Geneigte Blogleser*innen wissen, dass ich seit 15 Jahren wöchentlich eine Gemüsekiste in die Wohnung geliefert bekomme.
Wobei das fast alles eigentlich falsch ist. Die 15 Jahre stimmen (so ungefähr), es handelt sich aber um eine Obst- und Gemüsekiste mit Kartoffeln, Milch und Eiern. Weiter kommt die Kiste gar nicht mehr wöchentlich, sondern 2-wöchentlich. Der Grund ist, dass ich nicht mehr so viel Zeit/Muße zum Kochen habe wie noch vor 15 Jahren. Und - wichtiger Punkt hier - die Kiste wird nicht mehr in die Wohnung geliefert, weil dort mittwochnachmittags nun auch schon seit 12 Jahren nicht mehr zuverlässig jemand ist. Statt dessen hat der Gemüsemann (es ist auch eigentlich kein Gemüsemann sondern ein Lieferfahrer) einen Schlüssel zum Hoftor bekommen und stellte die Kiste in die unverschlossene Garage.
Nun gab es mit der Garage dann aber vor etwa einem halben Jahr auch nochmal eine Änderung, und zwar, weil M sich ein (etwas teurerers) Rennrad kaufte und das nicht einfach so draußen stehen soll sondern eben in der Garage. Dementsprechend ist es nicht mehr sinnvoll, die Garage unverschlossen zu lassen. Sehen Sie, mit zunehmendem Besitz wird alles fürchterlich anstrengend, jedenfalls ging das mit der Gemüsekiste und der Garage dann so nicht mehr, statt dessen wurde die Kiste fortan im Hof vor die Haustür gestellt.
So weit, so gut, auch kein Problem mit vor der Haustür oder genau gesagt nur ein einziges Problem: Der Gemüsemann kommt gegen 17/18 Uhr, ich gehe aber schon gegen 8 Uhr und ich kann schlecht immer leere Kisten von morgens 8 bis abends 18 Uhr vor der Tür stehen haben, denn der Hof gehört nicht nur mir sondern im wesentlichen einer Firma im Hinterhaus. Ich stellte die Kiste also immer IM Haus ab, in der Hoffnung, dass der Gemüsemann sie sich dort hinausnimmt (Schlüssel passt), aber das war irgendwie nicht oder nur manchmal der Fall. Es sammelten sich ein paar Kisten an.
Dann ging M nach England. Das Rennrad nahm sie nicht mit, aber ich fand den Anlass gut, das Rennrad in Ms Zimmer zu tragen - vordringlich, weil ich auch gar nicht so viel Lust habe, immer erstmal ein Fahrrad aus der Garage zu schieben, bevor ich mit dem Auto rein- oder rausfahre. Als zweiter Gedanke fiel mir aber ein, dass nun auch die Gemüsekiste wieder in die Garage kann.
Es dauerte ein bisschen, bis mir das auffiel aber als es so weit war, setzte ich in die nächste Bestellung eine Notiz, dass wieder in die Garage geliefert werden soll. Das geschah aber nicht. Vielleicht aufgrundderaktuellensituation, was weiß man, jedenfalls wurden weder die leeren Kisten aus der Garage mitgenommen noch wurde die volle dort abgestellt, die stand wieder vor der Haustür. Zwei Wochen später im neuen Versuch dasselbe.
Kurz vor vier Wochen später rief ich daher an, erklärte die Situation kurz. Abends stand eine volle Kiste vor dem Haus und mittlerweile ein kleiner Turm an leeren Kisten in der Garage. Kurz vor 6 Wochen später rief ich an und erklärte mit Nachdruck. Am Mittwochnachmittag rief der Fahrer mich an, er könne die Garage nicht finden, es sei auch so dunkel und nicht richtig Licht im Hof, ich versuchte das Armfuchtelmanöver zu erklären, das den Bewegungsmelder auslöst, aber der Herr war angestrengt und so schwenkte ich schnell um zu "einfach vor die Haustür stellen". So wurde es gemacht.
Wir sind jetzt kurz vor 8 Wochen später. Es sind mittlerweile 16 Kisten in der Garage, da sich dies aber ja relativ langsam ausbaute, die Schwierigkeit also ganz sacht, quasi unauffällig, immer weiter erhöht wurde, kann ich trotzdem noch ein- und ausparken, ohne die Kisten bewegen zu müssen, was mich mit einem gewissen Stolz erfüllt. An Tagen, an denen ich aus- und einparke, also etwa an 1 Tag pro Woche. An allen anderen Tagen will ich einfach nur eine leere Garage haben.
Deshalb rief ich Ende letzter Woche nochmal beim Gemüsemann an und erklärte die Situation ganz exakt. Den Weg vom Tor zu den Garagen (plus Foto von wenn man am Hoftor steht), wie man das Licht aktiviert, welcher Schlüssel wie passt, wie viele Kisten in der Garage sind (evtl. muss man mit zwei Lieferwagen kommen?). Mir fiel ein, dass auf dem Garagentor sogar eine Nummer steht, die hatte ich neulich noch auf der Hausgeldabrechnung gesehen, es war eine Primzahl zwischen 1 und 12, also ganz sicher die 11, diese Zahl nannte ich also auch, auch, wenn die Zahlen ziemlich verblasst sind.
Heute Morgen hatte ich dann noch eine Idee, und zwar, dass ich die verblasste Zahl ja mal nachmalen könnte, mit Edding, damit alles noch viel klarer und eindeutiger ist. Das wollte ich vor der Arbeit schnell machen. Die Zahlen waren wirklich außerordentlich verblasst, aber egal, wie verblasst sie waren, deduktiv war ganz unzweifelhaft meine Garage nicht die 11 sondern die 5.
Aber weil ich wirklich keine Lust hatte, nochmal beim Gemüsemann anzurufen und die (sehr!) detaillierten Anweisungen nochmal zu ändern, gleichzeitig aber auch keine Lust hatte, weiterhin 16+ Kisten in der Garage aufzubewahren und nicht zuletzt, weil die Zahlen wirklich alle außerordentlich verblasst waren, entschied ich mich für die einfachste Lösung von allen: ich malte eine 11 auf meine Garage.
Problem gelöst, alles gut, morgen kommt die Gemüsekiste und bestimmt nimmt der Fahrer die alten Kisten mit, ich bin ganz sicher, dass nun alles hervorragend geregelt ist.
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Begegnungsnotizen:
Herr N. (Haushaltsmitglied)
2 x 20 Minuten Auto mit J. (beide FFP2)