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    Mittwoch, 8. Mai 2019

    Wecker um halb 7. Während 6 eine Unzumutbarkeit, eine Katastrophe, der Niedergang der Zivilisation ist, ist halb 7 total okay. Easy. Völlig normal. Ich selbst habe ja eigentlich auch gar keine Verpflichtung, zu einer bestimmten Zeit aufzustehen, weil ich arbeiten gehen kann, wann ich will. Nur habe ich halt ein schulpflichtiges Kind. Das aber jetzt manchmal erst zur zweiten Stunde Unterricht hat, hurra.

    An der Treppe, die zur S-Bahn hinunter führt, war vor mir ein Mann mit drei Koffern und er versuchte, sie alle gleichzeitig zu tragen, drei Treppen hinunter. Ich bot meine Hilfe an, aber er lehnte ab. Muss man nicht verstehen. Ich ging weiter, hinter mir polterte es sehr.

    Beim Bäcker riss ich schwungvoll die Tür aus den Angeln. So eine Glastür. Ich fing sie aber noch auf, trotzdem war es mir etwas unangenehm. "Was haben Sie denn gefrühstückt?!" fragte die Verkäuferin, als sie mir half, die Tür an eine Wand zu lehnen. "Ja noch nichts, deshalb bin ich ja hier!" antwortet ich. "Gebt der Frau Essen, sie ist gefährlich." Ich bekam Kaffee und ein belegtes Brötchen aufs Haus. Bei allem Schreck im Gesicht der Belegschaft ging es nämlich weniger darum, dass die Tür aus den Angeln fiel - das Problem war bekannt - sondern darum, dass man vergessen hatte, sie abzuschließen und ein Schild anzubringen, damit nur die andere verwendet wird und sich niemand verletzt.

    Dafür gab es im Büro heute keine besonderen Ereignisse und ich habe nun alles so weit unter Kontrolle gebracht und abgearbeitet, dass ich ab morgen sogar hin und wieder Zeit haben werde, über das nachzudenken, was ich tue. Sozusagen Tiefenentspannung.

    Auf dem Heimweg in der S-Bahn versuchte ich, das Hörbuch weiterzuhören, was mir aber nicht gelang. Es ist einfach zu interessant, was die Leute um einen herum so erzählen. Heute saßen drei Junge Männer im gegenüberliegenden Vierersitz, der eine war gerade von seiner Freundin verlassen worden, zu seinem völligen Unverständnis. Er kam aus dem Urlaub zurück und dachte, man trifft sich auf Essen und Getränke, statt dessen gab es ein Trennungsgespräch. Die zwei Kumpels konnten ihm auch nicht erklären, wie es dazu kam, wussten aber von ähnlichen Situationen zu berichten. Einer sagte, er habe doch tatsächlich nach einem Jahr Beziehung festgestellt, dass seine Freundin ein völlig anderer Mensch sei als er selbst und das würde doch arg Vieles verkomplizieren: man könne überhaupt nichts als gesetzt betrachten, alles müsse immer ausgehandelt werden und noch nichtmals herrsche unstrittige Übereinkunft, was es überhaupt bedeute, eine Beziehung zu führen. Eine Auflösung gab es nicht, als ich ausstieg waren die drei jungen Männer gemeinsam ratlos.

    Wieder zu Hause schaute ich in den Briefkasten. Der Briefkasten und ich haben derzeit eine leicht belastete Beziehung und wenn ich ihn öffne denke ich immer nur "Bitte nichts Kompliziertes!!" - sage das sogar meist laut vor mich hin. Heute war gute Post darin, ich muss sie aber gedanklich erst noch verdauen, bevor ich sie beantworte.

    Zu Hause bereitet ich schnell etwas zu Essen zu um dann festzustellen, dass M bei einer Freundin, ist, dort von einer anderen Mutter abgeholt wird und erst gegen 22 Uhr nach Hause kommen wird. Andererseits gut möglich, dass sie dann auch noch Hunger hat, das Gemüsefach musste sowieso leergekocht werden, weil morgen die neue Gemüsekiste kommt, es gab/gibt also asiatische gebratene Nudeln mit allem möglichen Gemüse.

    Ich selbst ging kurze Zeit später zum Sport auf, der neue Kurs hat heute begonnen. Der Kurs findet in meiner Kampfsportschule statt, in der ich aber momentan keinen Kampfsport betreibe, weil mir die Zeit für regelmäßiges Training fehlt. Es handelt sich um einen "Gesundheitskurs" in dem auch die Formen immer mal durchgegangen werden, dazu viel Dehnen, alles nicht zu anstrengend. Wobei meine Arme und Beine doch sehr zucken, wenn ich die Pratzen sehe oder am Sandsack vorbeikomme. So ganz abgeschlossen ist das Kapitel Kampfsport noch nicht.

    Zwischendurch immer wieder bedauert, dieses Jahr nicht auf der re:publica zu sein. Nächstes Jahr muss das einfach wieder klappen.

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