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    Sonntag, 15. November 2020
    14112020 - Teil III der Corona-Chronik

    In Ermangelung besserer Ideen heute eine Fortsetzung der Corona-Chronik. Die letzte ging bis 10. Juli.

    Bis Mitte August sind bei uns Sommerferien. Für M eine sehr gute Zeit, sie ist ständig draußen unterwegs, mit Freunden und Freundinnen, weil in diesem Jahr nur wenige verreisen. Ich glaube, sie genießen das alles sehr. Schule ist ja auch schon ewig nicht mehr, es ist einfach eine lange und sehr entspannte Phase Spätfrühling-Frühstommer-Sommer.

    Ich bin im Sommer auch häufig mit anderen draußen unterwegs, auch öfters mal Essen, aber das weiterhin immer nur in der Außengastronomie - nur an zweimal drinnen erinnere ich mich, beide Male fühlte es sich nicht gut an. Treffen zu Hause finden nur im kleinen Kreis statt, also: 1-2 Gäste. Mehr nicht.

    Auch im Büro entspannt sich die Lage, Corona rückt in den Hintergrund, nur mit den Reisen habe ich ein bisschen zu tun, also: schauen, wer wohin reist, ob das gerade Risikogebiete sind oder werden, welche Konsequenzen das hat. Ins Büro fahre ich wieder unbesorgt mit der S-Bahn - mit Maske, klar, aber ansonsten ohne komisches Gefühl. Ende Juli denke ich sogar darüber nach, ob es sich doch noch lohnen könnte, einen Terminkalender für das Jahr anzuschaffen! (Spoiler: nein)

    Ab dem 30.7. habe ich Urlaub - den ersten seit Weihnachten, denn der Osterurlaub wurde ja durch Pandemie gesprengt. Ich gehe ab und an zum Badesee (Ticketverkauf zur Steuerung des Besucherstroms vorher online, nicht das schlechteste Prinzip an sich). Für eine Woche verreisen Herr N und ich auch, innerdeutsch und mit dem Auto.

    Ende August wird es langsam wieder unentspannt. Frau Fragmente und ich verlegen unsere persönlichen Blogtreffen vom Restaurant wieder an den Küchentisch, denn Restaurant erscheint irgendwie schon nicht mehr so the thing to do. Immerhin ist Maskenerwerb kein Ding mehr, es gibt sie an jeder Straßenecke.

    Für M ist ab September ein längerer Aufenthalt in England geplant. Die Coronasache nimmt zusehends Fahrt auf, es ist bis kurz vor Abflug nicht klar, ob sie wirklich fliegen wird, also: ob sie nicht vorher durch einen Coronafall in ihrer deutschen Schulklasse noch in Quarantäne gerät (tut sich nicht, weil sie tatsächlich gar nicht zur Schule geht, in Absprache mit ihrer Klassenlehrerin melde ich sie für die 2 Wochen, um die es geht, krank), ob die Gastfamilie wirklich aufnehmen darf, ob die Schule in England wirklich nach den Sommerferien öffnet, ob es wirklich keine Einreisequarantäne gibt. Es klappt alles, einzig das Paperwork bei Einreise in UK ist etwas umfassend, weil man noch eine Art Pandemie-Einreiseanmeldung ausfüllen muss.

    Dann gerät mir Corona etwas aus dem Blickfeld, weil ich mich mit einer ganz anderen Katastrophe beschäftige: mit der Gesundheit von Mama N, die nach einer geplanten Operation ungeplant für 2 Wochen nicht aus der Narkose aufwacht, und folglich auch mit der Versorgung von Papa N. Corona macht das alles nicht einfacher und auch, wenn man generell niemanden im Krankenhaus (oder jetzt immerhin Reha) haben möchte, möchte man das in einer Pandemie erst recht nicht. Es ist alles außerordentlich kompliziert bis schlicht nicht möglich in Bezug auf Besuche - ganz und gar keine schöne Situation.

    Die Erkältungssaison beginnt früh, scheint mir, im Büro nehmen die Krankheitsfälle zu, bisher kein Corona (toi toi toi), aber jedes Mal die Abwägung, wie wir vorgehen, wenn im jeweiligen Krankheitsfall Erkältungssymptome vorliegen, aber kein Coronatest angeordnet wird. Und was wir mit Personen machen, in deren Umfeld jemand erkrankt oder bei denen ein Haushaltsmitglied aus einem Risikogebiet zurückkehrt. So nach und nach finden wir unsere Linien dazu.

    Ende Oktober/Anfang November haben die Infektionszahlen wieder ein besorgniserregendes Niveau und mit Ende der (bayerischen - das wollte man wohl abwarten) Herbstferien werden auch die Einreisebestimmungen aus Risikogebieten nochmal verändert. M ist weiterhin in England - es war geplant, dass sie die Herbstferien in Deutschland verbringt, aber die englische Reiserichtlinien sind gerade sehr im Gespräch, es ist unklar, ob sie, wenn sie ausreist, ohne Quarantäne noch einmal zurückkäme. Deshalb bleibt sie in den Ferien, bzw. sie verreist mit dem Zug nach Schottland und dabei stellen wir fest, dass in englischen Zügen nun Sitzplatzpflicht herrscht und die Züge daher öfters auch einmal ausgebucht sind. Wir beginnen aber, die Lage zunehmend kritisch zu beobachten. England ist nun in "Level 2", an der englischen Schule gibt es bisher 9 bestätigte Coronafälle, M war wegen Erkältung mehrere Tage zu Hause und ihre Sitznachbarin war beim Coronatest, der dann aber doch negativ war. Wie es an der deutschen Schule aussieht, weiß ich nicht.

    Auch in Deutschland wird es unentspannter, für eine Woche oder zwei gibt es nochmal Bilder von leeren Klopapierregalen, das ist ja immer ein guter Indikator für die psychische Stabilität hierzulande.

    Ab dem 1.11. haben wir dann einen "Lockdown light" hier, der auf mein Büro aber keine zu der Situation im März vergleichbare Auswirkungen hat, sprich: es wird dieses Mal nicht geräumt. Wer von zu Hause arbeiten kann und möchte, kann das aber tun - das wird nur sehr vereinzelt in Anspruch genommen und ich glaube, das liegt an einer Mischung von Faktoren: die Wahrnehmung, dass es nicht unbedingt gewünscht ist vermischt mit einem Lebensstil und Wohnverhältnissen, die die Arbeit von zu Hause sehr unattraktiv machen und dann haben wir eben auch kein Großraumbüro und viele wohnen fußläufig oder in Fahrraddistanz.

    Derweil geht England in Level 3, was bedeutet, das M sich nur noch in der Schule und zu Hause aufhalten darf. Dazu ist das englische Gesundheitssystem gerade in ihrer Gegend schon sehr stark belastet, ich erkundige mich nach möglichen Rückflügen, die aber immer weiter zusammengestrichen werden, so dass wir recht kurzfristig entscheiden, sie am 13.11. zurückzuholen.

    Die Rückreise verläuft problemlos, glücklicherweise wussten wir das mit den ausgebuchten Zügen ja schon, so dass sie nicht morgens um 5 am Bahnsteig strandet sondern eben vorgebucht hat. Als wir sie in Frankfurt am Flughafen abholen, ist der so leer wie - weiß ich gar nicht. Habe ich noch nie gesehen. Auf dem Bildschirm für die Ankünfte sind ganze 4 Flüge für den Nachmittag.

    Nach den Bestimmungen, die hier seit dem 8.11. gelten, ist M jetzt für 10 Tage in Quarantäne, aus der sie sich auch nicht "freitesten" kann. Auf Herrn N und mich erstreckt sich die Quarantäne aber nicht.

    Am Montag wird es eine erneute Konferenz der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsident*innen geben - mit Lockerungen rechnet niemand.


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    Begegnungsnotizen
    Herr N und M (Haushaltsmitglieder)
    Supermarkt 1 und 2 und Kaffeeladen (FFP2)

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