Bei einer Ausstellungseröffnung war ich heute, mit Oberbürgermeister und so, zig Reden diverser Interessenverbände von denen keine einzige das Publikum zu interessieren schien (also mich definitiv nicht), sondern alle nur an die anderen Redner gerichtet waren, um da noch mal irgendeine Sache reinzudrücken. Weiß nicht, wieso die das nicht unter sich hinter verschlossenen Türen abwickeln statt unschuldige Leute, die nur ans Buffet dem musikalischen Programm unter Beteiligung ihres Kindes beiwohnen wollen, zu quälen. Und ein schlechtes und sehr langes Gedicht gab es obendrein, so Schüttelreimzeugs wie Tante Erna es auf die Karte zum runden Geburtstag schreiben würde. Schlimm, schlimm. Lustig war, wie der Kinderchor penetrant herzhaft gähnte und mit den Händen Schnatterbewegungen machte. Traue der Dirigentin durchaus zu, sie dazu angestiftet zu haben.
Heute vor zig Jahren:
Nachmittags gehen wir mit dem Hund raus und machen Fotos. Abends zieht Tina bei mir ein, ihre Eltern sind ja mit meinen weggefahren und sie ist allein zu Hause und hat jetzt plötzlich Angst, also haben unsere Eltern arrangiert, dass sie jetzt noch bei Pe und mir wohnt. Auch das noch. Plötzlich haben wir die Idee, Klamotten zu tauschen und gehen raus – Tina so wie ich mit Tolle und Zopf, nur abrasiert haben wir ihr nichts, und der Domestos-Jeans und roten Docs und Baseballjacke und ich mit ihren normalen Sachen, so eine helle Jeans und eine Bluse und die Haare offen mit Spange an der Seite und so College-Schuhen. Ist ein total komisches Gefühl, wie unsichtbar sein. Davon machen wir dann auch noch Fotos.