Novemberregen
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NovemberregenBlogger.denovemberregen2024-03-17T21:05:14Zenhourly12000-01-01T00:00:00Z17. März 2024
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Ein Tag des Erledigtseins, nicht der Erledigungen. Sehr ungewohnt, Ursache unbekannt. Es begann schon gestern Abend, gegen 22:30 schaffte ich gerade noch den Weg ins Bett, schlief dort traumlos bis 8 Uhr und fühlte mich dann fit. Nach Gesangsstunde und Frühstück allerdings nicht mehr, es folgte ein 3-Stunden-Schläfchen, danach Kreislauf und halbherzige Handgriffe hier und da, sogar ein Spaziergang brachte den Kreislauf nicht nennenswert in Schwung. Ich denke, ich gehe gleich einfach wieder schlafen. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, dass ich jemals wieder Lust habe, das Haus zu verlassen, habe diese Woche aber gleich zwei Abendverabredungen. Wir werden sehen.
Frage heute in der täglichen Contentvorschlagliste: „Erleben Sie in Ihrem Umfeld noch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen?“
Keine Ahnung. Ich erlebe Unterschiede zwischen Menschen, meistens frage ich sie nicht danach, wo sie geboren wurden. Ich weiß auch nicht so genau, was für Unterschiede ich zwischen Ost- und Westdeutschen in meinem Umfeld konkret wahrnehmen könnte. Der Mauerfall ist jetzt über 30 Jahre her, da kommt ja nun niemand mehr mit dem Trabi vorgefahren oder staunt über Südfrüchte im Supermarkt.
Ganz generell bin ich unsicher, ob es hilfreich ist, mich nach der Herkunft von Personen zu erkundigen, mit denen ich nicht wirklich eng verbunden bin, also so eng, dass ich sie gut als Mensch kennenlerne. Wir hatten innerfamiliär einen kleinen Running Gag – Sie wissen ja, wir leben in Offenbach, 41 % der Menschen hier haben keine deutsche Staatsangehörigkeit und zusätzlich noch 24 % der Menschen einen Migrationshintergrund, wir sprechen also von rund 65 %, die vermutlich keinen vertrauten deutschen Vornamen haben. Hier im Innenstadtbereich, wo M zur Kita und Schule gegangen ist, natürlich noch einmal mehr. Und wenn M von ihren Freund*innen erzählt hat, bei den Großeltern zum Beispiel, kam immer mal die Frage „Ah, wo kommt Zelalem/Hibba/Quong/Nenad denn her?“ und M hat immer „aus Offenbach“ geantwortet – erst, weil sie (im Kindergartenalter) den Hintergrund der Frage nicht verstanden hat, später, weil es halt so ist, die gehen in Offenbach zur Schule, also kommen sie jetzt aktuell zunächst einmal aus Offenbach. Bei allen Informationen darüber hinaus ist absehbar, dass bei den Zuhörenden sofort irgendwelche Schubladen im Kopf aufgehen und selten führt es zu zutreffenden Erkenntnissen, die jeweiligen Kinder da einzuordnen. Wenn man sich näher kennenlernt, natürlich, dann ist es interessant und für das gegenseitige Verständnis auch wichtig, die Geschichte einer Person kennenzulernen. Ganz sicher aber nicht, wenn es nur darum geht, zu erzählen, wer mit wem auf einer Party getanzt hat oder wer im Bus beim Schulausflug neben wem saß.
Mit dieser Vorrede: in meinem erweiterten Freundeskreis sind ein paar Personen, die in Ostdeutschland geboren wurden. Ich nehme an ihnen keine Unterschiede wahr, die ich auf diesen Umstand zurückführen würde.
Vor und nach der Feier fuhr ich völlig ereignislos Zug, das war entsprechend langweilig, also schlief ich die meiste Zeit, alle Verspätungen bewegten sich im Unter-20-Minuten-Rahmen. Das hatte ich seit Jahren nicht mehr, war aber natürlich auch in Ordnung.
Trotz Zugschläfchen bin ich sehr müde heute, der Wecker klingelte nämlich um 6 Uhr, ich war erst um 1 Uhr im Bett und dann geriet der Morgen noch durch einen gerissenen Mülleimerbeutel in Hektik. Dafür freute ich mich, als ich vor die Wohnungstür trat: gestern hatte ich drei Lampen zum Verschenken dahin gelegt und alle drei waren mitgenommen worden.
In der täglichen Contentvorschlagliste steht heute: „Wie erleben Sie Führungskultur in Ihrem Unternehmen? Sind Sie (nach Meinung Ihrer Mitarbeitenden) eine gute Vorgesetzte? Welche Noten würden Sie ihren aktuellen Chefs geben?“
Ich stehe nicht sonderlich darauf, geführt zu werden und das Wort „Führungskultur“ macht mich schon dezent nervös. Ich bin ja erwachsen, ich verkaufe eine Arbeitsleistung gegen Geld und möchte da nicht angeleitet oder seelisch betreut, gar „motiviert“ werden oder ständig in Gespräche verwickelt werden, die sich mit der Beziehungsebene befassen. Es ist ja ein Arbeitsplatz, keine Tagespflege.
Im Unternehmenskontext halte ich es für die zentrale Aufgabe von Führung, für das Überleben des Unternehmens zu sorgen, sonst gehen eh alle Bemühungen ins Leere. Darüber hinaus tut Führung gut daran, strukturelle Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen Erfolg möglich ist. Das fängt natürlich bei der Personalauswahl an, denn wenn man Personen einstellt, die für den Job nicht geeignet sind, wird es schwierig mit den Erfolgserlebnissen. Schwierig wird es auch, wenn das Unternehmen sich kein geeignetes Arbeitssetting schafft, also zum Beispiel den Zugang zu geeigneten Arbeitsmitteln erschwert oder Strukturen ausbildet, die die Arbeit verkomplizieren, – endlose Abspracheschleifen, Verselbstständigung der Verwaltung und so weiter. Für mich persönlich passt das an meinem Arbeitsplatz. Noten vergebe ich keine, das fände ich völlig unangemessen.
Als Führungskraft ist es übrigens nicht meine Aufgabe, von meinen Mitarbeitenden für eine gute Vorgesetzte gehalten zu werden. Ich werde dafür bezahlt, im Sinne des Unternehmens zu handeln. Das kann natürlich auch implizieren, für eine gute Vorgesetzte gehalten zu werden, muss es aber nicht und schon gar nicht immer und von allen gleichzeitig, die Mitarbeitenden sind ja auch keine homogene Masse. Es geht viel mehr darum, sich immer wieder über den gemeinsamen Weg auseinanderzusetzen. Jegliche Erwartung von Harmonie ist da völlig fehl am Platz.
In meinem Enthusiasmus wischte ich mit dem Plakat mehrere Scheren zu Boden, hob sie natürlich auf, die Lehrerin sagte „oh-oh das wird Punktabzug im Abitur geben“, „ich habe ja schon Abitur“ antwortete ich und Herr M sagte „bei Ihrem Kind natürlich!“. „Dann müssen Sie den Namen notieren, meine Tochter ist M.“, sagte ich. M und Herr M kennen sich, das weiß ich. „Ach du mein Güte“, sagte die mir unbekannte Lehrerin, „ich muss los“.
Ich hatte mir unter dem Klebeband ein hochwertigeres Produkt vorgestellt, eines, dass sich gut von Glasscheiben ablösen lässt zum Beispiel. Es sah aber nach dem billigsten Klebeband aus, das mir je in die Finger gekommen ist und schon, als ich das Poster an einer Ecke nochmal ablösen und glattziehen wollte, löste sich das Klebeband nicht mehr vom Glas sondern riss ab. Komische Geschichte, insgesamt.
Im Büro wartete eigentlich ein Gespräch auf mich, das mir als „sensibel“ angekündigt worden war. Dann war die entsprechende Person aber gar nicht anwesend. Dafür war die neue Mitarbeiterin wieder da, die gestern plötzlich 1,5 Stunden vor Feierabend spurlos verschwunden war. Wir konnten das aufklären, es handelte sich um ein Missverständnis. So richtig in Schwung kam ich den ganzen Tag nicht. Nach wie vor warte ich auf das Protokoll des IT-Calls, in dem ich über die deutschen Aufbewahrungsfristen referiert habe, sie scheinen das nicht so gern verschriftlichen zu wollen. Gegen Abend bekam ich noch eine Mittelfinger-Mail vom Vermieter, telefonisch erreichbar war er danach nicht mehr. Also schrieb ich vor Feierabend noch kurz zurück und bog dabei den Mittelfinger um.
Dann war es schon dunkel und ich wollte das Rad eigentlich nur in die Nähe der S-Bahn-Station fahren, es fuhr sich aber so gut, dass plötzlich eine knappe halbe Stunde vergangen und ich schon zu Hause war, bzw. beim Chor, also da, wo ich hinwollte. Wahnsinn. Ich bin gar nicht so außer Kondition, wie ich gestern morgen dachte, als ich mit platten Reifen im 1. Gang unterwegs war.
In der täglichen Contentvorschlagliste findet sich heute eine für mich unwartete Frage: „Simone de Beauvoir und Sartre hatten in ihrer Zeit als junge Erwachsene die Idealvorstellung von einem total extravertierten Charakter, den sie im „kleinen Bost“ verwirklicht sahen (so weit meine Erinnerung an S.d.B.s Schilderung). Ist Ihre eigene Extraversion für Sie auch ein Idealzustand?“
Zunächst einmal: ich bin froh, dass ich diesem Auskunftsersuchen intellektuell gewachsen bin. Mit dem kleinen Bost ist wohl Jacques Bost, Schüler von Sartre und Liebhaber von Simone de Beauvoir gemeint. Über seine Gemütshaltung weiß ich nichts, seine Beziehung zu Simone de Beauvoir ging allerdings über Jahrzehnte, also wird er wohl angemessen unterhaltsam gewesen sein, Simone de Beauvoir war ja immer sehr beschäftigt, sie hat bestimmt keine lästige Verbindlichkeit über die Jahre geschleppt.
Ob Jacques Bost sich über seine Psyche Gedanken gemacht hat, weiß ich nicht. Ich selbst mache das nicht. Also weder stehe/sitze/liege ich irgendwo und ergründe in mir „ah, ich bin ja soundso“ und angenommen ich täte das, also ich säße jetzt im Sessel, würde einen Big-Five-Persönlichkeitstest oder was auch immer machen und zu dem Schluss kommen, dass ich extravertiert bin, warum sollte ich diese Erkenntnis dann mit einem Werturteil belegen? Warum sollte es mich freuen oder warum sollte es mich stören? So, wie ich bin, bin ich ja offensichtlich nun einmal, völlig egal, wie es benannt wird. Wäre ich zum Beispiel ein Mensch, der nicht so gerne mit anderen spricht, würde ich ja einfach nicht so viel mit anderen sprechen. Würde ich lieber Beobachten als Handeln, würde ich nicht ständig „hier!“ schreien, wenn irgendwas zu tun ist. Es wird also wohl schon passen, so wie es ist, denn sonst wäre es nicht so – ist das nicht eine viel vernünftigere Annahme als die, dass ich mir überlegen könnte, ob ich so bin, wie ich es gut finde?
Gegen 15 Uhr hatte ich mich ausreichend erholt, um zum Reparaturtermin weiterzufahren. 2 km entfernt. Ich hatte nach der Erfahrung vom Morgen mit einer Fahrzeit von einer halben Stunde gerechnet, kam aber schon nach 10 Minuten an, vor verschlossener Tür, es war Mittagspause da. Also wer macht denn um diese Zeit Mittagspause? Ich machte Grimassen vor der Tür, entdeckte zu spät, dass jemand im Laden war, über meine Grimassen lachte und öffnete.
Ich habe ja ein Leihfahrrad, ein Swapfiets, und der Laden – das Durchdachte der Einrichtung, die maximale Effizienz – erinnern mich an Mr. Wash. Wer hätte gedacht, dass gleich zwei meiner Happy Places fahrzeuggebunden sind. Zwanzig Minuten später war das Rad wie neu, es fährt jetzt so leicht, dass ich sofort googlete, wann die nächste Tour de France stattfindet.
Dennoch fuhr ich nicht mit dem Rad wieder nach Hause, ich hatte nämlich noch eine ganz andere Aufgabe. Vor sehr kurzem wurde mir zugerufen, ich könne ab morgen ein „Abi-Poster“ in der Schule aufhängen, jedoch nur mit dem Klebeband von Herrn M., alles andere sei verboten. Ich wusste die Information zunächst nicht einzuordnen. Was um alles in der Welt ist ein Abi-Poster, wer ist Herr M und was hat es mit dem Klebeband auf sich? Gestern, als M, der Kater und ich bei der Tierärztin warteten, war endlich Zeit, nach den Details zu fragen. Ein Abi-Poster ist ein Poster, auf dem den Prüflingen Mut zugesprochen wird und Eltern, die ihr Kind lieben, machen so eins, no pressure. Herr M ist der Schulsekretär und das Klebeband muss ein Spezielles sein, weil die Poster an Glaswände geklebt werden und das Klebeband später rückstandslos wieder entfernt werden muss. So viel erfuhr ich, dann rief die Tierärztin den Kater auf – die Aufrufart fand ich sehr komisch, habe ich so auch schon in der Tierklinik gehört, es wird „für [Name des Tieres]“ aufgerufen, also in unserem Fall „für Charly bitte!“. Verstehe ich nicht.
Egal, ich hatte mir jedenfalls einen Reminder „Abi Poster machen“ gemailt, den ich heute im Büro vorfand und gegen 16:20 war es so weit, dass ich einen Moment Ruhe fand und, nunja, ein Abiposter erstellte. Um 16:32 ging die erste Korrekturfassung an Cucinacasalinga und während sie Zeichensetzung und Grammatik bemängelte fügte ich in einer überarbeiteten Fassung noch etwas Kitsch hinzu, machte einen Probedruck und rief um 16:51 den Copyshop an, der bei Google die Bewertung „bester Copyshop der Welt“ hat. Am Telefon versicherte man mir, man sei versiert in Abi-Postern, ich solle nur kommen und 5 Minuten Zeit (und etwas Geld) mitbringen, bis 19 Uhr ist geöffnet.
So traf ich pünktlich im Copyshop ein und wurde sofort informiert, dass ich für Abi-Poster am richtigen Ort sei, man wüsste alles. Die Schule wurde abgefragt, zu den Konventionen (Größe, Papierart) dort beraten, meine Datei auf passende Auflösung untersucht und dann durfte ich den Laden verlassen, um irgendwo Bargeld zu suchen, man kann da nämlich nicht mit Karte zahlen. 15 Euro kostet die Version in A1. Während ich wartete, holten zwei Personen eine gebundene Bachelor-Arbeit ab, beiden wurde sie beidhändig mit festem Blick und „Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg!“ überreicht.
Morgen früh werde ich Herrn M kennenlernen. Und sein Klebeband. Ich werde berichten.
Heute wird in der täglichen Contentvorschlagliste gefragt: „Reisen Sie gerne alleine oder lieber in Gesellschaft? Wie hat sich Ihr Reiseverhalten in den letzten Jahren verändert?“
Ich reise überhaupt nicht sonderlich gern, ich habe es mir ja zu Hause schön eingerichtet, warum soll ich da ständig wegfahren? Gleichzeitig reise ich außerordentlich gern, weil ich dann Dinge sehe, die ich noch nicht kenne und weniger Zeug um mich herum habe, also zu Hause, den Kopf freier habe. Am Liebsten reise ich allein, weil ich mich dann mit niemandem absprechen und auf niemanden Rücksicht nehmen muss, am Liebsten reise ich auch mit Leuten, die ich mag, weil ich dann immer gleich wen zum Reden über das Erlebte habe und andere mich auf noch mehr Ideen bringen, als ich sowieso schon habe.
Wie mein Reiseverhalten sich in den letzten Jahren verändert hat, liegt am Lauf der Zeit:
Vor 2020 hatte ich ein 15jähriges Kind, das lässt man noch nicht ständig allein zu Hause, um zu verreisen. Nach 2020 war eine weltweite Pandemie, da reiste man nicht so sehr herum. Als die Pandemie halbwegs beendet war, war mein Kind 18, das ist eine völlig andere Situation. Dafür sind mittlerweile die Katzen älter, die Putzhilfe hat gewechselt und das Leben anderer, unter anderem meiner Eltern, so weiterentwickelt, dass sie nicht mehr zum Katzensitting in eine andere Wohnung einziehen. Ab diesem Sommer bin ich – für Familienreisen – nicht mehr an die Schulferien gebunden. Ich habe vor 2 Jahren entschieden, dass ich nie wieder im Sommer in den Süden reisen werde. Ich habe zum meinem 50. Geburtstag von Fragmente eine Reise geschenkt bekommen und mir mit Schanuf gegenseitig eine Reise geschenkt, ich habe vor 2 Jahren begonnen, mit Frau Herzbruch einmal im Jahr zu verreisen, wie es dazu kam, erinnern wir beide nicht mehr, jedenfalls hat sich das Konzeptin allen Fällen so bewährt, dass wir es fortgeführt haben und zwei weitere Freundinnen dieses Jahr mit mir Wochenendreisen machen möchten.
Die letzten zwei Sommerurlaube haben wir mit Herzbruchs verbracht, den ersten, weil Frau Herzbruch meine gebuchte Reise mir einfach mit „du hast doch nichts dagegen oder?“ nachgebucht hat, weil ich nicht nur nichts dagegen hatte, sondern es für alle Beteiligten schön war, haben wir im nächsten Jahr gleich zusammen gebucht und für dieses Jahr auch wieder – vielleicht bleiben wir einfach dabei, so, wie wir ja auch Silvester immer zusammenfeiern, weil niemand sich jemals mehr den Stress machen will, zu überlegen, was man mal Silvester machen könnte. Das mit den Sommerurlauben haben wir vor 2020 nicht gemacht, aus keinem speziellen Grund, wir kamen einfach nicht auf die Idee, es hätte vielleicht aber auch nicht so gut geklappt, weil es bestimmt einfacher ist, die Interessen einer 19jährigen mit einem 15jährigen zu koordinieren als einer 15jährigen mit einem 11jährigen.
Also, schlicht, Lauf der Zeit, natürliche Entwicklungen. Außer das mit Frau Herzbruch, das ist, weil sie so warmherzig ist und ich schreibe das nicht nur, weil sie mich schriftlich dazu aufgefordert hat nur, weil ich ein paar Daten bei ihr nachfragen musste.
Der Plan ging so grob auf, ich war um 6:45 fertig, da rief der Bote auch schon an, ob er früher kommen könne, jaja, sehr gern, meine Güte, um 6:45 Uhr morgens bin ich mit einem 100-Euro-Großeinkauf in meinem Flur dezent überfordert. Zusätzlich sah ich in diesem Moment, dass der Kater ein Matschauge hatte. Zusätzlich hatte ich zugesagt ich in diesem Moment M zu wecken.
Um 7:15 war alles sortiert, also die Einkäufe und das Kind und die Augentropfen im Kater, ich hätte gleich wieder schlafen gehen können, sah jedoch, dass eine Bahn fährt und die wollte ich nehmen.
Im Büro ging es ähnlich weiter, wie zu Hause. Es ist immer eine Falle, zu denken „also ich mache erstmal kurz xy und hole mir danach was zu trinken“, nach xy kommt nämlich ab und dann mn und dann op und das alles in rascher Abfolge, es war plötzlich 13:30 Uhr, ich hatte immer noch keinen Kaffee gehabt, ging statt dessen mit anderen Pommes essen und dann kam ein Anruf, dass die Tierärztin das Auge doch mal anschauen will, also verließ ich das Büro, saß dann bis 17:30 Uhr in der Tierarztpraxis, dann sehr müde im Sessel, arbeitete anschließend noch etwas Zeugs auf, Herr N kochte ganz hervorragend, nun ist es 21:30 und ich bin bereit, zu schlafen.
Kurz nur noch eine Frage in der unverbindlichen Contentvorschlagliste – heute auch eher nicht auf der heiteren Seite des Lebens: „Angenommen es gäbe in Ihrer Familie eine Prädisposition für Demenz. Wie würden Sie mit der Angst davor umgehen?“
Keine Ahnung. Denke, die Angst ist zweiteilig, einmal die, dass Angehörige erkranken und wie ich dann damit umgehe und andererseits die Angst, selbst zu erkranken. In beiden Fällen kann es hilfreich sein, sich Hilfe zu holen um zu erfahren, welche Möglichkeiten des Umgangs damit es gibt und ob es möglich und sinnvoll ist, irgendwelche Vorkehrungen zu treffen. Darüber hinaus würde ich vermutlich damit umgehen, wie mit allen Dingen, vor denen ich Angst habe, die aber außerhalb meines Einflussbereichs liegen: ich verdränge sie. Das ist nicht heute. Heute ist ein anderer, ein guter Tag.
Im Büro arbeitete ich Dinge auf. Es hat sich – durch zahlreiche Mietbeginnverzögerungen, Mietminderungen, Versehen und entsprechenden Korrekturen – ein unglaublicher Stapel an „Mietdauerrechnungen“ angesammelt, von denen alle bis auf eine keinen Bestand mehr haben, mir war das ganze aber zum einen durcheinandergeraten und zum zweiten wollte ich lieber nochmal nachrechnen und nachvollziehen. Das dauerte ein Weilchen, lohnte aber, denn es wurde eine vierstellige Summe zu viel eingezogen.
Danach befasste ich mich mit Müll. Ich weiß jetzt alles über die aktuelle Müllentsorgung und zukünftige Pläne im Gebäude, dazu telefonierte ich mit verschiedenen Personen, las Abrechnungen, Berichte und Zertifizierungsunterlagen, anschließend verfasste ich ein „Müll-Essay“, in englischer Sprache, das hoffentlich ausreichend dezidiert ist, dass mich niemand jemals wieder danach fragt.
Anschließend stellte ich noch einen Einseiter zusammen, um in Verhandlungen mit dem Vermieter zu gehen und hatte eine Videokonferenz, die sich mit dem Vorschlag befasste, alle gespeicherten Mails, die älter als 4 Jahre sind, zu löschen. Kann man natürlich machen, also das kollektive Gedächtnis einer Organisation über einen Zeitraum von vier Jahren hinaus einfach löschen, besonders häufig wird es wohl nicht bemerkt werden, wenn, dann aber in den Fällen, in denen es echt drauf ankommt.. Meine Stimme gibt es dafür nicht.
Zu Mittag hatte ich relativ geschmacklose Pasta mit Wirsing und Haselnüssen, danach zum Ausgleich eine wunderbare Kirschtasche.
Jetzt gerade im Sessel fiel mir ein, dass ich eigentlich noch einkaufen wollte, nun ist es zu spät und so habe ich Knuspr für morgen früh zwischen 7 und 8 Uhr bestellt, bin dann gleich in Aktionismus verfallen und habe Vorräte durchsortiert und beide Katzenklos grundgereinigt, folglich auch noch Katzenstreu und -futter bestellt, dann zwei Maschinen Wäsche durchlaufen lassen, denn morgen kommt die Putzhilfe und die Putzlappen waren noch nicht gewaschen wegen meiner Wochenendreise. Nun ist alles top.
In der täglichen Contentvorschlagliste ist heute eine Frage, die ich schon beantwortet habe. Bitte konzentrieren Sie sich. Zusätzlich: jede Person kann ins Handelsregister schauen, die Unterlagen dort einsehen und sich ein Bild machen. Das kostet nichts. Also, wenn man mich es machen lässt schon. Insofern machen Sie es besser einfach selbst.
Dieses Jahr haben wir übrigens eine spezielle Situation. Die ganze Welt weiß, dass ich die Sommerzeit ablehne. Nun wache ich allerdings seit über einem Montag morgens um 6 ausgeschlafen aus. Aufstehen muss ich erst um 7. Wenn ich um 6 Uhr aufwache, kann ich mich natürlich nochmal umdrehen und weiterschlafen, dann würde ich allerdings für anderthalb bis zwei Stunden schlafen, dann passt es wieder nicht. Ein Dilemma. Ende März wird nun der Rest des Landes sich an meinen neuen Schlafrhythmus anpassen. Der Gedanke gefällt mir.
Im Büro habe ich hauptsächlich Informationen für die großen Themen des Jahres zur Diskussion bereitgestellt und warte nun die Antworten und Einschätzungen ab. Für das eine Projekt, mein Wunschprojekt, mit dem ich neulich gegen eine Wand geprallt bin, habe ich mittlerweile drei von sechs Stimmen gesammelt, damit wird der zweite Anlauf – wenn noch ein paar Finanzfragen geklärt sind – sehr wahrscheinlich zum Erfolg führen.
Des weiteren hatte der Chef schlechte Laune. Hat er ja seit ein paar Wochen, mittlerweile hat er ganze Bereich so weit, dass sie seine schlechte Laune schon antizipieren und selbst auch in einen Jammerstrudel geraten, teilweise auch in Schicksalsgemeinschaftsambitionen. Ein paar Leute habe ich mir daher heute gezogen und mit ihnen abgemacht, dass es jetzt reicht mit der schlechten Laune und wir nun gute Laune machen. Ebbe langts, s ist ja völlig irrational, sich die Stimmung von einer Person aufdrücken zu lassen, die noch nicht einmal anwesend ist. Morgen früh ist erste Erfolgskontrolle mit Erfahrungsaustausch.
In der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste wird heute gefragt: „Stellen Sie sich jemals (falls ja: wie oft und in welchem Kontext) die Frage, ob ihre geleistete Arbeit wohl den Erwartungen anderer an Sie entspricht?“
Zunächst mal vorweg – es scheint mir fast zu simpel, das zu erklären aber es hilft ja nix, es wurde gefragt: ich werde für meine Arbeit bezahlt, dementsprechend ist es ganz wesentlich, dass sie den Erwartungen „anderer“ – ganz konkret denen, die bezahlen – entspricht.
Nun zum nächsten Aspekt, ob ich mir vorstelle, dass meine Arbeit den Erwartungen anderer entspricht. Hier bin ich unsicher, was gemeint ist. Ich sitze nicht zu Hause (oder irgendwo anders) und male mir aus, wie sich irgendwer über meine Arbeit freut, sich Mr.-Burns-artig die Hände reibt oder abends beim Zubettgehen glücklich „ach, das hat Frau N heute genau so gemacht, wie ich es erwartet hatte!“ seufzt. Das also nicht. Ich gehe aber allgemein davon aus, dass meine Arbeit den Erwartungen meines Arbeitgebers entspricht, denn zum einen bin ich ziemlich gut in dem, was ich mache und zum anderen bekomme ich im gegenteiligen Fall sowieso sehr zeitnah einen Anruf, in dem Unzufriedenheit geäußert wird, da muss ich also nicht lange herumüberlegen.
Ein bisschen komplexer ist es mit den Erwartungen derjenigen, die mich nicht bezahlen, aber von meiner Arbeit betroffen sind. Die haben ja natürlich auch Erwartungen und bei denen muss ich genauer hinschauen, zumal ich diese Erwartungen erst einmal herausfinden muss denn die Personen, um die es da geht, können mir keine Weisungen erteilen. Deshalb sind diese Erwartungen weniger klar kommuniziert und können auch nicht Erfüllung einfordern, trotzdem ist es für mich wichtig, diese Erwartungen zu kennen und sie – wenn ich sie schon nicht immer erfülle – zumindest nicht zu enttäuschen, indem ich Mangels Kenntnis der Gefühlslage den Eindruck von falschen Versprechungen oder Hinhalten erwecke. Manchmal geraten – im beruflichen Kontext – Personen in Hinsicht auf ihre Erwartungen an mich auch ein wenig in Schieflagen und erhoffen sich, dass ich für ihre Erwartungen eintrete, auch wenn sie denen meines Arbeitgeber konträr laufen, einfach aus dem Grund, dass es ihnen wichtig ist und sie ihre eigene Meinung für wichtiger halten als die des Arbeitgebers. Was ich gar nicht bewerten will, nur ändert es nichts am Vertragsverhältnis, da liegt also ein ganz generelles Missverständnis der Situation vor.
Privat ist die Sache mit den Erwartungen bei mir viel weniger komplex, da es ja um rein partnerschaftliche Verhältnisse geht und das bereitet mir keinen Stress. Wenn Erwartungen an mich herangetragen werden, überlege ich, ob ich sie erfüllen will und mache es oder lasse es, mit den entsprechenden Konsequenzen.