Die Probleme, heute Morgen ein Frühstücksbrötchen zu kaufen, begannen eigentlich schon gestern: als nämlich der Pizzalieferdienst für irgendwas über 20 Euro nicht auf 50 rausgeben konnte. Muss man das verstehen? Ich denke nicht. Zumal er auch immer jammert, wenn man mit Karte zahlen möchte.
Heute morgen dann, unterwegs, erörterte ich mit mir selbst intensiv, welchen Bäcker ich aufsuchen möchte. Es gibt nämlich zwei in derselben Straße, beide haben keine wirklich guten Brötchen, das kann ich ja beurteilen, aber die vom einen sind einen Tick besser als die vom anderen. Dafür ist der Verkäufer ein Ekel. Oder: Wir haben in den letzten 10 Jahren keine gute Gesprächsebene miteinander gefunden. Ich habe also selten Lust, dort einzukaufen, jedes Mal nehme ich mir vor, den Verkäufer einfach zu ignorieren, aber jedes Mal fällt ihm etwas Neues ein, das mich ärgert. Meistens gehe ich extra hin, um nicht nicht hinzugehen.
So entschied ich mich auch heute, mich nicht von einem idiotischen Verkäufer vergraulen zu lassen, ging zur Bäckerei mit den etwas besseren nicht so guten Brötchen und stand vor einem leergeräumten Ladengeschäft mit verschlossener Tür. Da gibt es keine Brötchen mehr, auch keinen doofen Verkäufer, ich verspürte etwas Mitleid (wo ist er jetzt? was macht er nun?), aber auch gleichzeitig Ärger (keine Closure, die Situation wird für immer ungelöst bleiben).
Also ging ich zum anderen Bäcker, dort sagte ich, bevor ich etwas bestellte: "Ich habe leider nur einen 50-Euro-Schein, können Sie darauf rausgeben?" - "Nee", sagte die Verkäuferin. "OK", sagte ich. Damit wäre es eigentlich gut gewesen, finde ich. Die Verkäuferin war anderer Ansicht und begann einen Vortrag, über die unverschämten Kunden, die mit großen Scheinen kommen, keinerlei Empfinden dafür haben, wie das mit dem Wechselgeld ist, sich nicht in die Situation der Verkäuferin hineinversetzen können, oder es ist ihnen einfach völlig egal. Alles ja für mich nicht zutreffend, sehr wohl habe ich schon in Bäckereien verkauft und auch über das Problem mit dem Schein nachgedacht, daher ja meine Frage überhaupt, aber vom Oberchef habe ich gelernt: Nie rechtfertigen. Also sagte ich: "Nee - eigentlich bin ich extra damit gekommen, um Sie zu ärgern, ich will gar nicht wirklich was kaufen!", drehte mich um und ging.
Und zwar in die Cafeteria des Rapunzelturms, dort gibt es auch Brötchen und ich kann sie per Codekarte bezahlen. Mit den Damen in der Cafeteria läuft es zwar bekanntlich auch nicht immer gut, aber ich hatte heute keinen Kaffee von anderswo und das Beklopptenpotenzial natürlich auch schon in Bäckerei 2 ausgeschöpft, das Risiko eines Zusammenstoßes in der Cafeteria erschien mir kalkulierbar.
Der Einkauf verlief auch reibungslos. Aber dann habe ich überreizt:
Frau N: Eine Frage noch - mir ist aufgefallen, dass auf den Laugenstangen und Croissants und so immer Käse und Putenbrust ist. Gibt es die auch in vegetarisch und ich bin nur immer zu spät dran? Oder gibt es das gar nicht?
Cafeteriafrau: Das gibt es nicht und das gab es auch noch nie!
Frau N: Ach, schade. Könnten Sie das mal als Anregung weitergeben?
Cafeteriafrau: Sie können doch einfach die Putenbrust runternehmen und wegschmeißen.
Frau N: Nein, das möchte ich nicht, das schmeckt dann auch danach.
Cafeteriafrau: Das hätten Sie wohl gern, dass ich Ihnen Ihre Laugenstange extra belege!
Frau N: Nein, das möchte ich gar nicht, ich möchte nur, dass Sie das als Anregung weitergeben.
Cafeteriafrau: Das seh ich aber gar nicht ein!
Frau N: Müssen Sie auch nicht. Weitergeben reicht.
Cafeteriafrau: Nä, das mache ich nicht. Da müssen Sie sich in Ihrem Büro an wen wenden, der was zu sagen hat, dann können die mit meiner Chefin sprechen, da können Sie sich ja beschweren. Wenn da irgendjemand Leitendes bei Ihnen die Zeit zu hat.
Frau N: Ach, diese Person bin ich ja praktischerweise selbst. Dann mache ich das gleich vom Büro aus.
Hab ich aber nicht. Ich hatte keine Zeit. So lange ich keine einzelnen Brötchen von Amazon ins Büro bestellen kann, werde ich mir aber vielleicht in nächster Zeit besser zu Hause ein Butterbrot streichen und mitnehmen.