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    Sonntag, 4. August 2013
    Blogging November - 620

    Ich wusste damals ja gar nicht, dass es Pferdemädchen gibt. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis kam sowas nicht vor, meine eine Schwester war Winnetou und die andere war Teens-Fan und sowieso wohnten wir ja mitten in der Stadt.

    Aber als ich aufs Gymnasium kam, war da plötzlich ein Mädchen, das hatte ein Pferd. Ilka. Ilkas Vater rief nach den ersten Klassenarbeiten meine Mutter an und fragte, ob Ilka und ich Freunde werden könnten, weil wir beide gut in der Schule seien. Ilka hatte aber immer nur kurz und selten Zeit, weil sie zum Pferd musste - den Namen des Pferdes habe ich vergessen, aber es war ein schwarzer Hengst, ihr ganzes Zimmer hin voller Bilder von ihm. Unsere Freundschaft gedieh aber nicht gut, der Pferdefunke sprang nicht so recht zu mir über und für anderes hatte Ilka ja keine Zeit.

    Im nächsten Frühsommer gab es eine Klassenfahrt ins Allgäu. Vor der Jugendherberge gab es einen Bach, in dem herumgeplantscht werden durfte. Hier teilte sich die Klasse in Jungen und Mädchen, die Mächen spielten irgendwas und die Jungen spritzten die Mädchen nass. Daraufhin teilten sich die Mädchen wiederum in drei Gruppen - die eine Gruppe rannte kreischend weg, die zweite Gruppe machte eine Wasserschlacht, die dritte Gruppe war Ilka, und Ilka saß regungslos und mit entrückter Miene auf einem Stein mitten im Bach. Ich lief zu ihr und fragte sie, was los sei, ob sie mitmachen wollte bei der Wasserschlacht (ich war natürlich in Gruppe zwei - wenn man ältere Geschwister hat, von denen einer Winnetou ist, ist das so). Ilka erklärte mir, Wasserschlacht sei falsch, so gehe man nicht an das Problem des Nassspritzens heran, man müsse vielmehr cool sein und das komplett ignorieren. So wie sie. Ilka hatte zu Vielem sehr genaue Ansichten, wie auch dazu, dass man sich die Haare nur Überkopf waschen dürfte, weil sonst der Nacken nicht richtig ausgespült würde. Handelte man abweichend, schnalzte Ilka abschätzig mit der Zunge. So schnalzte sie auch, als ich ihr sagte, dass dieses "Coolsein" mir langweilig erschien und ich lieber zur Wasserschlacht zurückkehren würde.

    Ein paar Jahre später hatten die Mädchen, die am Bach kreischend weggerannt waren, sich zu einer Clique formiert. Diese Clique begann, etwas mit Pferden zu tun zu haben. Was genau weiß ich nicht, es äußerte sich aber darin, dass sie im Unterricht heimlich Pferdeleckerli aßen. Sie versuchten nun auch häufiger, Ilka in ein Gespräch über Pferde zu verwickeln, aber Ilka schnalzte auch da nur mit der Zunge und drehte sich weg. Offenbar gab es hier eine pferdemädcheninterne Kluft, die sich mir aber genausowenig erschloss wie der Verzehr von Tierfutter, Coolness und Cliquen.

    So war das bei mir also. Näher an Pferde bin ich nicht herangekommen. Nunja - bis Mademoiselle. Aber das ist eine andere Geschichte.

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