Das Seminar ist so mittel. Teilnehmer zu 20% kichernde Häschen, 50% generische Masse junger Männer ohne Auffälligkeiten (positiv wie negativ), 20% m/f die wirklich gar nichts begreifen und 10% m/f annäherend normal (hier schließe ich mich ein). Der Dozent redet zu viel, was nicht ganz so schlimm ist, weil er gut redet, allerdings verstehen ihn die meisten nicht, weil er gar nicht über den Seminarstoff spricht sondern über seine Sicht der Welt und das in verschiedenen Theorien (Systemtheorie vs. Konstruktivismus, Postmoderne etc.), was den meisten nicht geläufig ist.
Mich mag er nicht, weil ich ihn verstehe und dann manchmal Sachen wie "das sehe ich anders" oder "für die gegenteilige Position lassen sich auch Gründe finden" sage, und er macht (um anzugeben) immer alle Beispiele mit irgendwas mit Physik und das versteht dann keiner und ich mache dann (um anzugeben) ein Beispiel mit Linguistik, was dann auch keiner versteht, und so haben wir wieder ein bisschen Revier abgesteckt und ich absentiere mich geistig für 1-2 Stündchen.
Das Problem ist: der Mann möchte nicht auf den Prüfungsstoff vorbereiten, sondern auf die Metaebene der Prüfung und auch ein bisschen auf die Welt an sich. Ein hehres Ziel, ich rechne ihm das hoch an, allerdings etwas blauäugig in einer Gruppe der oben beschriebenen Struktur, die genau 2,5 Tage Zeit hat und in weiten Teilen den Stoff nicht begreift. Metaebenenstrategien helfen, wenn man Lücken hat, aber nicht, wenn man grundsätzlich nicht verstanden hat. Allerdings ließe sich das auch in 2,5 Tagen nicht aufarbeiten, also ist es vermutlich total egal und der Mann hat sogar Recht und sein Ansatz ist der sinnvolle - er vermittelt was fürs Leben, das kann man immer brauchen, das Kleckerwissen, dass er noch reinprügeln könnte, wird die meisten sowieo für die konkrete Prüfung nicht mehr retten können.
Insgesamt also völlig sinnlos, aber auf einer philosophischen Ebene sehr spannend.
Heute vor zig Jahren:
Nichts besonderes.