam ich den Laptop zurück, alles etwas besser, die Batterie überzeugt mich immer noch nicht so richtig, vielleicht ist was in den Settings falsch. Müsste die nicht länger als 3,5 Stunden halten? Oder bin ich Chromebook-verwöhnt, das muss ich nur einmal pro Woche laden?
Mittagspause von 12 -13:30, es gab (neben allem möglichen Fleischzeugs) einen wunderbaren Fenchel-Blutorange-Avocado-Salat. Um 13 Uhr hatte ich noch eine Verabredung mit dem Finanzbereich wegen der Steuerprüfung, sie können ja nur mit der englischen Übersetzung arbeiten, ein paar Dinge waren unklar, ich schaute in die deutschsprachige Prüfungsanordnung und konnte das meiste aufklären, für den Rest machen wir morgen früh nochmal einen Termin mit der deutschen Steuerberaterin. Ansonsten liegen aber alle Unterlagen schon vor und es war kein bisschen schwierig, niemand hat auch nur gezuckt, sie hat sich ganz umsonst gesorgt.
Am Nachmittag unter anderem eine Rede des Senior Chairman. In dieser Position sollte man natürlich besser gut Reden halten können, auch vor einem Publikum mit sehr diversen Hintergründen und Interessenlagen, doch auch unter dieser Voraussetzung fand ich sie außerordentlich gut gelungen. Er begann mit "These are uncharted times. We will make mistakes." Der Raum war die ganze Zeit sehr still.
Weitere Meetings bis 17 Uhr, dann zurück ins Hotel zum Umziehen, denn: 18 Uhr Dinner & Dance. Ich verspürte eine kleine Müdigkeit, die letzten Tage waren schon wirklich sehr dicht und ich hatte es mir zum Ziel gemacht, mit mindestens 10 Personen, die ich noch nicht näher kannte, in ein angeregtes Gespräch zu kommen. Diese Quote habe ich übererfüllt, vielleicht damit aber auch mein Glitzerpulver schon ein bisschen verfrüht aufgebraucht. Nicht als einzige, Brüssel hatte schon gestern schlapp gemacht, Hong Kong, Peking und Tokio sagten für Dinner & Dance ab, dafür kam ich an der Bar, während wir auf Paris und Pao Alto warteten, mit Sydney ins Gespräch, dort ist eine neue Kollegin, die erst vor einem halben Jahr angefangen hat Also noch wen Neues kennengelernt und durch das Reden wurden wir beide wieder wacher.
Dinner & Dance war dann wie die letzten Jahre auch: unfassbar laut, unfassbar voll, sehr viel zu schauen - natürlich Kleider, Schuhe, Frisuren und so weiter, ich liebe das. Offizielles Ende war 22 Uhr, mir dröhnten aber schon eine halbe Stunde vor Ende so die Ohren und mein Augäpfel kamen mir klebrig vor, so dass ich Feierabend machte. Der Vorteil: noch keine Schlange bei den Wagen. Der Nachteil: ein super grumpy Fahrer, dem es nicht gefiel, dass das Hotel so nah ist und dessen Fahrzeug es nicht gefiel, dass ich mich nicht anschnallte, weil das Dings halt nicht schloss. Der Wagen drehte quasi piepsend durch und wollte nicht weiterfahren, ich stieg um auf den Beifahrersitz und sagte irgendwas wie "I thought stuff like that was a Tesla thing." und dann war der Fahrer noch mehr grumpy. Insofern für ihn doch irgendwie schön, dass die Fahrt kurz war, so musste er sich auch nur kurz über mich ärgern; ich hingegen wäre gern länger gefahren, ich war nämlich zu müde, auszusteigen.
Zurück im Hotel klärte sich auf, warum es am ersten Abend zu so einer merkwürdigen Zeit kurz nach Ankunft an der Tür geklopft hatte, jemand mir Wasser, Schokolade und eine Karte mit dem Wetterbericht in die Hand gedrückt und gefragt hatte, ob alles sauber sei. Es handelt sich dabei um die Abendroutine, gestern war es so, als ich zurück kam und heute auch. Das Wasser war unglaublich willkommen, weil mir trinken nicht ausreichte, stellte ich mich auch nochmal unter die Dusche, Wasser von überall, hurra.
Jetzt habe ich den Koffer schon wieder gepackt, morgen noch ein halber Bürotag und dann freue ich mich glaube ich darauf, im Flugzeug einfach 8 Stunden die Füße hochzulegen und mit niemandem zu sprechen.
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So. Dann ist jetzt Juni. Die drei nervigen Sommermonate beginnen.
Zentrale Aufgabe heute: Packplanung für die Reise, damit ich sehe, ob ich noch etwas waschen oder kaufen muss. Ich kann verraten: nein, alles gut!
Ich habe mich entschieden, meine Capsule Wardrobe für vor Ort zentral um Kombinationen mit Hellblau zu bauen. Das darf gerne als subtile politische Botschaft gelesen werden, also in den USA, nicht hier natürlich. Die abweichende Kleidung auf dem Hinflug (wegen anderer Temperaturen und viel weniger formeller Tagesplanung) lässt später noch einen Ausflug in den Raum schwarz-weiß zu – falls im Verlaufe der Woche erforderlich.
Tag 0 (8,5 Stunden Hinflug ohne Schlafen (25 Grad auf 23 Grad, direkt vom Flughafen zu Drinks&Snacks):
Jeans, bootcut. Jeans sind wegen der Taschen ideal für Reisen, zum Schlafen aber ungeeignet. Da auf dem Hinflug ohnehin nicht geschlafen wird, perfekt. Dazu schwarzes Shirt, schwarz-weißes Strickjäckchen, schwarz-weiße Sneaker aus Glattleder (abwischbar). Ein weiteres schwarzes Shirt im Handgepäck, um es nach der Landung in einer Flughafentoilette oder vergleichbaren Umgebung zu wechseln. Somit Frische für Drinks & Snacks!
Tag 1 (9h Konferenz inkl. Cooking-Class, klimatisiert, dann Cocktail-Empfang draußen, 28 Grad):
Schwarze Hose (bootcut), schwarzes Wasserfall-Top, hellblauer Blazer, Oxfords in verschiedenen Blautönen. Das funktioniert auch für den abendlichen Cocktail-Empfang auf der Büroterrasse, bzw. muss funktionieren, da kein Zwischenstopp im Hotel vorgesehen ist.
Tag 2 (8 h Konferenz klimatisiert, anderweitiger beruflicher Lunch, Dinner & Dance - festive, 30 Grad):
Tagsüber: derselbe Blazer, wahlweise mit anderer Hose (schwarz, weit, Bügelfalte) und/oder anderem schwarzen Top (Spitze oder Schleife, je nach Stimmung). Je nach Wetterlage auch dieselben Schuhe. Das zusätzliche schwarze Top dient generell als Notfall-Option – die Schönheit der Capsule Wardrobe! Sollte sich zeigen, dass die Konferenzkleidung deutlich legerer ist als erwartet, könnte ich alternativ auf das Strickjäckchen vom Hinflug und die Sneaker umsteigen und damit von hellblau auf schwarz-weiß.
Abends: eine Stunde Zeit zum Garderobenwechsel im Hotel! Eine der schwarzen Hosen (beide geeignet), kombiniert mit hellblauem Dings (Chiffon, Pailletten – festive halt), dazu hochwertige spitze schwarze Ballerinas und eine Clutch.
Tag 3 (halber Bürotag klimatisiert, Rückflug mit Schlafen, 8,5 Stunden, 29 Grad auf 19 Grad):
Jetzt wird es mega-spannend denn: Konzeptwechsel! Von hellblau-schwarz auf schwarz-hellblau! Schwarze schmale 7/8-Hose, hellblaues Top (wahlweise mit Schleifchen oder aus Feinstrick), darüber ein sehr klar geschnittener schwarzer Cardigan. Dazu hellblaue Ballerinas, weil sie sich im Flugzeug leicht abstreifen lassen. Das zusätzliche hellblaue Top ist Ersatz für Tag 2 für den Fall, dass der Blazer beim Kochen eingesaut wird oder ich feststelle, dass zwei Tage im selben Blazer in diesem Rahmen doch zu optimistisch kalkuliert waren. Dann: hellblaues Top plus Cardigan, dazu Oxfords oder Ballerinas.
Ich überlege noch, ob ich auf die 7/8-Hose verzichte. Notwendig ist sie nicht, ich kann auch eine von den Vortagen zu dem Rest tragen. Ihr Stoff ist aber angenehmer zum drin schlafen als der der anderen Hosen, wird voraussichtlich auch mehr Grip auf dem Sitz haben, was ich bevorzuge.
Als Joker werfe ich noch ein hellblaues Chiffon-Jäckchen in den Koffer, das keine 100 Gramm wiegt, knitterfrei ist und mit so gut wie allen Sachen zusammengeht, also bei unerwartet warmer Bürotemperatur oder unerwarteten Problematiken den hellblauen Blazer nochmal zwar nicht gleichwertig formell aber immerhin gleichwertig schick ersetzen kann.
(Kommentare)
Für einen Mann, der heute früh um 7 Uhr mit dem Hund eine Runde drehte, war die Welt vermutlich sehr in Ordnung. Er sah nämlich eine junge Frau, die auf der Straße stehen blieb, sich an einem Baum abstützte, den Magen hielt und sich schließlich übergab. Dann sah er einen Wagen langsamer werden und mit Warnblinklicht anhalten, eine völlig fremde mittelalte Frau aussteigen, sich freundlich nach dem Befinden der jungen Frau erkundigen, ihr beruhigend über den Arm streichen und Feuchttücher aus dem Wagen holen, schließlich bot die mittelalte Frau der jungen Frau an, einzusteigen und fuhr sie vermutlich dahin, wo sie eigentlich hin wollte oder vielleicht zu einem Arzt.
In Wirklichkeit war es etwas anders, die mittelalte Frau war ich, die junge Frau war M und sie war schwer verkatert, wollte aber gleichzeitig unbedingt Herrn N zum Geburtstag wecken, so dass sie mich gefragt hatte, ob ich sie dort, wo sie übernachtet hatte, abholen könnte. Dann dachte sie, um fit zu werden sei es eine gute Idee, mir ein Stück entgegen zu gehen und so ergab sich diese Situation.
Im Büro heute vor allem Terminabstimmungen für die Reise nächste Woche. Ich lande um 14:30 Uhr, danach Immigration und Gedöns. Um 18:30 Uhr bin ich schon mit dem ersten Team zum Abendessen verabredet. Am nächsten Tag: Konferenz von 9:30 bis 17 Uhr, anschließend Cocktailempfang um 18 Uhr. Tags darauf dasselbe: ganztägige Konferenz, abends dann Dinner & Dance um 19 Uhr. Am Freitag Rückflug: Abfahrt zum Flughafen wieder gegen 14:30 Uhr. Dazwischen möchte ich idealerweise noch mit mindestens acht Personen sprechen, um offene Themen zu klären. Die Chance, dabei zu wenig Kaffee zu trinken, ist gering.
Über Mittag war ich bei der Friseurin, während sie mir die Haare schnitt, einigte ich mich mit Frau Herzbruch, den geplanten gemeinsamen Sommerurlaub zu stornieren (und bereits um 19 Uhr hatten wir etwas Neues, anderes gebucht). Nebenher berichtete der Friseur von seiner Nebenkostenproblematik. Da bin ich ja total im Thema. Ich bin schon versucht, meinen Nebenkostenberater zu fragen, ob er vielleicht für einen mittelgut laufenden Frisiersalon pro bono tätig werden würde. Aber so gut kennen wir uns noch nicht, wir sind momentan noch auf dem Stand, dass er verstehen muss, dass ich keine bunten Dinge in Präsentationen haben möchte, die keine Bedeutung haben, dass Diagramme immer beschriftet sein müssen und dass mir insgesamt eine unformatierte Excel-Tabelle mit Zahlen jeden Tag lieber ist als eine grafische Aufbereitung oder gar Präsentation.
Dennoch gelang es dem Nebenkostenmann - ohne von dem Sachverhalt der Verbockung überhaupt Kenntnis zu haben - mich weitestgehend zu entbocken. Zum einen durch seine Begeisterung für die Situation ("zerrüttete Beziehungen sind mir am Liebsten, da weiß man, woran man ist!") und zum anderen durch seine Sachkenntnis, die den fürchterlichen Wust zu einzelnen, klar definierten Themen macht, die man mit Zahlen versehen kann. Zahlen entbocken mich immer sofort, sie sind angenehm und beruhigend. Wenn er sie jetzt nur noch in Excel...
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste: "Wenn Sie nicht in Aktien investieren, wie legen Sie dann angespartes Geld so an, dass die Inflation es nicht so sehr trifft?"
Ich denke nicht, dass die Anlage von Geld in Aktien das alternativlose Nonplusultra ist. Es kommt ja auf Zeithorizont, Risikobereitschaft, Liquiditätsplanung und makroökonomischen Lage an.
Ich habe zum einen gar nicht unfassbar viel Geld, das ich irgendwo anlegen müsste - bis vor ein paar Jahren ging übriges Geld in die Abzahlung eines Immobilienkredits. Dann habe ich in ETFs investiert (das darf ich ohne Absprachen, weil im Indexhandel keine gezielte Einflussnahme möglich ist und Insiderwissen keine Informationsasymmetrie bewirkt) sowie Tagesgeld und Festgeld.
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Meine Güte was für ein Tag. Am Vormittag befasste ich mich mit Trump. Immerhin nicht mit ihm persönlich, nur mit den Auswirkungen seiner Politik, das reicht mir aber auch schon. Konkret mit dem Schaffen von diversen Plänen B für Personen, die eigentlich in den nächsten Monaten mit einem OPT-Visum eine Arbeit in den USA aufnehmen wollen und sollen und es ist gerade unklar, ob das dann möglich sein wird. Ich schaffe also eine Art „Auffangbecken“, damit wir Personen mit passender Nationalität hier bei uns beschäftigen können, bis sich das alles klärt oder eben möglicherweise auch darüber hinaus. Das klingt jetzt erst einmal wenig aufwändig, wir sprechen aber von ungefähr 1/3 der aktuellen Belegschaft, die nochmal ganz kurzfristig hinzukommen würde, das muss man erstmal räumlich und organisatorisch aufstellen und dann aber eben auch mit möglichst geringem finanziellen Aufwand vorher, denn es kann ja auch gut sein, dass das alles überhaupt nicht stattfindet.
Mittags gab es ein sehr kurzes Intermezzo mit Hausverwaltung/Vermieter, ich kann dazu nur sagen, dass ich noch nicht entbockt bin. Es wird mir auch nicht leicht gemacht. Wir hatten uns, um eine transparente Gesprächsgrundlage zu haben, darauf geeinigt, die aktuellen Missstände in einer Tabelle zu erfassen und die Hausverwaltung möchte die von mir gewünschte Spalte „Letzte Bearbeitung am“ nicht aufnehmen. Das halten sie für entbehrlich, sagen sie, was sowieso schon gelogen ist, denn wenn man etwas für entbehrlich hält und die anderen halten es für wichtig, dann nimmt man es eben einfach auf, es ist ja nichts dabei. Korrekt wäre es also gewesen, zu sagen, „wir wollen diese Spalte nicht“, für mich ist sie allerdings tatsächlich ein Dealbreaker, was ich natürlich nicht sagte, man kann es den anderen nicht allzu einfach machen, den Deal zu breaken. Statt dessen sagte ich, nachdem ich „wir halten diese Spalte für entbehrlich und verzichten im Sinne einer ökonomischen und übersichtlichen Darstellung darauf“ gehört hatte nur „Sie nehmen die Spalte auf und können statt dessen die anderen zwei rausnehmen, die sie aus mir nicht schlüssigen Gründen eh doppelt drin haben, dann ist für die Ökonomie viel getan“. Nein, das war noch keine entspannte, offen-zugewandte Reaktion. Bestimmt klappt das Montag besser.
Am Nachmittag geschah etwas ganz Tolles, nämlich kam eine Anordnung für eine Steuerprüfung und zwar mit einem Fokus auf Themen, zu denen ich trotz aller Mühe in den letzten Jahren noch keinen Zugriff erhalten habe, also wirklich vertrauliches Zeug. Die deutsche Steuerberaterin war nervlich etwas angefasst, als wir telefonierten, weil sie in diese Abläufe nicht involviert ist, das wird in den USA gemacht. Nun wird aber halt in Deutschland geprüft und auf Deutsch und ganz sicher wird da, bei aller internen Koordination, nichts nach extern gegeben, was nicht über meinen Schreibtisch und den der Steuerberaterin gegangen ist und hurra, wir kriegen jetzt diese ganzen spannenden Infos! „Aber die werden sie uns nicht geben, das wird ein riesiger Kampf!“, sorgte sich die Steuerberaterin und ich sagte „aber wir werden ihn gewinnen, denn wir können sagen ‚we have German formellen Verwaltungsakt‘ und dann wissen wir alles und werden dafür auch noch bezahlt!“ Ich freue mich wirklich. Die Steuerberaterin sagte, sie wolle nochmal darüber nachdenken und vielleicht nach dem Wochenende, nach dem ersten Schrecken, versuchen sich zu freuen.
In der täglichen Contentvorschlagliste eine letzte Frage: „wie geht man am besten vor wenn man das erste Mal in Aktien investieren möchte?“
Kann ich nicht sagen, ich kann aus beruflichen Gründen nicht in Aktien investieren – bzw. ich kann schon, aber es ist mit einem Umweg verbunden, ich muss Käufe/Verkäufe vorab prüfen und freigeben lassen, das ist mir zu mühsam. Ich glaube, ich würde halt erstmal ein Depot eröffnen, damit ich überhaupt handlungsfähig bin und mich dann informieren, von welchen Aktien ich mir das verspreche, was ich suche.
(Kommentare)