Nach so einem rauschenden Fest plötzlich wieder im Alltag zu landen ist sehr ernüchternd. Wie mag es wohl den Gastgebern gehen?
Im Büro gab es heute gleich eine Reihe an absurden Zwischenfällen - Personen, die sich aus ihrer Wohnung aussperren, Personen, die auf dem Arbeitsweg von der Polizei mitgenommen werden; Personalvermittler, die mir nicht sagen können, worin ihre Dienstleistung genau besteht - und dazu auch nicht absurde menschliche Krisenfälle.
Den Tag über erfreute ich mich aber an meinen Socken. Mittellanger Exkurs Socken: Seit einiger Zeit trage ich ja gar nicht mehr ausschließlich lange Bootcut-Hosen sondern 7/8- oder Ankle-Length-Hosen. Das war im Herbst, Winter und Frühjahr alles sehr unproblematisch mit Stiefeln und Stiefeletten und Boots, aber nun ist die Zeit der Halbschuhe gekommen und so stellt sich die Sockenfrage. Achso, das hatte ich ja alles schon gesagt, egal. Jedenfalls ging ich irgendwann letzte Woche noch in ein richtiges Ladengeschäft, ein Strumpfhaus, um mir dort vor Ort ein Bild von den Lösungsmöglichkeiten zu verschaffen. Ich kaufte reichlich.
Heute wurde das erste Paar Socken - alle Feinstrumpfsöckchen mit meist monochromem Muster - getestet. Ich trug eine schwarze Hose, dazu eine Bluse in grau-rosa, dazu befand ich passten die transparenten Söckchen mit den kleinen rosa Blumen/Herzen/keine Ahnung was ganz hervorragend. Unsicher war ich mir jedoch, ob das Arrangement auch zu mir passt. Nachdem ich mich in den enger geschnittenen Hosen mit Stiefeletten ja bis ein Gewöhnungseffekt eintrat mehrere Wochen wie Robin Hood persönlich fühlte, kam ich mir mit Halbschuh gleich sehr clownsartig vor, bunte Socken könnten diesen Effekt möglicherweise verstärken? Theoretisch kann man das nicht beantworten, es muss erspürt werden. Was verspürte ich also? Zumindest jedes Mal Erleichterung, wenn mein Blick auf die eigenen Füße fiel: es sind nicht die Ommasocken!! Das war schon einmal gut. Die Socken sahen definitiv gewollt aus. Das ist wichtig, finde ich, es ist wenig im Sockenbereich unschöner als solche, die unsichtbar sein wollen aber an diesem Wollen scheitern. Die Socken, die ich heute trug, trägt man nicht zufällig, man trägt sie aber auch nicht provokant - aus dem Alter bin ich ja raus, in dem ich Kleidung provokant trage. Kurz: der Test war erfolgreich.
Was noch? Am Nachmittag stürzte der gedachte Plan für die Woche zusammen, denn M sagte ihr Training ab (ich sage für sie nicht mehr ab, bekanntlich halte ich nichts von Absagen, es ist natürlich ihr gutes Recht, nicht zum Training zu gehen, aber absagen muss sie dann eben selbst), so stehe ich heute keine 1,5 Stunden auf einem Parkplatz und kaufe neben dem Parkplatz nicht 30 Minuten lang für die Woche ein. Das verwirrte mich kurz, aber dann ging ich nach der Arbeit einfach in den nächstgelegenen Supermarkt und erstellte dort vor dem Gemüseregal anhand meines GoogleDocs schnell den Speiseplan für die Woche, kaufte alles leicht tragbare dazu ein und bestellte mir dann im Büro telefonisch einen Parkplatz für die nächsten Tage, um die schweren Einkäufe dann (noch unklar wann, hängt von ein paar Dingen ab, die sich heute Abend oder morgen früh ergeben) erledigen zu können.
Zu Hause kamen mir auf der Treppe diverse flüchtig bekannte Jugendliche entgegen, in der Wohnung erwartete mich Schokomuffins mit flüssigem Kern, aber auch große Unordnung. There's no sunshine without rain.
Später Essen gemacht, einen französischen Vortrag gegengelesen (ich hatte nur an der Uni ein Jahr Französisch, das dafür aber bei Madame-T-"Was Bonjour?! Es heißt Bonjour Madame, ich bin doch kein Tier!!", das reicht glaube ich noch für 10 Jahre Schulfranzösisch aus), Wäsche gewaschen, mehr nicht, dann nur noch Sofa und Amüsement und die strikte Erwartung, dass die sich zeitlich absolut gegenseitig ausschließenden allesamt wichtigen Tätigkeiten morgen und übermorgen sich über Nacht irgendwie von selbst sortieren. Vielleicht ist es ja auch alles ganz einfach, wenn man nicht schon einen komplett verrückten Tag im Nacken hat.