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    Sonntag, 4. September 2016
    Sommerbalkon, nachts

    Klarer Himmel, viele Sterne, ein paar Schleierwolken.

    Erstaunlich viel Straßenverkehr als Hintergrundrauschen.

    Auf dem Balkon zwei Häuser weiter Kerzenlicht und Gespräch.

    Irgendwo weiter hinten in der Häuserzeile klirren Flaschen auf Asphalt. Dann Gelächter.

    Kavalierstart an der Ampel. Fast im 5-Minuten-Takt. Jeder glaubt vermutlich, er ist der einzige, der gerade auf diese Idee kommt. Ich glaube ja, dass der Sommer das mit den Leuten macht. Im Winter höre ich das so gut wie nie. Kann natürlich auch daran liegen, dass dann die Fenster selten offen stehen.

    Die Nachbarn oben lassen die Jalousien herunterkrachen.

    Zigarettenrauch von den Nachbarn, unten links.

    Der Mann im Haus gegenüber, der im lezten Winter ununterbrochen das Licht brennen ließ, Tag und Nacht, macht es jetzt abendlich aus. Gerade eben auch wieder.

    Leise Radiomusik von irgendwo links.

    Und wenn ich tippe, wackelt der Holzisch ein kleins bisschen und der Kerzenkäfig (wie heißen diese Dingernnoch gleich?) scheppert ein bisschen.

    Jemand schließt ein Fahrrad an.

    Die Nachbarin unten flüstert durch das Fenster mit jemandem - ich nehme an, mit ihrem Sohn. Er darf nicht in die Wohnung, weil es sich um eine Betreutes-Wohnen-Frauen-WG handelt. Am Mittwoch zeigte mir der Sohn auf der Straße ein paar wie er sagte, Kampfsport-Moves. Am Donnerstag traf ich ihn im Hof - im Hof darf er aber auch nicht sein. "Komm mit raus", sagte ich und er trottete erst vor mir her, blieb dann aber vor dem Tor abrupt stehen, so dass ich ihn an der Schulter hinausschob. Draußen trat er gegen die Laterne, dann sprachen wir über Computer und mitten im Satz lief er davon. Letzte Nacht, so gegen 4 Uhr morgens, brüllte der Sohn von der Straße aus seine Mutter an, die - so vermute ich - am Fenster war. "Geh jetzt", sagte sie immer nur ganz ruhig. Der Sohn schimpfte vulgär und drohte, was alles passieren würde, wenn die Mutter nicht seinen wie auch immer gearteten Forderungen nachkäme. "Geh jetzt", sagte die Mutter. Mit seinen Bekannten aus der Nachbarstadt drohte der Sohn und mit diversen Gewalthandlungen. "Geh jetzt", sagte die Mutter. Der Sohn ging. Jetzt steht er (vermutlich er) unten und entschuldigt sich flüsternd immer wieder, will erklären, will abwiegeln. "Geh jetzt" flüstert die Mutter zurück.

    Einen Zug kann man hören (im Winter auch manchmal die Ansagen am Bahnsteig), irgendwo klingelt ein Telefon.

    Der Kater reibt seinen Kopf an meinem nackten Fuß und miaut.

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