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    Montag, 3. März 2014
    Blogging November - 853

    Also, ich war ja heute ausschließlich wegen Mademoiselle auf dem Rosenmontagszug. Das Kind muss ja schließlich mit meiner kulturellen Herkunft konfrontiert werden. Außer, dass Mademoiselle kurzfristig nicht mehr mit wollte und ich deshalb allein hinfuhr und mich Frau Herzbruchs karnevalistischem Tupp anschloss. Ich trug eine goldene Glitzerperücke. Frau Herzbruch trug einen "Ich-bin-nur-wegen-der-Kinder-hier"-Gesichtsausdruck. So nahm sie auch nur etwa 15 Minuten aktiv am Karnevalsgeschehen teil, innerhalb dieser kurzen Zeitspannte gelang es ihr aber, den Unmut einer Frau in der zweiten Zuschauerreihe zu erregen, die aus ungeklärtem Grund und gleichzeitig fehlerhaft davon ausging, Frau Herzbruch könne und würde das Weiterziehen des gesamten Zuges verhindern. Ich amüsierte mich insgesamt sehr gut.

    Dem Rheinländer an sich ist übrigens abseits des Besaufkarnevals die ungewöhnliche Fähigkeit gegeben, sich in absurdester Kostümierung völlig normal zu benehmen, vernünftige Gespräche zu führen und alltäglichen Verrichtungen nachzugehen. In dieser Hinsicht verspüre ich einen gewissen Lokalpatriotismus.

    Noch ein kleiner Fun-Fact zu Berlinern (Krapfen/Kreppel/Pfannkuchen): in Papa N.s Backstube buk man zu Karnevalszeiten (und natürlich auch Silvester) etwa 30.000 Stück pro Nacht (Arbeitsbeginn an diesen Tagen 0.00 Uhr, statt ansonsten 4:00 Uhr). Was die Kapazitätsgrenze, jedoch nicht die benötigte Menge darstellt. Tatsächlich werden noch mehr benötigt und deshalb schon Wochen vorher neben dem Tagesgeschäft Berliner gebacken und auf Wagen (das sind hohe, rechteckige Gestelle, in die man Bleche schieben kann, unten sind Rollen drunter) in den Kühlraum geschoben. Ein Wagen fasst 1000 Berliner. An den Karnevalstagen werden also jeweils 30.000 frische Berliner gebacken und zusätzlich je nach absehbarem Bedarf vorgebackene aufgetaut. Auch zum Auftauen gibt es spezielle Räume, darin befinden sich die Berliner auf Drehwagen (die sich zum gleichmäßigeren Auftauen drehen), und nach dem Auftauen werden sie gezuckert bzw. aprikotiert und glasiert.

    Die Marmelade (oder andere Füllung) spritzt man übrigens erst nach dem Backen hinein.

    Papa N. hat - vielleicht verständlicherweise - in seinem ganzen Berufsleben nie das Bedürfnis gehabt, auch nur einen einzigen Berliner zu verspeisen. Erst mehrere Karnevalssaisons, nachdem er in Rente ging, hat den ersten gegessen. Heute schmecken sie ihm gut.

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