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    Sonntag, 26. Januar 2014
    Blogging November - 817

    Mademoiselle erlernt in der Schule gerade die Kunst, Gechichten zu schreiben. Dazu gibt es ein Arbeitsblatt: es ist ein Handlungsort zu erfinden und in einer Einleitung zu benennen. Dann ist in jeder der folgenden Kategorien mindestens ein Stichwort aufzuschreiben: Personen/Tiere, Gegenstände, Landschaft. Zu jedem dieser Stichworte wird dann mindestens ein Satz geschrieben. Am Ende denkt man sich eine Überschrift aus. Man kommt da also auf etwa 5 Sätze - das ist durchaus zu bewältigen in einer Arbeitsphase von 2x 45 Minuten, sollte man meinen. Die Kinder dürfen auch mit einem Partner zusammenarbeiten.

    Nun haben Mademoiselle und ihre Partnerin aber zunächst einmal 25 Stichworte gemacht. Und beide kennen sich so weit mit Geschichten aus, dass sie wissen: aneinandergereihte Sätze mit Stichworten drin ergeben noch keine Geschichte. Jedenfalls keine interessante. Und eine uninteressante Geschichte zu schreiben, nur um halt die Augabe zu erledigen - so weit sind die beiden noch nicht.

    Sie waren also nach zwei eng beschriebenen Seiten noch nicht fertig, durften das angefangene Werk aber zur weiteren Bearbeitung mit nach Hause nehmen. Und seitdem wurde hier schon an zwei Tagen vor Ort weitergeschrieben, jeweils mehrere Stunden, und auch insgesamt bereits mindestens 5 Stunden telefonisch an der Geschichte gefeilt. Es ist nämlich so: an Ideen mangelt es nicht. Aber die Autorinnen feilschen um jedes Wort. Sind die Augen der Meerjungfrau blau? Oder tintenfarben? Türkis? Ozeanblau? Himmelblau? Wird eine Glitzerkoralle gefunden oder eine Leuchtkoralle oder vielleicht eine Regenbogenkoralle? Kann man das Portal alternativ auch in manchen Sätzen Tor nennen und den Palast auch Schloss, oder eher Burg?

    Orthographie ist ein weiterer sehr strittiger Punkt, der sich zum Glück immer recht leicht (wenn auch langatmig) per Duden klären lässt, nachschlagen haben sie nämlich schon gelernt. Aber Satzzeichen! Direkte Rede war in der dritten Klasse noch nicht dran, wie funktioniert das eigentlich? Ich gab Auskunft. Die andere Mutter gab aber abweichende Auskunft. Jeder Punkt vor oder nach einem Gänsefüßchen muss daher mühsam ausgehandelt werden. Und als sie halb fertig waren, entdeckten sie durch einen dummen Zufall, dass es ja auch Doppelpunkte gibt. Der Text wurde in der Folge noch einmal komplett umgeschrieben, Doppelpunkte, Wahnsinn, was man damit alles anstellen kann! Ich tue mein Bestes die Existenz des Semikolons vorerst zu verschweigen, denn ganz ehrlich: den Erwachsenen in diesem Haushalt geht es so, wie vermutlich allen Familien von Schriftstellern - sie sind heilfroh, wenn das Werk endlich fertig ist und alle wieder ein normales Leben führen können.

    Die Kinder allerdings gehen ganz darin auf: sie haben schon angekündigt, als nächstes ein Buch zu schreiben. Wir zittern.

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