Wenn man mit Leuten verabredet ist, die man eher flüchtig kennt oder lange nicht gesehen hat, und die dann auch noch karnevalistisch verkleidet sind, kann das auch zu Identifikationsproblemen führen. So habe ich heute beispielsweise wie selbstverständlich einen "Heißen Hugo" mit zwei Frauen getrunken, die ich überhaupt gar nicht kannte. Die Käsehäppchen waren auch gut und Mademoiselle hatte sich schon in die Kindergruppe integriert, als nach einer halben Stunde die verspätete Pe erschien und fragte, warum mich mich nicht zu ihren Studienkollegen gesellt hätte und woher ich denn die ganzen Leute mit dem mobilen Buffet kennen würde.
Nunja.
Später waren Mademoiselle und ich als erste wieder zurück und ließen die Wohnungstür für meine Eltern geöffnet. Plötzlich stand dann ein etwa dreijähriges Mädchen in einem Froschkostüm vor uns und verlangte vehement auf Spanisch, dass ich ihr dieses ausziehen möge. Auf die Frage nach ihren Eltern antwortete sie ausweichend und legte dann selbstständig kleine weiße Absatzschuhe in Größe 27 und immerhin das Froschunterteil ab. Daraufhin stellte sie sich als "Elisa" vor und verlangte nach Kakao und Salamibrot. Während ich das gewünschte zubereitete, öffnete sie zielstrebig zuerst den Süßigkeitenschrank und dann den mit den Brettspielen. Sie wies Mademoiselle an, ihr "Das lustige Leiterspiel" vom Regalbrett zu holen und auf dem Fußboden aufzubauen. Es verdichteten sich also die Hinweise, dass dieses Kind in der Wohnung meiner Eltern nicht ganz fremd war, trotzdem schickte ich Mademoiselle an das Bierzelt vor dem Haus, um von den Großeltern Handlungsanweisung im Fall Elisa zu erhalten.
Glücklicherweise hatte alles mehr oder weniger seine Ordnung. Elisa wohnt seit ein paar Monaten zwei Stockwerke tiefer und nutzt jede Gelegenheit, um auszubüxen und Papa N. auf Kakao, Wurstbrot und Lustiges Leiterspiel zu besuchen. Insofern kann ich leider keinen Dialog mit der Polizei und dem einleitenden Satz "Guten Tag, mein Name ist Frau N., ein mir unbekanntes kleines Mädchen in Froschkostüm ist in die Wohnung meiner Eltern eingedrungen und wir wissen jetzt nicht, wohin mit ihm." bescheren.