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    Donnerstag, 10. Oktober 2013
    Blogging November - 597

    Eigentlich wollten wir ein Rollo an Mademoiselles Regal anbringen. Weil ich nämlich Regale generell schlecht finde, weil man den Krempel sieht; wie man weiß, bin ich kein Freund des Krempels. An eine Hälfte des Regals sollte also ein Rollo, an die andere nicht, so dass man noch diverse Harry-Potter-Devotionalien ausstellen und vom Bett aus sehen könnte.

    Das besprachen Herr N. und ich mal hier und mal dort und die Großeltern warfen ein, dass sie möglicherweise ein Rollo für uns hätten, das sogar früher mal an ebendiesem Regal gewesen sei. Man muss nämlich wissen: Herr N. hatte das Regal schon als Kind. Vermutlich mit Rollo. Ob dieses Rollo jetzt weiß oder grau oder gelb sei, wusste man nicht mehr genau; angesichts der Historie stieg in mir die Vermutung auf, es könne sich um eine Mischung der genannten Farbtöne handeln. Ich beschloss, schnell tätig zu werden.

    Als nächstes kam Frau Herzbruch. Ich erzählte vom Rollo und Frau Herzbruch, nie um eine Meinung verlegen, fand Rollo schlecht. Einerseits weil es sich ausbeult bei unordentlichen Kindern, die größere Dinge ins Regal stellen, als hineinpassen, und dann geht es schnell kaputt und sieht sowieso auch hässlich aus. Zweitens - und dieser Punkt stand möglicherweise im Vordergrund - weil Frau Herzbruch ja jetzt näht und dementsprechend Vorhänge nähen könnte. Wir waren jetzt nämlich im Plural angekommen - nicht nur vor das (halbe) Regal sollte ein Vorhang, sondern auch vor das Hochbett, unter dem Hochbett könnte man dann nämlich die Playmobilkisten lagern, die momentan oben auf dem Regal drauf sind und dort blöd aussehen.

    Damit nicht noch irgendwem was anderes einfiel, kauften wir schnell Stoff. Wir hatten die Idee, das Kind den Stoff selbst aussuchen zu lassen, was ein hervorragender Gedanke war, denn den Stoff, auf den Mademoiselles Wahl fiel, hätte sicherlich keiner der anwesenden Erwachsenen (und auch Ona nicht) auch nur in die engere Auswahl genommen: roter und blauer "Samt". Nun gut.

    Frau Herzbruch nähte dann unter viel Jammern die Vorhänge. Jammern, weil der Stoff so schwierig und rutschig und elastisch war und sogar drohte die Nähmaschine aufzufressen (oder so). Ich war die ganze Zeit komplett unbesorgt, man kennt diese Anwandlungen ja von allen Handwerkern und insbesondere auch von Friseuren: die Ausgangssituation und gestellte Aufgabe wird als so unlösbar und noch-nie-vorgekommen wie möglich dargestellt, um das eigene Arbeitsprodukt zu erhöhen. Ich war also verständnisvoll aber entspannt.

    Die Vorhänge waren dann auch schnell fertig und es stellte sich die Frage, wie sie zu befestigen seien. Ich hätte mir eine Befestigung mit diesen kleinen Schiebestangen für Scheibengardinchen gewünscht - Vitragestangen heißen die, wie ich seit ausführlichem Googeln weiß. Ausführliches Googeln, weil es diese Stangen natürlich nicht in einer Länge von 2 Metern gibt, weil sie dann sowieso in der Mitte durchhängen würden und/oder runterfallen, sobald Kind oder Katze in die Nähe gelangen. So das Internet und Familie Herzbruch. Ich sollte Vorhangstangen nehmen.

    Vorhangstangen kann ich jetzt ganz persönlich nicht leiden, sie verursachen mir ein unangenehmes Gefühl. Ich kann das nicht gut erklären, vielleicht habe ich in einem früheren Leben mal jemanden mit einer Vorhangstange erschlagen, man weiß es nicht, ist aber auch egal, denn Vorhangstangen sind natürlich mindestens genauso unpraktisch wie Vitragestangen. Sie sind nämlich genauso lang und fordern Kinder/Katzen noch mehr zum dranhängen auf und brauchen eine Halterung, die dann doof absteht. Ein schlechtes Produkt.

    Während wir das alles noch überlegten, kamen wir in ein Geschäft, das neben bunten Kronleuchtern, alles-aus-Plastik-für-den-Haushalt und Halloween-Artikeln auch Seilsysteme führte. Ich persönlich habe mit Seilsystemen schlechte Erfahrungen gemacht; wir hatten in der alten Wohnung eines für den Vorhang im Wohnzimmer, und der Vorhang hing immer ein kleines bisschen durch. Ich erinnere mich noch genau an das befriedigende Gefühl, dieses System beim Auszug abzureißen und mit Schwung in die Mülltonne zu werfen - und das ist immerhin 8 Jahre her. Trotzdem schien Seilsystem jetzt für den Kinderzimmervorhang irgendwie gut, und dann sagten die Begleiter, dass es ja auch nur 7 Euro koste und man es daher mal ausprobieren könnte.

    Sagen wir mal so: 7 Euro und 7 Stunden Lebenszeit. Das muss man ja auch mitberechnen. Herr N. machte die Sache mit den Schrauben und dann machten wir gemeinsam die Sache mit dem Seil und dann nochmal mit dem Seil und dann nochmal und dann riefen wir Frau Herzbruch, auf dass sie schaue, wie schön die von ihr genähten Vorhänge hingen, aber dann hingen sie leider schon nicht mehr. Wir machten das alles nochmal, das Drahtseil spelzte sich auf, ich hatte Splitter in den Händen, Herr N. Schwielen von der Zange, die Katzen trugen fröhlich Drahtstücke davon und das Kind trug den Vorhang als Abendkleid.

    Statt Doppelkopf zu spielen googelte ich abends "Vorhang Hochbett Befestigung". Alle Elternforen fanden Seilsysteme super. Ich überlegte, überlegte mehr, las mehr und kam zu dem Schluss: das Seilsystem war schlecht. Schlechte Qualität und deshalb ging das alles nicht.

    Dann suchte ich ein gutes Seilsystem und fand eins, mit dem Personen angeblich unglaublich schwere Vorhänge, ja quasi Wandteppiche, über 5 Meter ohne jedes Durchhängen angebracht hatten, und zusätzlich gab es auch noch Abstandhalter zum dazwischensetzen, falls man mal 100 Meter Drahtseil spannen möchte oder so. Ich kaufte also Seilsystem und Abstandhalter und eine neue Kneifzange.

    Beides kam am nächsten Tag an (Exkurs: falls Sie sich, wie Herr Herzbruch fragen, warum ich nicht wie jeder normale Mensch in einen Baumarkt gehe: es ist für mich keiner fußläufig erreichbar und ich kaufe nur da, wo ich unkompliziert hinkomme oder wo man es mir bringt oder wo es mir ganz besonders wichtig ist, aber dazu gehören Baumärkte nunmal nicht). Die Seilsysteme sahen außerordentlich stabil aus, gefielen mir aber nicht, weil sie zu groß waren. Zu viel Abstand zum Regal. Und außerdem hatte ich mir zwischenzeitlich überlegt, dass ein Seil auf Griff höhe in einem Kinderzimmer einfach nie eine gute Idee sein kann. Ich wollte das nicht. Ich überlegte noch ein bisschen länger und dachte dann: Klettband, selbstklebend.

    Ich informierte mich in der Folge über Klettband und fand eins, das wohl sehr gut klettet und sehr gut klebt. Es ist für glatte Flächen und eindeutig nicht für Stoff, aber Personen sagten, dass es bei ihnen auch auf Stoff gehalten habe. Ich bestellte Kettband.

    Das Klettband kam gestern. Ich klebte alles an und es war wunderbar. Ich zeigte Mann und Kind und den Katzen die Vorhänge, alle bewunderten mich. Wir gingen schlafen. Morgens wachte ich auf und dachte, ich schicke Frau Herzbruch jetzt ein Foto von den Vorhängen. Ich schlich ins Kinderzimmer, den Fotoapparat gezückt, und führte einen Rumpelstilzchentanz auf: die Vorhänge lagen auf dem Boden. Das Klebeband auf dem Stoff hatte nicht gehalten.

    Als ich mich etwa 10 % beruhigt hatte, drückte ich die Vorhänge genervt wieder an das Klettband und stellte dabei fest: die halten auch so an der Hakenseite. Ich brauche die Flauschseite gar nicht! Ich hänge die Vorhänge also pur, ohne Gegenstück, an das Regalklettband. Dort hängen sie seit heute morgen ohne jeden Mucks.

    Und sollten sie noch einmal runterfallen, werde ich sie schlichtweg antackern.

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