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    Sonntag, 30. März 2014
    Blogging November - 880

    Gestern war ich im Theater, das war ein Erlebnis. Beinahe denke ich immer, ich wäre noch nie zuvor im Theater gewesen sondern immer nur in der Oper, was aber nicht stimmt (auch wenn ich sicher 10 Mal öfter in der Oper als im Theater war). Zum einen war ich in den letzten Jahren sehr häufig im Kindertheater, gut, das ist ein bisschen was anderes. Ich war aber auch ein paar Mal im English Theatre - gut, das waren meist mit viel Amusement, auch irgendwie was anderes. Dann war das Theater noch relativ häufig bei mir, also: fand nicht in Theaterräumlichkeitne statt sondern kam in die Schule und trat da auf, meist mit brechtesken Stücken, das ist natürlich wirklich etwas völlig anderes, weil das Ganze Drumherum fehlt. Mindestens einmal war ich aber schon in einem richtigen Theater, damals verließen nackte Personen die Bühne Richtung Sitzreihe, es war wohl eine moderne Inszenierung, alles weitere habe ich verdrängt - ähnlich wie das mit Frau Herzbruch durchlebte Krimi-Dinner, über das wir den Mantel des Schweigens decken.

    Gestern sahen wir Biedermann und die Brandstifter - fast hätte das nicht geklappt, denn unmittelbar, nachdem ich der Begleitung meine Bewunderung ausgesprochen hatte, wie sie ohne Navi den Weg durch die Frankfurter Innenstadt meisterte und sie darauf "ich bin ja hier aufgewachsen" antwortete, verfuhren wir uns eklatant und parkten letztendlich einfach irgendwo in gefühlter Nähe zum Theater. Zum Glück parkten andere Leute auch einfach irgendwo und zum weiteren Glück scheint man Theaterbesuchern ihre Passion häufig anzusehen, jedenfalls entschieden wir uns mit einem Blick, den richtigen Personen hinterzuhasen, um eine Minute vor geplantem Beginn der Vorstellung im Foyer zu landen. Und zum dritten Glück scheint Theater cum tempore zu beginnen, so dass wir sogar noch aufs Klo gehen konnten.

    Im Theater selbst beeindruckte mich zuallererst die Parfumwolke der mich umgebenden Damen, dann die tatsächlich klischeehafte Gewandung eines Großteils der Zuschauer, dann wurde es ganz dunkel und dann geschah furchber viel auf einmal. Ganz viele Videoprojektionen mit Bild und Text und Ton - Snowden, Atompilze, hungernde Kinder in Afrika, Obama, Gaza, Gebärdensprache, Zeichentrickfilme, irgendwas im Dschungel, irgendwas in einer Höhle oder so, eine Skyline, Nachrichtensendungen, Talkshows, alles gleichzeitig, dazu eine Opernsängerin und jemand, der nur Vokale spracht und jemand in Unterhose und man dachte sich: wer sind die alle und wann kommt denn jetzt mal Biedermann?

    Biedermann kam und war ein Unsympath der Sorte, die man aus vollem Herzen verachtet, während man sich gleichzeitig mit einem kleinen, weit hinten abgelegten Teil des Bewusstseins in ihm wiederfindet. Die Kernhandlung fand zum Glück auch mit Konsonanten statt. Der Chor blieb etwas befremdlich. Interessant auch, dass schon eine angezündete Zigarette auf der Bühne eines riesigen Saales so viel Gestank verbreitet, wie hat man das eigentlich "früher" in Kneipen ausgehalten?

    Die Aufführung hat mich sehr beeindruckt. Und spannend war sie, obwohl ich die die Handlung ja kannte. Ob ich sie gut fand oder nicht, kann ich noch nicht genau sagen, denn es war alles ein bisschen viel und sehr, sehr anstrengend. Das muss erst noch sacken.

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