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    Freitag, 25. April 2025
    25. April 2025 - Be water

    Heute geschah Großes! Der Wasserhahn in der Küche wurde repariert. Wir haben jetzt wieder einen soliden Wasserhahn, der nicht wackelt, Druck liefert und sogar kaltes wie warmes Wasser führt. Es fühlt sich fast unanständig luxuriös an. Ich weiß nicht, wann das das letzte Mal so war, es ist viele Jahre her, ich hatte damals – als der Wasserdruck zum ersten Mal nachließ und das warme Wasser ausblieb, dreimal denselben Handwerker kommen lassen, ohne Erfolg, dann war Corona und als das vorbei war, hatte ich mich an die Situation gewöhnt.

    Seit zwei Wochen war jetzt aber überhaupt kein Wasser mehr in der Küche, so sah ich mich veranlasst, zu handeln. Wobei ich mich an diese neue Situation in den letzten zwei Wochen auch schon gewöhnt hatte. Aber ich hatte Angst, was Frau Herzbruch bei ihrem nächsten Besuch dazu sagen würde. Und ja, sie ist krank und der nächste Besuch ist sicher noch eine Weile hin, aber die Zeit vergeht bekanntlich unglaublich schnell, plötzlich wird sie vor der Tür stehen, es ist gut, dass der Wasserhahn repariert ist.

    Nächste Schritte WC-Sitz und Spülkasten. Aber nicht mehr diese Woche.

    Im Büro wieder sehr viel Zeit damit verbracht, „die Kompetenz zurück ins Team zu geben“. Dann Debriefing mit zwei Mitarbeitern, die ein höchst merkwürdiges Meeting hatten. In dem Meeting sollte erklärt werden, welche Bereiche vom Austausch eines FI-Relais betroffen sein werden, ob es eine alternative Stromversorgung für die Bereiche gibt, wie lange der Austausch dauert, welche Risiken im Nachlauf zu erwarten sind etc. Die Besucher kamen aber gänzlich unvorbereitet, sie hatten noch nicht einmal Pläne der Fläche dabei. Sehr eigenartig.

    Ich konnte an diesem Treffen nicht teilnehmen, weil ich zur selben Zeit eine Besprechung mit dem Vermieter hatte. Eigentlich hätte ich ihn nur zu dem anderen Meeting mitnehmen müssen, dann wäre schon alles gesagt gewesen, doch das hatte ich so nicht antizipiert.

    Mein Thema war nämlich, dass die mangelnde Professionalität der Hausverwaltung uns organisatorisch und wirtschaftlich schadet und ich mir die Mühe gemacht habe, mal den Zeitaufwand zu dokumentieren und daraus eine Summe in Euro abzuleiten. In der Sinnlosschleife, die das Meeting meiner beiden Mitarbeiter im Rahmen eines eigentlich notwendigen Ablaufs darstellte. wurde ja auch schon wieder von zwei Mitarbeitern von mir jeweils eine halbe Stunde Zeit verbrannt und es wurde ein Raum blockiert und vorbereitet, das kann man alles bepreisen. Wir bezahlen ja Geld für die Hausverwaltung, da wäre zu erwarten, dass sie uns im Gegenzug Arbeit abnehmen, nicht weiteren Aufwand verursachen. In dem Meeting hatte ich einen dritten Mitarbeiter dabei und sagte dem Vermieter, dass dieser Mitarbeiter eigentlich auf seiner, also der Vermieterseite des Tisches sitzen müsste, denn 80% der Zeit arbeitet er für ihn. Er wird nur nicht von ihm bezahlt, sondern von mir und das ist ein Missverhältnis. Also habe ich eine Zahl für das erste Quartal 2025 platziert und bin jetzt gespannt, wohin das führt.

    Den ganzen Heimweg freute ich mich auf den Wasserhahn.

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    Donnerstag, 24. April 2025
    24. April 2025 - Falscher Fuß

    Schlecht geschlafen, die App behauptet gut, sie hat also nachweislich keine Ahnung. In der Nacht verdrehte ich mir mehrfach den Fuß in der Bettdecke und außerdem träumte ich ständig von den beiden Terminen vor der Arbeit – heute Autowerkstatt, morgen Installateur. Im Traum verwechselte ich die Termine ständig, fuhr zur Werkstatt und zu Hause stand der Installateur oder wartete zu Hause auf den Installateur und bemerkte dann, dass ich eigentlich ja in der Autowerkstatt sein sollte. Dazwischen wachte ich auf, sortierte mich kurz und versicherte mir: Donnerstag Werkstatt, Freitag Installateur. Dann schlief ich wieder ein und träumte den Mist erneut. Die App bekam nichts davon mit, sie behauptet, ich hätte durchgeschlafen. Aber sie misst ja auch oft Schlaf, wenn ich im Büro am Schreibtisch arbeite. Es ist echt respektlos.

    Im Büro dezent nervige Themen. Ich habe eine neue Theorie: viele Probleme am Arbeitsplatz entstehen durch den Drang, anderen irgendeine Arbeit abzunehmen, obwohl das gar nicht vorgesehen ist. Zig Missverständnisse, die Person, der die Arbeit abgenommen wird, stellt fortan das Denken komplett ein und die abnehmende Person klagt nun über Überlastung wegen Dingen, die sie überhaupt nie machen sollte. Wenn das nun Tätigkeiten sind, die die abnehmende Person besonders toll findet, können wir natürlich nochmal überlegen, ob dafür irgendwie Raum geschaffen werden kann. Meistens ist es aber gar nichts so und der Grund liegt in Zwischenmenschlichem. Da habe ich heute viel zurücksortiert.

    Den Tag über begann der Fuß mehr zu schmerzen, ich habe die Autofahrt im Verdacht, beim Autofahren ist ein Fuß ja in einer völlig unnatürlichen Position. Morgen fahre ich Bahn.

    Zu Hause konnte ich einfach die Füße hochlegen – heute war Putzhilfetag, alles erledigt, ohne mein Zutun. Für den morgigen Installateurbesuch räumte ich noch den Schrank unter der Spüle aus. Ich wollte ihn auswischen, stellte aber fest: Er ist bereits sauber. Und sogar sortiert – keine unnötigen Dinge, alles sinnvoll. Ich war positiv überrascht.

    Erst später fiel mir auf, dass ich ausgerechnet den falschen Fuß hochgelegt hatte.

    Jetzt bin ich gespannt, womit der Installateur tatsächlich auftaucht. Den Wasserhahn hat er angekündigt, das wäre das Minimum. Wenn zusätzlich ein WC-Sitz oder ein Spülkasten dabei ist, freue ich mich. Sollte er mit einem Heizkörper erscheinen, bin ich überfordert.

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    Mittwoch, 23. April 2025
    23. April 2025 - Tag im Maschinenraum

    Tag nicht weiter erwähnenswert, ein Tag der kleinen Dinge, die sich nicht von selbst tun. Kontenbewegungen überprüfen, ETA beantragen, ESTA beantragen, um Updates zu ungeklärten Themen bitten, dies und das. Dazwischen ein sehr leckeres Geschäftsessen mit zweierlei Sorten Fisch und überraschend interessanten Gesprächen. Ich hatte vorher nicht allzu große Lust auf den Termin, mir dann aber überlegt, dass ich ihn einfach zur Verfeinerung meiner Smalltalk-Skills nutzen kann. Eine neue Methode, die ich seit einiger Zeit anwende ist, Dinge wie „ich glaube, ich habe einen anderen Blick darauf – gerade deswegen würde ich gerne verstehen, wie Sie das sehen“ oder „ich bin da unschlüssig und neugierig, wie Sie zu Ihrer Einschätzung kommen“ zu sagen, also natürlich nur, wenn ich Denkergebnisse wirklich nicht ganz nachvollziehen kann. Das funktioniert für mich gut, die Gespräche werden interessanter, ich habe mich jedenfalls nicht gelangweilt.

    Bei Feierabend machte ich noch einen Spaziergang in einen anderen Teil der Stadt, um für M in einem speziellen Laden etwas zu erledigen. Das war sehr schön, durch weiche griffige Luft kurz vor einem Regenschauer, deshalb ging ich auch zu Fuß, statt Bahn zu fahren, es waren nur knapp 2 km und mir fiel erst kurz vor dem Ziel wieder ein, dass mein Fuß sich kürzlich erst verletzt hatte. Direkt vor dem Laden war auch eine U-Bahn-Station und so konnte ich bequem von dort nach Hause fahren, mit kurzem Schwenk über eine Apotheke, in der die Verkäuferin sehr in Plauderlaune war. Ich hatte auch noch 8 Minuten Zeit bis zum Bus und so tauschten wir uns über Nasenduschen aus, die Verkäuferin ist Fan und ich selbst ja auch.

    Eine sehr angenehme Erfahrung mit dem Swapfiets-Telefonsupport gemacht. Ich möchte ja das E-Bike zurückgeben, habe dafür auch schon einen Termin vereinbart. Zum selben Termin möchte ich gerne ein Nicht-E-Bike von dort wieder ausleihen, es gelang mir aber nicht, dafür online einen Termin einzustellen. Also bemühte ich den Support, der Trick war, dass ich das E-Bike nicht kündigen darf sondern einen „Fahrradwechsel“ eintragen muss. Das wurde aber alles gleich für mich erledigt, also Rücknahme der Kündigung, Eintragung Fahrradwechsel, Terminversand, ich war sehr zufrieden. Ich hoffe nur, dass ich den Termin einhalten kann, er liegt eine Woche nach Zahn-OP. Ich hätte ja gedacht „selbstverständlich!“ aber die Zahnärztin war sehr dezidiert, dass ich mir die Woche nach der OP freihalten soll von Terminen aller Art, also auch von Arbeit (d.h. Krankschreibung). Ich erinnere mich nicht, je eine Woche krankgeschrieben gewesen zu sein. Noch nicht einmal, als das Knie operiert wurde. Ich bin sehr gespannt. Jedenfalls ist der Fahrradtermin aber ja am Tag nach dieser terminfreien Woche, es sollte also passen.

    Zu Hause erwartete mich ein Paket, der Versender hatte mich morgens noch informiert, schriftlich, dass es sein Ziel ist, mir dieses Paket zuzustellen. Man sollte wirklich nichts als selbstverständlich annehmen. Das Unterfangen gelang, schön für den Versender, definitiv ein Erfolgserlebnis und Herr N hat jetzt wieder ausreichend Malerkrepp.

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    Dienstag, 22. April 2025
    22. April 2025 - Noch 9x Schwimmen

    Der Tag war lang und angenehm unterhaltsam, er enthielt Verrücktheiten, Freizeitaktivitäten und zwei Entscheidungen, die sich gut anfühlten. Außerdem freue ich mich zum ersten Mal, seit ich mich überhaupt erinnern kann, über den Frühling. Ich weiß nicht, woher das kommt. Neulich bei der Reise mit Schanuf war es schon so, dass mir die erblühende Landschaft auffiel, sonnenbeschienen und – zu meiner Überraschung – anziehend. Ich äußerte das Gefühl verwundert, wir versuchten, es zu verstehen, es gelang aber noch nicht. Heute wiederholte sich das Gefühl, ich war mit Fragmente draußen unterwegs und sie erwähnte – fast schon entschuldigend, Personen, die mich schon während des Sommers kannten, in dem ich versuchte, ihm mit ausgeprägtem Hass zu begegnen, neigen dazu – irgendwas mit Frühling oder nahendem Sommer und ich entdeckte wieder eine gewisse freudige Erwartung in mir. Wir werden das beobachten und genießen, so lange es anhält.

    Die zwei Verrücktheiten spielten sich beide im beruflichen Kontext ab. Die eine – wir haben ja einen Dienstleister, der nicht so richtig den Erwartungen entsprechend Dienste leistet, so dass es ein Gespräch gab nach dem ich verwundert war, wer eigentlich genau für uns zuständig ist. Denn der bisherige Ansprechpartner war es nicht mehr, er arbeitet da gar nicht mehr, trat aber weiterhin so auf, als ob. Also schaute ich im Handelsregister nach, wer denn dort Zeichnungsrechte hat und telefonierte dann ein wenig mit dem Ergebnis, dass eine neu zuständige Person mir eine Liste von Ansprechpersonen schickte und einen Vorstellungsbesuch ankündigte. Der alte Ansprechpartner mailte dann heute – irritierenderweise immer noch mit Firmenadresse, ich hoffe, die haben ihr eigentliches Geschäftsfeld besser im Griff als ihre IT – und bat, die mail vom neuen Ansprechpartner weitergeleitet zu bekommen. Völlig crazy. Ich verknüpfte die beiden Herren per Mail mit der Bitte, die Angelegenheit zu regeln ohne mich zu behelligen.

    Die zweite Verrücktheit war ein weiterer Dienstleister, heute zu Gast weil es Probleme gibt, die ich besprechen und vorzugsweise natürlich lösen wollte. Das sei aber nicht möglich, erklärte mir die Besucherin, weil alles bei ihnen intern so schwierig ist und ihr der Job auch gar keinen Spaß mehr macht, es sei für sie auch alles total doof und wird ihren Ansprüchen nicht gerecht, wir seien in derselben Situation. An der Stelle musste ich klar widersprechen, die Situation ist nicht ansatzweise vergleichbar, denn die Besucherin wird für ihr Leiden bezahlt, ich hingegen bezahle dafür auch noch einen Haufen Geld. Keinesfalls gleich also. Der Besuch endete kurz darauf, wir konnten die Situation nicht auflösen, es geht in die nächste Instanz.

    Die Freizeitaktivitäten: ich traf Fragmente zum Kaffee und wir tranken Tee, das war sehr schön! Und abends ging ich Schwimmen und das Schwimmbad war fast vollkommen leer, superangenehm.

    Und beim Schwimmen traf ich auch eine der Entscheidungen, die sich gut anfühlten. Ich kaufte nämlich eine 10er-Karte. Erst war ich zögerlich, es ist nämlich, glaube ich, das Schwimmbad, das für Fragmente am wenigsten attraktiv ist und sowieso ist bald Sommer und ich werde eher draußen schwimmen. Andererseits haben Fragmente und ich aber sowieso nicht jede Woche einen gemeinsamen freien abend, und wenn ich ohne sie schwimmen gehe, gehe ich immer in dieses Bad, weil es für mich verkehrstechnisch sehr gut liegt und weil es eine 50-Meter-Bahn hat. Wichtiger ist aber: ich muss jetzt in diesem Schwimmbad, in das ich meistens allein gehen werde, also keine Fallback-Option dabei habe, nicht mehr an Bargeld denken müssen. Das ist dort nämlich die Zahlungsweise. „Wie lange gilt die 10er-Karte denn?“, fragte ich den Herrn hinter dem Plexiglas, das ich bei drei Besuchen schon fast beim Gestikulieren eingeschlagen hätte, weil es so gut geputzt ist. Der Herr besteht aus lauter Kreisen, sein Kopf ist wie ein Kreis, seine Frisur, sein Bauch, sogar seine Hände – mehr kann ich von ihm hinter dem Tresen nicht sehen. Er wirkt sehr sympathisch. „Für immer!“, sagte er. Ich schaute wohl etwas skeptisch. „Sie können die Karte auch übertragen“, fügte er hinzu, und dann, nach einer kurzen Pause „aber Sie sind ja noch jung!“ Ich war überzeugt. 10x Schwimmen, also nach heute 9x schaffe ich in diesem Leben wohl noch, zumindest hoffe ich das sehr. Ich bin jetzt eine Person mit Schwimmzehnerkarte. Wer hätte das gedacht.

    Die zweite gute Entscheidung betraf die Autowerkstatt, zu der ich heute fahren wollte. M hatte dort letzte Woche einen Termin wahrgenommen und der Automensch war doof zu ihr gewesen. Er hatte ihr – trotz Termin – das Gefühl gegeben, dass sie stört (er hatte Besuch und war mit Kaffeetrinken beschäftigt), ihre Fragen nicht beantwortet und das, was sie sagte, nicht berücksichtigt. Dann hatte er sie weggeschickt und sie sollte heute wiederkommen, dann könnte er sich das nochmal genauer anschauen. Als sie mir das berichtete, hatte ich beschlossen, die Angelegenheit selbst zu übernehmen und den Dienstagtermin wahrzunehmen. Heute, kurz bevor ich losfahren wollte, kam mir aber plötzlich ein ganz anderer Gedanke: warum um alles in der Welt sollte ich eine Autowerkstatt aufsuchen, die blöd zu meiner Tochter ist? Es gibt ja reichlich andere Autowerkstätten und ich möchte mit doofen Leuten keine Geschäftsbeziehung (und auch sonst keine). Ich rief also einfach woanders an und vereinbarte einen Termin für Donnerstagmorgen und bei dem Doofmensch sagte ich nicht ab.

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    Montag, 21. April 2025
    21. April 2025 - Vielleicht eine Vase

    Der Ostermontag war Erledigungen gewidmet. Ich weiß nicht, was das mit Wohnungen ist, dass sie immer so viel Arbeit mit sich bringen und immer so viel Krempel anziehen. In dem meiner vielen möglichen alternativen Leben, das mich am meisten anzieht, lebe ich völlig allein in einem 1-Zimmer-Appartement. Gern in einem Hochhaus so zwischen 7. und 13. Stockwerk, gern mit kleinem Balkon. Ich hätte ein Bett in einer Nische, eine große Fensterfront, einen Tisch mit 3 Stühlen (die vierte Seite steht an der Wand), zwei Sessel und ein Tischchen dazwischen, einen Kleiderschrank und ein Sideboard. Von einem winzigen Flur, der eigentlich nur zum „Sich-zu-einer-Tür-drehen“ dient, geht noch eine Tür zu einem kleinen Bad (Dusche) und einer kleinen Küchenzeile ab. In dieser Wohnung wären nur sehr wenige Dinge. Eine Pflanze vielleicht. Eine Schale, in der ich aktuelle Post ablegen würde und Schlüssel, wenn ich reinkomme. Vielleicht eine Blumenvase. Ein paar Sachen mehr vielleicht noch, die aber alle immer genau einen Ort hätten, an dem ich sie verwenden möchte und da sind sie auch.

    Das mit dem genau einen Ort ist etwas, das ich auch in der Wohnung in meinem tatsächlichen Leben praktizieren möchte, und es kommt mir so vor, als arbeite ich seit Jahrzehnten daran. Einfach ist das nicht, denn Herr N ist Sammler und M ist 20, hat also in den letzten zwei Jahrzehnten diverse, sehr unterschiedliche Phasen, die unterschiedliche Gegenstände erfordern, durchlaufen und nicht immer sind wir uns genau bewusst, ob eine Phase endgültig oder nur vorübergehend beendet ist und bewahren lieber nochmal auf. Zapp, sind fünf Jahre um und sie ist drei Phasen weiter. Ich habe Listen geführt mit Orten in der Wohnung, die einer genauen Inspektion unterzogen werdeń müssen, das ist ein sehr frustrierendes Unterfangen, denn noch bevor man einmal durch ist, kann man von vorn wieder anfangen, das macht keinen Spaß

    Deshalb gehe ich jetzt dazu über, statt einer „To Do“ eine „Done“-Liste zu führen, das heißt, ich schreibe mir auf, was ich aussortiert oder entsorgt oder repariert habe. Vielleicht schreibe ich es analog auf, und in einer Zukunft, in der wir alle selbstgenügsam in irgendwelchen Pods leben, die immer hinter uns her schweben, so ähnlich wie Schnecken, dann findet das jemand und denkt sich MEINE GÜTE, WAS WAR MIT DIESEN LEUTEN UND IHREM GANZEN KREMPEL??! Man würde die Aufzeichnung nach dem Finden digitalisieren und das Original sofort vernichten, denn in den Pods ist für sowas natürlich kein Platz. Hachja.

    Heute habe ich zwei Schubladen von der Schlafzimmerkommode repariert, die Verbinder hatten sich gelockert, so dass der Boden durchhing. Weggeworfen habe ich einen Duschvorleger, der beim Bleachen von irgendwas (Haaren vermutlich) in Mitleidenschaft gezogen wurde und ein paar Kleidersäcke, die ich im Bettkasten gefunden habe. Dafür sind im Bettkasten jetzt die Wintermäntel, frisch gewaschen und vakuumiert, bis auf zwei, die waren noch nicht trocken.

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    Sonntag, 20. April 2025
    20. April 2025

    Heute also Ostern – frohe Ostern!

    Wir mussten sehr, sehr früh aufstehen, also in meiner Wahrnehmung jedenfalls, ich bin ja die Zeitumstellung nicht mitgegangen und gehe deshalb jetzt einfach immer eine Stunde (wobei ich mich mittlerweile um schon um eine Viertelstunde wieder herangerobbt habe) später zur Arbeit. Heute mussten wir um 7 Uhr im Auto sitzen, für mich eine absolut gottlose Zeit, da bin ich sonst noch gar nicht aufgewacht.

    Die Zeit im Auto verbrachte ich damit, mein Mailpostfach zu sortieren und noch ein wenig nachzuschlafen. Dann gab es Osterfrühstück bei Papa N., dann österliches Sitzen auf dem Sofa, anschließend Osteressen im Restaurant, dann ein Osterspaziergang, dann fuhren wir wieder zurück. Der Fuß hatte sich den gesamten Tag über komplett unauffällig verhalten, muckte auf der Rückfahrt aber auf, wobei er da ja nur reglos im Auto herumsitzen musste. Ich denke, er findet Autofahren genauso langweilig wie ich. Das Mailpostfach war auch schon fertig sortiert, alle Timelines gelesen, die Strecke bin ich mindestens schon 200x gefahren, da gibt es für mich auch nichts Neues mehr zu sehen. Okay, auf der Hinfahrt kreuzte ein Storch die Autobahn. Auf der Rückfahrt regnete es ein paar Tropfen und einem Auto vor uns kamen Flammen aus dem Auspuff. Das Angebot an Anregungen von außen blieb denkbar schmal.

    Auch auf der Rückfahrt mailte ich dem Pfarramt der Kirche, neben der er wohnt, denn er hat eine Frage zum Glockenläuten. Die Mailadresse entnahm ich der Website der Kirche. Die Mail kam aber zurück, die Adresse existiert nicht, ich googelte mich also weiter zur Pfarreiengemeinschaft, dort gibt es immerhin ein Kontaktformular mit nervigem Captcha. Starkes Augenzucken, was ist so schwer daran, gut digital erreichbar zu sein?

    Zu Hause wartete ein Schreiben der Hausverwaltung. Wir sanieren also dieses Jahr. Die Zähne, die Küche, das Bad und offenbar auch den Hauseingang. Nunja, von mir aus.

    Nun läuft bei Herrn im Fernsehen ordnungsgemäß Life of Brian und M ist zu einer Rocky Horror-Party aufgebrochen.

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    Samstag, 19. April 2025
    19. April 2025

    Ostern ist diese Jahr hier sehr relaxed, ich habe außer der Zubereitung einer Frankfurter Grünen Soße gerade eben keine Vorbereitungen getroffen. Denn – auch wenn alles gut ist – bin ich immer noch sehr auf Kante. Ich schaffe gut die Sachen, die ich muss und so gut wie alle Sachen, die ich will. Für Sachen, die mir überhaupt nicht wichtig sind, sind noch nicht wieder Kapazitäten frei.

    So gibt es in diesem Jahr keine gefärbten Eier. M hatte keine Lust auf Färben und mag sowieso keine hartgekochten Eier, mir war das Färben egal und ich esse lieber warme, weichgekochte Eier, Herr N isst alle Eier aber war mit dem Färben, also Streichen, von Türrahmen befasst und interessierte sich nicht für Eierfarben. Unter diesen Voraussetzungen ist es Quatsch unter zeitlichem Aufwand größere Mengen an Lebensmitteln verzehrfertig herzustellen, die dann am Ende nur mit erneutem Aufwand („müssen jetzt echt mal weg!“) verzehrt werden.

    Ähnlich mit Deko. Ich mag sowieso überhaupt keine Deko, Herr N mag Deko aber dekoriert nicht, M ist leidenschaftslos. Ich hatte gedacht, dass ich die Kiste mit der Weihnachtsdeko vor Ostern in den Keller bringe und dann die Kiste mit der Osterdeko nach oben hole, das hätte den Vorteil, dass dann für die Weihnachtsdekokiste überhaupt auch Platz vorhanden ist, der Keller muss nämlich auch mal entrümpelt werden. Hatte Fragmente mir nicht mal zum Geburstag geschenkt, dass sie mit mir den Keller entrümpelt, oder hatte ich das abgelehnt wie die Wasserhahnreparatur durch Frau Herzbruch dieses Jahr? Da durfte ich wählen zwischen der Wasserhahnrepartur, irgendwas absurden mit einem Handballspiel und der Biographie von Angela Merkel und ich wählte Frau Merkel, alles andere fand ich anstrengend. Hinterher ist man immer schlauer, jetzt muss ich mich nächsten Freitag um den Wasserhahn kümmern und das Buch von Frau Merkel habe ich noch nicht gelesen, es ist ja viel zu schwer, um es irgendwo hin mitzunehmen, dafür liegt es sehr plan auf dem Tisch neben meinem Sessel und durch seine Schwere verrutscht es auch nicht so schnell, weshalb ich meine morgendliche Teetasse darauf abstelle. Insofern habe ich doch richtig gewählt, ich freue mich ja jeden Morgen über dieses Geschenk.

    Jedenfalls kann ich die Weihnachtsdekokiste nicht in den Keller bringen, weil die Katze momentan darauf schläft, also habe ich die Osterdeko nicht hochgeholt, ich glaube, ich habe sowieso nur einen Hasen aus Holz und eine Tischdecke mit Hühnern drauf, wenn ich dann irgendwann den Keller aufräume, könnte ich die Tischedecke zu den anderen Tischdecken in der Wohnung legen (und den Hasen wegwerfen) und dann wäre die Osterangelegenheit hervorragend reregelt.

    Das mit dem Keller wird aber noch dauern. Jetzt ist ja erstmal Wasserhahn, dann ist Zahn-OP und eine Woche Auszeit, das kommt mir SEHR ungelegen, dann sind drei Reisen in drei Länder mit knapper Folge, das kommt mir auch ungelegen und für eine davon ist noch nicht einmal ein halbwegs günstiger Termin gefunden worden und dann ist Sommer und sowieso für mich alles schlecht. So vergeht das Jahr.

    Bei Deko muss ich momentan sowieso immer an Guido Maria Kretschmer denken, weil ich neulich einen Podcast mit ihm hörte (beim Schwimmen!) in dem er berichtet, dass er gerne dekoriert, auch zum Beispiel seinen Partner, wenn der da so hübsch sitzt im richtigen Licht und ein Buch liest, dann legt er ihm noch einen Plaid um die Schultern, damit das alles noch hübscher aussieht. Das konnte ich mir gut vorstellen. Auch berichtete er, dass er sich so gern eincremt und das berichtet er mit den Worte (aus dem Gedächtnis zitiert) „Alles, was meins ist fasse ich einmal am Tag an“. Ich creme mich ja überhaupt nicht gern ein, muss das nach dem Schwimmen aber, sonst juckt meine Haut und jetzt denke ich dann immer an dieses Zitat, muss dann lachen und finde das Eincremen nicht mehr so blöd, weil ich ja lache.

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    18. April 2025

    Den heutigen Tag habe ich vollständig der therapeutischen Regeneration des Fußes gewidmet (in medizinisch weniger affinen Kreisen würde man sagen: dem Nichtstun). Eine in ihrer Bedeutung oft unterschätzte, dabei jedoch absolut zentrale Aufgabe. Ich begann sie mit einem beherzten Liegenbleiben bis fast zehn Uhr. Der Fuß – mein Fuß – ruhte dabei unter der Decke und unterzog sich vermutlich einem rasanten Heilungsprozess, während ich ausschlief.

    Irgendwann gegen später überredete ich ihn, sich gemeinsam mit mir in den Sessel zu begeben, den ich zuvor sorgfältig mit einem passenden Höckerchen ergänzt hatte, damit er, der Fuß, auch weiterhin erhöht und angemessen gelagert verweilen konnte.

    Begleitend zu diesem passiven Tageseinsatz las ich ein Buch. Komplett. Kein Herumblättern, kein Kapitel-Überspringen, kein „Ich lese erst mal rein“ – ein ehrliches, aufrechtes Ganzlesen. Das ist erwähnenswert, denn es geschieht nicht oft. Dennoch war das Buch irgendwann aus. Sehr schade, ich hätte gern noch weitergelesen. Ein neues Buch kam für mich nicht direkt in Frage. Wenn ich zu früh mit etwas Neuem anfange, überlagern sich die Stimmen, die Bilder, die Gedanken. Das gefällt mir nicht. Ich möchte das eine erst in Ruhe nachklingen lassen, bevor ich dem nächsten etwas entgegenbringen kann. Deshalb: kein neues Buch. Noch nicht.

    Seitdem das Buch also zugeklappt ist – das ist nur bildlich zu verstehen, ich lese ja digital – bin ich in einem Zustand milder innerer Leere. Beschäftigungslosigkeit, ja – aber auf gehobenem Niveau. Ich habe kurz überlegt, ob ich mich einer anderen Tätigkeit widmen sollte, aber der Tag steht unter dem Zeichen der Fußschonung, und alles, was über Lesen, Dösen und gelegentliches Wassertrinken hinausgeht, erscheint mir momentan unangemessen. Ich befinde mich in einem Zustand, den man freundlich als kontemplativ, weniger freundlich als latent gelangweilt bezeichnen könnte.

    Ich erwäge, diesem Zustand durch erneutes Einschlafen zu begegnen. Es wäre die logische Fortsetzung eines Tages, dessen primäres Ziel von Anfang an feststand: den Fuß in den Mittelpunkt zu rücken, ihm die Bühne zu überlassen, die ihm – nach allem, was er durchgemacht hat – auch einfach mal zusteht.

    Er dankt es mir übrigens mit einem Jucken irgendwo tief unter der Haut, das sich durch Kratzen nicht beseitigen lässt. Morgen mache ich etwas anderes.

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    Freitag, 18. April 2025
    17. April 2025

    Ein weiterer skurriler Bürotag. Eine Person (Führungsebene) hatte herumgebrüllt. Bei uns wird nicht herumgebrüllt, also suchte ich das Gespräch, ich wollte verstehen, was passiert war. Die Brüllperson hatte den Eindruck, dass sie nicht gehört wird, es war jedoch kein Lautstärkeproblem (ich habe extra gefragt!). Ich war sehr erstaunt. Wenn ich möchte, dass mir jemand gut und genau zuhört, halte ich es gar nicht für zuträglich, ihn/sie zu erschrecken, Angst ist für Verstehen und für Performance selten förderlich. Das Gespräch endete einvernehmlicher, als ich erwartet hatte.

    Dann ein weiterer Sicherheitsvorfall, dann verstopfte Toiletten, dann ließ ich eine Stolperfalle sichern und zwar mit diesen riesigen goldenen Pfeilern mit roten Kordeln, die man sonst für Absperrungen bei Empfängen verwendet, verziert mit rot-weißem Absperrband. Das Thema nervt mich schon länger, es soll jetzt auch andere nerven. Später kam ein Anruf des Vermieters, ob ich eventuell die Hunde zurückpfeifen könnte, sie wären ausreichend zermürbt. Keine Ahnung, wovon die sprechen. Die sind mehr als 20 (wechselnd, es verschwinden ja immer mal welche), wir sind zwei, wie können sie zermürbt sein und außerdem hatten sie ja das Spiel eröffnet. Wir setzen uns am Dienstag mal unter vier Augen zusammen.

    Ich bin, wie gesagt, nicht zermürbt aber zerfahren. Ich habe zu viele halb ausgepackte Taschen herumstehen, zu viele angefangene Bücher, zu viele Notizzettel an verschiedenen Stellen der Wohnung, es ist ein Wunder, dass ich immer noch die wesentlichen Dinge wie Schlüssel, Fahrkarte, Zugangskarte zum richtigen Moment bei mir habe, denn ansonsten habe ich den Überblick verloren. Viele Termine, viel Amüsement, seit Wochen (Monaten) kein komplett freier Tag und so gut wie kein Abend zu Hause. Der Karfreitag kommt mir gelegen, das ist ja ein Tag mit wirklich NICHTS. Noch nichtmals einkaufen kann man. Dieser Tag wird mich wieder in Ordnung bringen. Vielleicht putze ich sogar noch Fenster!

    Ich glaube, Fragmente hat gestern noch meine Sneaker gedisst. Es sind ganz normale weiße flache Turnschuhe. Fragmente fragte, ob ich sie wegen der Fußverletzung trage, was, nunja, der Fall ist, aber nicht offensichtlich sein sollte. Es sind ganz reguläre Schuhe, nichts Krankhaftes. Ich murmelte etwas von „flachen Schuhen“, worauf Fragmente gleich ihr Bein ausstreckte und – in meinem Nachklang im Ohr triumphierend „Ich trage auch flache Schuhe!“ rief und mir irgendwelche glänzenden Lederbüroschuhe, ich glaube Oxfords, präsentierte. Meine Güte. Dass ich ausgerechnet für meine Schuhe gedisst werde, ist mir wirklich bisher noch nie passiert. Es ist neu. Und unerhört.

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    Mittwoch, 16. April 2025
    16. April 2025

    Irrsinn am Arbeitsplatz, ich verließ die Räumlichkeiten nach einem Bier um 16.30 Uhr, um mit Fragmente Schwimmen zu gehen. Tatsächlich heute Baden, mehr dazu später. Ich war nicht zum Essen gekommen, hatte daher ein Onigiri (vegetarisch) und einen Müsliriegel dabei und Fragmente wurde unruhig, weil das Onigiri zum einen abgelaufen war und ich es zum zweiten nicht in der vorgesehenen Form aß. Ich beeilte mich, so war das Problem bald gelöst.

    Dann fuhren wir in die Therme zum Baden, Fragmente geht dort gerne hin und mir war schon klar, dass der Fuß Anemonenfüße beim Kraulschwimmen sowieso nicht sonderlich goutieren würde. Es war unfassbar voll, Menschensuppe, Osterferien, blöde Sache! Draußen im Becken aber aushaltbar, später schwammen wir auch noch ein paar richtige Runden aber nach ein paar Bahnen hatte der Fuß tatsächlich genug.

    Fragmente war vom Heilungsprozess, den ich selbst ja als brillant einschätze, unterwältigt. Sie inspizierte den Fuß und fand sogar ein Hämatom, das mir noch gar nicht aufgefallen war. Wird aber bestimmt auch bald weggehen, Thermalwasser ist für sowas alles, für sowieso alles, ja sehr förderlich!

    Ansonsten eine Neuigkeit, die Frau Herzbruch erfreuen wird: heute früh ist der Wasserhahn in der Küche final explodiert. Schon länger hängt er ja an seinem Schlauch aus der Öffnung heraus wie ein schlaffer Penis, als ich heute morgen Teewasser in den Wasserkessel einfüllen wollte, war eine merkwürdige weiße Verzierung am Schlauch. Dachte ich. Während ich noch überlegte, ob irgendein anderes Haushaltsmitglied wohl einen Reparaturversuche unternommen habe, wurde die Verzierung größer und platzte dann auch schon auf, ich war kalt geduscht und der Schlauchkopf flog quer durch die Küche. Ich musste sehr lachen!

    Also rief ich gleich um 8 den Installateur an und sprach ihm auf den Anrufbeantworter, dass wir uns nach seinem Angebot im letzten Frühjahr irgendwie aus dem Auge verloren haben und ich das angesichts der Situation, die ich auch gleich schilderte, sehr bedaure. Etwas später rief er zurück und kann mir einen Termin am Freitag nach Ostern anbieten, an dem er definitiv den Küchenwasserhahn macht und eventuell auch Teile vom Rest der Sanitärprobleme behebt, nur die Heizung bestimmt nicht, da muss er Dinge bestellen. In diese Angelegenheit kommt also nun Bewegung. Und in uns auch, bis Freitag nach Ostern müssen wir jetzt nämlich für Wasser immer ins Bad gehen. This too shall pass.

    Nach dem Schwimmen war ich mit Fragmente noch bei McDonald’s, sie aß irgendwas komisches (mit Käse gefüllte Panade oder so?), ich aß ein Eis und wir beobachteten eine Ratte, die in einem kleinen Baum im Gebüsch auf einem Ast balancierte. Sie sah gesund und wohlgenährt aus, gut für sie!

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    Dienstag, 15. April 2025
    Nachtrag 14. (& 15.) April 2025

    Am nächsten Morgen war dann schon wieder Abreisetag. Wir hatten aber noch einiges vor.

    Beim Frühstück – oh, kurzer Exkurs zum Einkaufen! Wir fahren bei unseren Reisen auf dem Hinweg immer einen Vollsortimenter an und kaufen dort alles, was wir zu brauchen glauben, ein. In den letzten zwei Jahren war das jedes Mal viel, viel zu viel. Zu viel von allem: Getränke, Snacks, Brotbelag und so weiter. Dieses Jahr waren wir schlau. Wir kauften direkt nach dem Mittagessen ein und waren zu diesem Zeitpunkt wirklich pappsatt. Der Einkauf war entsprechend übersichtlich und doch war es absolut genug und sehr lecker. Also: beim Frühstück verzehrten wir die meisten Reste, nur wenig war mitzunehmen, und wunderten uns weiter über das Airbnb.

    Die Unterkunft war völlig in Ordnung. Aber mehr auch nicht. Zusammengewürfeltes Mobiliar ohne erkennbares Muster – was halt übrig war, besonders, lachen musste ich über eine komplett überdimensionierte Lampe etwa 1,20 hoch, Lampenschirm durchmesser ca. 50 cm), die auf einem zarten Sekretär balancierte, auf dem man – wegen seiner Empfindlichkeit – keine Tassen abstellen durfte. Der Fernseher auf einer Obstkiste. Im nächsten Eck ein halbes 80er-Jahre-Regal in Kiefer natur. In der Küche diverse Sorten Paprika aber kein Salz. Mein Highlight: ein Bügeleisen aber kein Föhn. Wer braucht denn in der Wildnis ein Bügeleisen – zumal, es gab gar keine Spiegel, in dem man sich in frisch gebügelter Kleidung hätte bewundern können.

    Zusätzlich überall Belehrungen. Zwei Absätze über Mülltrennung, der Hund darf mit aber nicht ins Schlafzimmer und nicht ins Bad (?), auf Rücksicht auf Personen mit Allergie, wurde geschrieben, bei den stark verzierten und stark verstaubten Bilderrahmen war das mit der Allergie aber nicht so wichtig. Sowieso, die Bilder! Nebeneinander ein schlechter Kunstdruck vom Schloss, eine Stickblume, ein unerklärlicher Ausschnitt von einer Weltkarte und daneben Queen Elizabeth. Mein Gehirn ist ja sehr auf Mustererkennung geeicht, es war herausfordernd für mich. In der Gewürzekiste Muskat, zweimal Paprika, Zimt, aber weder Pfeffer noch Salz. Großzügigste Versorgung mit Spülmaschinentabs. Dafür nur zwei Löffel vorhanden. Und noch mehr Belehrungen. ich habe sie alle verdrängt, ich reagiere bekanntlich nicht gut auf Belehrungen. Das ganze verbunden mit dem ständig wiederholten Wunsch nach einer 5-Sterne-Bewertung. Wir haben uns nun entschlossen, gar nicht zu bewerten. Es war ja alles ok, passte nur nicht mit dem propagierten Anspruch zusammen.

    Nach dem Frühstück räumten wir die Wohnung und machten einen neuen Ausflug, diesmal zur Klosterruine Disibodenberg – in dieses Kloster kam Hildegard von Bingen mit 14 Jahre, zusammen mit zwei weiteren Mädchen die ersten drei Frauen, die in das Kloster aufgenommen wurden, zusammen mit 11 Benediktinermönchen, mehr möchten wir gar nicht wissen. Auf dem Parkplatz fand ich einen Zettel, auf dem ich nur „Gift“ und „Handschuhe“ lesen konnte. Sofort entfernte sich mein Kopf aus der tatsächlichen Situation, stob in alle Richtungen davon, erfand Geschichten und Szenarien und ich hatte schon Gänsehaut an den Armen, gerade als ich dann das Stück Papier mit einem Plastikbeutel aufheben wollte, sah ich den Rest der Einkaufsliste, halt Dünger und Erde und so weiter, nunja.

    Die Klosterruine ist sehr atmosphärisch, zwei Spazierwege führen herum, einmal der Rundweg, einmal der „Weg der Stille“, an dem es verschiedene Tafeln mit Psalmen und Erkenntnissen von Hildegard von Bingen gibt. Der Weg war schön, die Tafeln las ich aufmerksam und diskutierte sie mit Schanuf, sie taten aber nichts für mich. Punkt der Diskussion war unter anderem, ob das „Fürchten“, das im Zusammenhang mit Gott erwähnt wird, vielleicht früher anders konnotiert war, eher mit „Respekt“ als mit „Angst“. Und/oder ob in den damaligen Zeiten, in denen es ja für viele Menschen noch um das nackte Überleben ging, die Gesellschaftsordnung nur durch religiöse Machtkonstrukte mit Angst als Motivator aufrecht erhalten werden konnte, weil es anders strukturell noch nicht möglich war. Wir konnten uns diese Fragen nicht beantworten.

    Freude hatte ich auch, als ich in der Ruine las, dass sie irgendwann zwischendrin mal von den umliegenden Dörfern als Steinbruch verwendet worden war. Denn zuvor hatten wir noch über Denkmalschutz gesprochen, den ich eher kritisch sehe, gerade da, wo er Sanierung, Wohnungsbau etc. erschwert. Warum müssen wir denn so an dem Alten festhängen, wenn es doch nicht mehr tauglich ist? Ich sehe das ähnlich wie Sprachkonservativismus, auch der taugt nicht. Kudos an die Dorfbewohner, die sich an den Steinen der Vergangenheit halt bedient haben, wenn sie sie für ihre eigenen zukünftigen Projekte benötigten!

    Anschließend besichtigten wir noch das Museum, es handelte sich um exakt einen Raum, für mich die perfekte Museumsgröße zumal es auch noch Sitzgelegenheiten für Kaffee und Kuchen gab – nur leider an diesem Tag keinen Kaffee und Kuchen. Der freundliche Museumsmensch nannte uns aber zwei Lokale in der Nähe, „Nähe“ meint hier ca. 10 km entfernt, eins davon hatte zu, das andere nur einen Tisch draußen und eine Baustelle vor der Tür, es gab nur ein weiteres Lokal in dem Ort und das hatte ebenfalls nur einen Tisch, also fuhren wir nach einem Eiskaffee weiter davon, ich weiß nicht mehr warum aber wir landeten in Bad Kreuznach, schauten bei einem weiteren Spaziergang noch Salinen an und aßen Bratwürstchen mit Sauerkraut.

    Am späten Nachmittag setzte Schanuf mich ordentlich durchgeurlaubt zu Hause ab. Ich schaffte es noch, mein Gepäck auszupacken und bekam dann Magenschmerzen, über die ich jammerte bis mich ein tiefer, zweistündiger Schlaf komplett entschärfte. Danach alles wieder gut.

    Auch dem Fuß geht es gut, er juckt wie blöd und muckt ein bisschen beim Treppabgehen oder am Tagesende, aber das ist bestimmt in 1 – 2 Wochen weg, so lange kann ich abwarten.

    Heute war dann Büro, der Fototermin, alles unspektakulär aber: ich habe den E-Bike-Rücktausch veranlasst.

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