Ach Du meine Güte, heute ist auch noch WmdedgT, das hat mir gerade noch gefehlt, denn mit meinem Tag heute könnte man Bücher füllen, allerdings erst posthum, sonst würde es mich viel Geld kosten.
Ich erwachte gegen 6:30 Uhr nach gut 4 Stunden Schlaf, da es gestern beim Karaoke unerwartet lustig und dadurch unerwartet spät geworden war. Ich fühlte mich einigermaßen ausgeschlafen, nur enorm hungrig. Dann ging mir aber irgendwie ein Stück Tag verloren und als ich auf die Uhr schaute, war es fast 8:30 Uhr - um 8:30 Uhr sollte ich aber schon in einem anderen Stadtteil sein, das hatte ich so angekündigt. Es ging alles irgendwie noch so grob auf, gegen 9:15 waren wir im Büro, es erwarteten mich diverse verpasste Anrufe und Nachrichten vom alten Oberchef. Ich rief ihn vor dem ersten Kaffee zurück, hörte mir ein paar Minuten an, was er zu sagen hatte und beschied dann, ich könne dazu kurzfristig nichts sagen und er könne wieder anrufen, wenn ich Zeit hatte, einen Kaffee zu trinken. Dieser Anruf erfolgte dann, als eigentlich Italienischstunde war, ich war nicht nur deshalb sehr wenig amused.
Den Vormittag verbrachte ich in wechselnden Gesprächen mit dem OC und dem nOC, Crazyness hat ein neues Level erreicht. Im Anschluss ging es um Unregelmäßigkeiten in Bezug auf viel Geld, denen ich nachging (die Klärung gelang, immerhin) und dann wollte ich vom nOC eigentlich nur noch wissen, ob er lieber von Meeting A früher weggeht oder zu Meeting B zu spät kommt, denn beides gleichzeitig zu vermeiden war nicht möglich und statt einer Antwort bekam ich das Leid der Welt geklagt, das war auch unerfreulich.
Mittags gab es in der Kantine Lachsforelle, die aber Seelachs war mit eisgekühlter Rote-Bete-Creme gebackener gelber Bete. Ich habe zunehmend den Eindruck, dort wurde jetzt Kochpersonal von KäptnCook angestellt, ich finde da anstrengend. In der Kantine waren fremdsprachige Gäste anwesend, die von den Kartoffeln wollten, die Kartoffeln waren aber die gelbe Bete, "was heißt denn gelbe Bete auf Englisch, was heißt denn gelbe Bete auf Englisch??" riefen alle durcheinander. Es heißt natürlich "beetroot", das sagte ich auch, erst wollte mir niemand glauben, den beetroot sei ja rot, höchst genervt ergänzte ich, dass "root" sich zwar "rot" liest aber sich nicht "rot" spricht und auch nicht "rot" bedeutet, "beetroot" kann eine Bete jeglicher Farbe sein, eine Bete ist einfach nur eine Rübe und dann bekam ich mein Essen umsonst. Ob als Anerkennung oder als letztes Mittel, das Gespräch abzubrechen, bleibt offen.
Am Nachmittag versuchte ich weiter, meiner eigentlichen Arbeit nachzugehen, es kam aber nicht dazu. Immerhin gab es gute Verpflegung, einmal durch ein Missgeschick, weil irgendjemand in New York gesagt hatte, man solle Essen bestellen und dann irgendjemand in Frankfurt Essen bestellt hat - das müssen Sie genauso wenig verstehen wie ich, es schmeckte aber gut. Dann gab es noch Abschiedskuchen, der war auch sehr gut. Ich telefonierte noch diverse weitere Male mit dem OC und räumte gegen 19 Uhr mehr Papier in den Schrank, als ich hinausgenommen hatte, das ist immer ein schlechtes Zeichen.
Dann ging ich ins Theater. Meine Güte, war das voll. Die Corona-Einlasskontrolle überzeugte zwar, trotzdem wechselten die Begleitung und ich zu FFP2-Masken. Es gab "Michael Kolhaas", ein Lehrstück über Eskalation, ich fühlte mich sehr verbunden und hatte auch gleich Lust, eine Stadt niederzubrennen, so sehr, dass ich mich gedanklich kurz an diesen Ort, den ich niederbrenne, entfernte und dadurch ein Stück der Vorstellung verpasste und folglich nicht wusste, was für einen kleinen Zettel Kolhaas verschluckt. Zu Hause hätte ich das kurz gegoogelt oder Herrn N. gefragt, im Theater erschien mir googeln situationsfern und Herr N. war nicht dabei. Insgesamt erschien mir Theater ähnlich anstrengend wie Fernsehen, die Vorstellung war 1,5h Stunden, meine Aufmerksamkeit reicht für etwa eine Stunde, danach wäre ich gerne mal aufgestanden, hätte aus dem Fenster geschaut, Sachen herumgeräumt und eine Katze gebürstet.
Abschließend fuhr ich die Begleitung nach Hause - nachdem ich den Sicherheitsdienst in die Tiefgarage kommen lassen musste, weil sich die Schranke nicht öffnete und nun sitze ich behaglich im Sessel und werde angenehm müde.
Heute Morgen bin ich wieder an einer Tür verunfallt, dieses Mal keine Schiebe- oder Drehtür, sondern eine ganz normale. Ich hatte den letzten Monat über einen anderen Arbeitsplatz, dieser lag hinter eine Rauchschutztür, an der ich mir ein paar Tage lang fast das Handgelenk beim "lässigen Aufstoßen mit Kaffetasse in der Hand" brach, bis ich es dann begriffen hatte und mich für weitere 19 Arbeitstage jeweils schimanski-like mit der Schulter dagegen warf. Seit heute bin ich aber wieder an meinem üblichen Arbeitsplatz, der nur eine ganz normale Holz-Bürotür aufzuweisen hat. Mein Körper reagiert aber häufig irgendwie rein vegetativ, er warf sich also gegen diese normale Holz-Bürotür, so dass sie mit exzessivem Schwung aufging, gegen die Wand stieße und zurückprallte bis sie wieder um auf meine Stirn traf. Mir war kurz schwarz vor Augen. Das geschah insgesamt 2,5 Mal - zweimal gegen den Kopf, beim 0,5.-Mal reagierte reflexhaft der Fuß und trat die Tür wieder zurück. Ich lerne durch Schmerz nur mittelschnell. Wie nachhaltig kann ich erst morgen berichten.