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    Samstag, 5. September 2015
    Blogging November - 1403 (Wmdedgt 9/2015)

    (Was das ist und die übrigen Wmdedgts finden Sie hier.)

    Ich war gestern ziemlich lange wach, weil ich auf Twitter noch verfolgt habe, wie es mit dem March of Hope weitergeht. Die Zeit hat eine Liste von Accounts von Journalisten, Aktivisten etc. zusammengestellt, die teilweise mitgelaufen sind, mit in den Zügen und Bussen gefahren sind. Dabei habe ich mir große Sorgen gemacht, ob die Busse, die die Menschen auf der Autobahn und am Bahnhof eingesammelt hatten, wirklich zur Grenze fahren und was passieren könnte, wenn nicht. Mich trifft dieses Thema wie lange keins mehr. Schlimme Bilder oder Berichte von Einzelfällen merkwürdigerweise eher nicht so, aber wenn ich mir vorstelle, wie Tausend oder mehr seit Wochen unterversorgte Menschen etwa 300 Kilometer auf eine Grenze zuwandern von der ungewiss ist, ob sie sie übertreten dürfen, wird mir körperlich schlecht.

    Wann ich schlafen ging, weiß ich nicht, igendwann kam auch Herr N. heim, das habe ich aber nicht bemerkt, ich wachte morgens gegen 8 Uhr auf und zwar: ohne Kopfschmerzen. Schmerzfreies Aufwachen am Morgen ist etwas, was man selten so wertschätzt, wie es das verdient.

    Mit Mademoiselle hing ich dann ein bisschen auf der Couch ab, das machen wir gern morgens so, wir lesen, gucken Sachen auf unseren Handys, zeigen uns lustige Bildchen oder Filme. Ich ging irgendwann Brötchen holen und erledigte dabei auch schnell den Wochenendeinkauf, als ich zurückkam, kündigte Herr N. Besuch für 13 Uhr an, gerade so eben schafften wir es, um diese Zeit alle geduscht und angemessen bekleidet zu sein.

    Zum Mittagessen hatte die Familie Möhren-Kartoffel-Stampf mit Frikadellen beschlosen. Jetzt gibt es hier in Wirklichkeit gar kein Mittagessen, wer um 11 Uhr frühstückt, sitzt ja nicht um 13 Uhr wieder am Tisch. Am Abend war ich aber verabredet, also auch kein gemeinsames Abendessen, und so fing ich irgendwann gegen 14 Uhr an, zu kochen, was an sich komplett uninteressant ist bis auf eine grandiose Idee: Nämlich erlitt ich ja neulich beim Braten von Hunderttausend Fischstäbchen schon akustische und nervliche Verletzungen, das wollte ich heute nicht mit Frikadellen wiederholen und ich erinnerte mich dunkel aus Kantinenzeiten an eine Art Laib aus Hackfleisch, das man im Ofen backt. Der Name fiel mir nicht sofort ein, dann doch: Hackbraten. Verrückt, gerade Braten muss man doch nichts, und Hackback würde sowieso viel besser klingen. Also bereitete ich Hackback zu und dabei fiel auch noch eine Soße ab, Soße zu Fleisch gibt es hier so gut wie nie, weil zwei Familienmitglieder so eine kleine Zwangsstörung beim Essen haben, durch die sie es bevorzugen, wenn sich verschiedene Essenssorten nicht gegenseitig berühren.

    Um Hackback im Ofen muss man sich null kümmern, also erfrug ich bei Frau Herzbruch telefonisch ihren Geisteszustand, die Befraung fiel mittelmäßig beruhigend aus und dann war auch das Essen fertig, zu einer relativ unpassenden Zeit, nämlich waren Herr N. und der Besuch gerade weg, aber auch wieder passend, denn Mademoiselle und ich waren hungrig. Herr N. muss sich dann sein Hackback eventuell später noch aufbraten, was weiß ich, das Leben ist halt nicht immer ganz einfach.

    Was macht man am Wochenende sonst? Dies und das. Wäsche natürlich immer, telefonieren, Kram verräumen, Sachen sortieren. Einen Koffer voller Wintersachen habe ich noch aus dem Kleiderschrank sortiert, die ich im letzten Winter schon nicht getragen habe, dicke Pullis mit Rollkragen und dergleichen, mir ist einfach nie so kalt bzw. ich mache ja keine Outdoortouren, ich bin zwischen Wohnung, Geschäften, Bahn und Büro unterwegs oder eben auf dem Fahrrad, da brauche ich Handschuhe, aber keinen dicken Pulli unter dem Mantel. All das, weil bei den Nachbarn ein Paket mit dünneren langärmligen Sachen wartet, die Platz im Schrank brauchen. Und mit einem neuen Badeanzug, übrigens, der alte ist aufgetragen. Ich habe einen Badeanzug aufgetragen, das ist auch was, das ich nie erwartet hatte, aber er ist wirklich komplett verwaschen. Die Nachbarn sind aber seit zwei Tagen nicht erreichbar, nunja, auch das wird sich lösen.

    Jetzt gehe ich gleich mit einer Schüssel Hefeteig unterm Arm zur Kraulschwimmpartnerin. Wir werden dort Germknödel essen, Überraschungsbier (also Bierflaschen, von denen die Etiketten abgefallen sind) trinken glaube ich und natürlich über Kraulschwimmen fachsimpeln. Was sonst passiert, weiß ich natürlich noch nicht, ebensowenig, ob ich das später noch berichten will oder kann.

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