Die bekoppten Eltern (Verzeihung, man kann es nicht anders sagen) des Dienstagskindes riefen heute tatsächlich an, um mir zu sagen, ich solle mit dem Kind für die morgige Klassenarbeit in Deutsch lernen. Also in den 75 Minuten, die zwischen Schulende und Sporttraininganfang zur Verfügung stehen und in denen die Kinder meiner Ansicht nach was Essen und was Spielen sollen. Sie sagten jetzt nicht speziell, ich solle mit ihrem Kind üben, das wäre auch sogar für mich einen Tick zu absurd gewesen. Sie baten aber darum, das Dienstagskind in die Übeeinheit, die ich doch sicher mit Mademoiselle heute geplant hätte, einzubeziehen.
Nun ist es so, dass ich eine aktive Teilnahme meinerseits an Lerndingen rundheraus ablehne. Ich finde, Kinder sind für ihren Schulkram selbst zuständig. Wenn es Fragen gibt, helfe ich natürlich, aber ob und was und wie viel das Kind für eine Klassenarbeit lernen muss, muss es selbst bestimmen. Ich will das nicht - es fängt sicher mit einem kleinen Übungsdiktat an, dann sitzt man am Wochenende da und gestaltet Plakate für Referate, tippt später Buchbesprechungen und korrigiert Hausarbeiten und sitzt am Ende an der Uni mit dem Kind in der Sprechstunde beim Prof. Wehret den Anfängen.
So genau sagte ich das den Eltern aber nicht, ich sagte nur, dass ich nichts zum Lernen geplant hätte und auch gar nicht wüsste, worum es bei der Klassenarbeit ginge. Ehrlich gesagt wusste ich noch nicht einmal das Fach.
Vor der Schule kamen die Kinder allerdings auf mich zugestürmt und wollten gern einen "Übungstest" schreiben. Ob ich einen am Computer machen könnte. Ob die C. auch mitkommen könnte, die würde auch einen Übungstest schreiben wollen. Bitteeeeeeeeeeeee! Das wäre dann Hogwarts und die Punkte wären für Gryffindor und die Katze wäre Professor McGonagall und das wäre ein super Spiel! Bitteeeeeeeee! So kam es, dass ich mir heute auf dem Heimweg von den Kindern das Themengebiet erklären ließ, daheim in 10 Minuten die "Lernportion 8" zu Wortstämmen erlas, in weiteren 10 Minuten dazu ein Aufgabenblatt entwarf und druckte und dann bei Kürbissuppe kochen Testaufsicht führte.
Am Ende waren die Kinder glücklich und die bekloppten Eltern des Dienstagskindes auch. Nur ich war genervt.