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    Freitag, 29. März 2013
    Blogging November - 515

    Man kommt von irgendwo zurück und der Kopf ist vollgestopft mit den ganzen Bildern und Ereignissen. Sie kennen das:

    Die Ankunft bei Regen, Sturm und recht viel Seegang, der teilweise oben durch die Luke des Flughafentransferschiffes schwappte.

    Das Hotel ein Glückstreffer, nur wenige Schritte vom Anleger entfernt, zwischen Bahnhofsviertel und Touristenviertel belebt aber nicht überlaufen.


    Das Zimmer zu Mademoiselles großer Freude wirklich komplett in blau (es hätte auch komplett in rot oder grün gegeben).


    Der erste Spaziergang, bei dem der Regensturm in einen Schneesturm überging.

    Hunderte von Maskenläden und die Kinder wollen in jeden einzelnen.


    Hunderte von Glasdingensläden und die Kinder wollen in jeden einzelnen.

    Blitzeis - Salz- und Schotterstreuer auf der Rialtobrücke.

    Der Herr, der sich in unser Gespräche einbrachte und völlig überzeugt versicherte, die nächste Vaporetto-Station sei in nördlicher Richtung, während sie deutlich sichtbar und gut beleuchtet ca. 25 Meter nach Süden lag.

    Der Supermarkt mit den riesigen Osterbroten und noch riesigeren, in Glitzerfolie verpackten Schoko-Ostereiern, von denen manche fast so groß wie das Kind waren (€ 89,99 - nicht gekauft).

    Wie in dieser Stadt, die so touristenüberflutet ist, dennoch alle einfach nur Italienisch sprechen.

    Wie die Kinder am zweiten Tag dem Portier schon gekonnt "buongiorno" und "da topo" zurufen und die Mütter routiniert die Pizza "da portar via" bestellen.

    Strahlender Sonnenschein, Temperatur um den Gefrierpunkt.

    Acqua Alta - und Stege, auf denen man dennoch durch die Stadt laufen kann.


    Die alten Männer, die sich mit ihren Gehhilfen unmöglich in die kurze Schlange vor dem Markusdom (sie ist wirlich kurz, es gibt keine Wartezeit und eine Schlange bildet sich nur, da eben über Stege gelaufen werden muss) einreihen können und durch das Wasser ganz nach vor waten, um dort - inklusive Gehhilfe - die Stege zu erklimmen!

    Zwei Stunden lang völlig versunkene Kinder im Markusdom: Mosaik, Gold und Pferde.


    Dass fast keiner mehr einfach ein Foto machen kann; dass so viele Stative mit sich herumtragen und mindestens-50-cm-Objektive ausfahren und jedes Bild zig Mal mit minimal veränderten Einstellungen machen. Orrrrr.

    Die vielen kleinen Gassen, die manchmal in Plätzen, manchmal in Innenhöfen, manchmal am Wasser enden und in denen die herumflitzenden Kinder wunderbar verloren gehen können.


    Die andererseits sehr kleine und durch den Canale Grande gut strukturiert Stadt, in der man sich zwar verfransen, aber nie verirren kann und die auch für Fremde völlig ohne Stadtplan zu bewältigen ist.


    Der Gondoliere, der uns - völlig ungefragt - eine Fahrt zu nur gut der Hälfte des üblichen Preises anbietet.


    Das Polizeischiff, das im Slalom um die Touristengondeln jagt. Und das Ambulanzschiff. Und das Postschiff!!


    Die Unaufgeregtheit sämtlicher Händler, die nie drängeln oder locken - ist das immer so oder nur außerhalb der Saison?


    Die leeren Straßen, die sich nur an den Hauptsehenswürdigkeiten mit Menschen füllen und auch dort nur ungefähr so, wie die Frankfurter Innenstadt an einem durchschnittlichen Samstag.

    Immer wieder "oh the sweet babies! Gemelli! Cioccolato? Leccalecca?"

    Die zeitlich schlecht geplante Fahrt zum Lido - Ankunft um 20:30 Uhr bei völliger Dunkelheit, Wellengetöse, blindes Greifen nach Muscheln und dann bricht die Wolkendecke auf: Vollmond. Boah.

    Wie wir uns am dritten Tag das keine Widerrede erlaubende "Permesso!" der italienischen Signoras beim Einstieg in überfüllte Vaporetti angeeignet haben.

    Die dritte Wetterlage: bedeckt und frühlingshaft-warm.

    Der Strand bei Tageslicht - immer noch menschenleer.


    Danach Klamotten kaufen, auch Schuhe, denn das Kind ist nass. Nicht ein bisschen nass. Sehr nass.


    Das Personal im Ca' Rezzonico, das die Kinder auffordert, sich ruhig auf den Boden zu legen, um die Deckengemälde besser betrachten zu können.

    Wie die Kinder in Folge die Ausführungen zu Symbolik, Allegorien, Lichtspielen, Techniken regelrecht aufsaugen und sich von dem Fresko mit der Putte, die eine Fledermaus an der Leine fliegen führt, gar nicht mehr trennen mögen (fotografieren leider verboten).

    Der unglaublich dicke rote Kater im Garten des Museums.


    Spaziergang durch Santa Croce, Pause auf einem kleinen Platz und die Kinder finden gleich Anschluss und spielen Fangen und Verstecken zwischen den Häusern.

    Traghetto - sozusagen "Gondelfähre" von einer Seite des Canale Grande zur anderen. Im Stehen. Erwachsene 2 Euro, Kinder wurden durchgewunken.


    Und noch so viel mehr.

    Insofern: Reisen Sie nach Venedig. Über den Sommer dort kann ich nichts sagen: ich war einmal, als Teenager, für einen sehr heißen Tag im August da und erinnere mich nur noch an gleißendes Licht, unglaubliche Menschenmassen, Geschrei und heftige Kopfschmerzen. Der März erscheint mir aber - wenn man von der Stimmung her nicht wetterabhängig ist - als ideale Reisezeit. Und für und mit Kindern ist es super, zumindest sobald sie in einem Alter sind, in dem man sie nicht mehr ständig vor Stürzen von Schiffen und in Gewässer bewahren muss.




    Heute vor zig Jahren:

    Um 18 Uhr fahren wir in die Stadt und treffen uns um 18:30 Uhr vor der Kneipe mit Jan, der sich bei uns für die Rettung vor dem Schrank bedankt und sagt, der gesamte Abend geht auf ihn. Er gibt uns so ein Zeug aus, das "Ohrfeige" heißt weil er meint, das passt zum Thema. Wir gehen dann an ein paar Museen vorbei und beschließen, demnächst da mal rein zu gehen. Vor MacD treffen wir Turek und Jaro, außerdem kommt Mig noch. Mig hat sich sein Flat ganz kurz geschnitten.
    Später treffen wir noch ein paar aus unserer Schule, die eine hat neue Schuhe, die andere eine neue Ratte. Danach gehen wir wieder in eine Kneipe, Jan gibt wieder was aus und wir lernen ein paar Leute kennen, mit denen wir dann zur Tanke gehen. Wir überlegen vorher, ob das eine gute Idee ist und kommen zu dem Schluss, dass es das ist weil wir alle etwas Panik haben, ins Parkhaus zu gehen. Deshalb gehen wir direkt hin, dann haben wir das erledigt, sozusagen Vergangenheitsbewältigung. Wir reden noch ein bisschen mit dem Tankwart und gehen dann nach Hause.

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