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    Mittwoch, 4. November 2015
    Blogging November - 1561

    Das Aufraffen zum Schwimmkurs heute war schwierig - so schwierig, dass es vielleicht wirklich keine gute Idee war, sich zum dritten Kurs anzumelden. In Wirklichkeit gingen wir heute nur wegen dem Dorsch hin.

    Sie kennen das sicher, wenn es einfach nicht läuft. Müde, schon im Vorfeld kalt, steifer Hals, Mitgliedsauswes nicht gefunden, Duschgel ausgelaufen, eine Haarspange weg, keine frischen Socken im Schrank, Riesenpickel im Gesicht, all das. Es liegt ein schmaler Grat zwischen Beharrlichkeit und Verbissenheit, ich neige in solchen Situationen zu letzterem: ich geh jetzt schwimmen, egal was, und wenn das Schwimmbad abbrennt bade ich im Löschschaum.

    Ohne jegliches Vergnügen aber mit zähneknirschender Entschlossenheit kamen wir also in der Schwimmhalle an. Beim Umziehen bemerkte ich eine weitere Komplikation: ich hatte gar kein Handtuch dabei. Im Gesamtbild kam es darauf aber wirklich nicht mehr an, wir gingen also Duschen, dann ins Becken. Wir hatten noch etwas Zeit bis zum Kursbeginn.

    Im Wasser lernte ich gleich die neuen Kursteilnehmer kennen. Lollek und Bollek identifizierte ich sofort: Lollek trägt eine rote Badehose, Bollek eine blaue, Lollek ist wirklicher Sportler, Bollek schien mir nicht so, hatte aber wohl auch vor ein paar Tagen eine Impfung erhalten, die ihn noch immer schwächte. Das Becken war sehr voll, bald schon kam es zu einer Situation: ein Fremder war losgeschwommen, ich hinterher. Als wir auf der anderen Seite ankamen, verschnaufte der Fremde kurz, wollte dann weiter doch hinter mir kamen noch Lollek und Bollek, dann zwei Aquajoggerinnen, dann irgendwelche weiteren Leute, wie gesagt: es war voll. Der Fremde - Typ Gorilla - schlug wütend mit der Faust aufs Wasser und brüllte "das kann nicht sein, dass es jetzt hier so voll ist" zu Lollek. "Ich weiß nicht, warum ich jetzt in dieses Gespräch eingebunden werde", antwortete Lollek, allerdings zu mir, so dass ich nun auch Teil der Konversation war. Ich musste lachen. Der Gorilla trommelte nochmal kurz aufs Wasser und schwamm davon. In schlechtem Kraulstil, wenn ich das anmerken darf.

    Nun begann der Unterricht: "Wir können alles erreichen, was wir uns vornehmen!", sagte der Kraulschwimmlehrer zum Einstieg. Danach ging es erstaunlich unspektakulär weiter, nämlich mit der Wiederholung der Wasserlage des Kopfes, der Terminatordrehung (mit meinem Hals ein Kinderspiel!) und der Atmung. Nichts Neues für mich, das war aber ja klar. Verbessert wurde ich auch nicht, ich schwamm also so dahin und freute mich, dass es mit dem Hals gut ging. Während der Erklärungen wurde es aber doch empfindlich kühl im Nacken.

    Ganz am Ende nochmal Atemfrequenzspielchen: erst 2er-Atmung, dann 4er, dann 3er, dann 5er. Dann Besprechung: 3er ist am besteln, 4er geht auch. 2er ist nicht sinnvoll. 5er ist für die ganz Harten. "Also ich denke nicht, dass das einer von euch machen wird", sagte der Kraulschwimmlehrer.

    Vor dem Ausschwimmen ließ er aber noch in einem Nebensatz fallen, dass es durchaus möglich wäre, die ganze Bahn ohne Atmen zu schwimmen, wenn man ein bisschen übt. Die Streberoma und ich blickten uns an - es ist schon länger klar, dass sie ein ähnliches kleines Kompetitivitätsproblem hat wie ich. Eine knappe Dreiviertelbahn schafften wir beide. Was wir die nächsten Wochen beim Ein- und Ausschwimmen üben, dürfte klar sein.

    Die Kraulschwimmpartnerin lieh mir ihr Kopfhandtuch, so will ich es ihr auch verzeihen, dass sie es später im Auto für nötig hielt, mir den Witz mit dem Dorsch zu erklären.

    Insgesamt war der Abend aber ein Kraftakt. Meistens fühlt man sich nach dem Aufraffen ja besser. Heute nicht. Heute hätte ich mich vermutlich nach einem Couchabend besser gefühlt.

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