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    Donnerstag, 30. September 2021
    30092021

    Frau Fragmente ist intrapandemisch zu einer Person geworden, die E-Roller, die falsch stehen oder liegen, an einen geeigneteren Ort verbringt. Ich war fasziniert - wir waren heute am Mittag gemeinsam Steak essen und auf Hin- und Rückweg kümmerte sie sich um glaube ich 5 Roller. Ich stand daneben und gab hilfreiche Tipps.

    Es ist ihr neues Projekt, sagte sie. Ich war zu selbstzentriert, um nach den Hintergründen des Projekts zu fragen, ich habe mir aber generell auch abgewöhnt, allzu vieles zu hinterfragen, wir alle haben aus den letzten 18 Monaten irgendeine Art von Trauma davongetragen und müssen das meiner Ansicht nach eher akzeptieren als ergründen. Fragmentes Projekt sind also die Roller und ich glaube, ich mache da mit. Die Beoachtung hat mich überzeugt, man kann es sich ja so vorstellen: man sieht einen Missstand, begibt sich in Handlung und hat schon nach ca. 5 Sekunden ein sichtbares Erfolgserlebnis. Das tut der Seele gut. In meiner Imagination sind Fragmente und ich schon die Rollerheldinnen von Frankfurt, diese Stadt wird bald die rolleraufgeräumteste in Deutschland sein, vielleicht kommen wir ins Fernsehen. Ich hoffe, wir zerstreiten uns darüber nicht. Besonders nicht, wenn wir zusammen unterwegs sind und das Ganze vielleicht zu einer Art Wettberwerb ausartet, wer die meisten Roller birgt, so wie Legolas und Gimli mit den Orks. Andererseits hat Fragmente nicht diesen sinnlosen Kompetitivitätszwang. Wir werden sehen, das nächste Mal gehen wir am Sonntag gemeinsam durch die Stadt.

    Dann habe ich heute noch zwei Vorstellungsgespräche geführt - Vorstellungsgespräche rangieren auf meiner Skala der vergeblichen Unterfangen ganz weit oben. Keine Ahnung, wie es anderen geht, aber ich habe nie das Gefühl, dass ich weiß, wie jemand ist und arbeitet, nur weil wir eine Stunde lang zusammen Kaffee getrunken haben und in dieser Stunde auch noch beide stark interessengetrieben waren. Ich habe aber auch keine Ahnung, wie ich sonst vorgehen könnte, also führe ich sie halt weiterhin und spannenderweise habe ich heute einen neuen Faktor, sogar messbar (mit 1:0) ausgemacht, an dem ich mich orientieren kann. Nämlich: gelingt es einer Person, in einem Bereich, in dem Maskenpflicht herrscht, mit einer über Mund und Nase gezogenen Maske zu erscheinen.

    Diesen Faktor kann ich jetzt beobachten und als Entscheidungsgrundlage heranziehen. Man sagt ja im Volksmund (oder auf Facebook), dass in jeder Krise eine Chance liegt. Vielleicht war das meine Chance in dieser Krise: mich einmal im Leben in einer Entscheidung zu 100% fair zu fühlen.

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