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    Sonntag, 6. Mai 2012
    Blogging November - 187

    In dem Haus, in dem ich wohne, fühlt man sich normalerweise nicht allein. Es gibt insgesamt 7 Kinder, die auf der Treppe poltern oder durch den Hof flitzen, es gibt eine WG mit ständig wechselnden Bewohnern, es gibt eine Hausmeisterin mit Argusaugen, zusätzlich sind 4 Klaviere im Haus vorhanden, eine Raucherin und eine Viel-und-laut-Telefoniererin sowie im Hinterhaus eine Firma, die rund um die Uhr arbeitet.

    Heute aber waren Mademoiselle und ich anscheinend ganz allein. Gut, es war Samstag und nicht Sonntag, so fiel der Kirchgang der obersten Etage aus. Und die Kinder der Raucherin sind samstags nicht da, so dass sie dann in der Wohnung raucht und nicht auf dem Balkon. Aber ist Samstag nicht der ideale Tag zum Klavierüben oder Telefonieren?

    Als ich mittags beschloss, heimlich (das Kind ist dagegen) die Osterdekoration wegzuräumen und die Treppe hinunterging, um nach Werbezeitungen zum Einwickeln der zerbrechlichen Teile Ausschau zu halten, hatte ich mich extra vorher ordentlich bekleidet. Völlig unnötig, ich traf niemanden, tatsächlich gab es noch nicht einmal Werbezeitungen. Am frühen Abend brachen Mademoiselle und ich zu einem Regenausflug auf und in den Briefkästen steckte noch die Post. Bei der Rückkehr waren wir beide so durchnässt, dass ich mich nicht mich Schuhbändern und -schnallen abmühen wollte, und gestattete es Mademoiselle ausnahmsweise, mit den Inlinern bis in die Wohnung zu stapfen. Das ist sonst ein absoluter Garant, die Hausmeisterin auf den Plan zu bringen. Aber: nichts. Stille.

    Eine ähnliche Situation wie manchmal, sehr selten, im Rapunzelturm, wenn es neblig ist und man den Boden nicht sehen kann und für ein paar Stunden ganz konzentriert und ohne jegliche Unterbrechung hinter geschlossener Tür etwas gearbeitet hat. Dann stehe ich auch plötzlich am Fenster und frage mich: leben die anderen noch? Hat möglicherweise irgendeine komische Zeitverschiebung stattgefunden und die sind alle nur noch Staub? Und das Interessanteste daran: nur mit einer unglaublichen Motivierung meiner pragmatischsten Seite traue ich mich dann, die Tür zu öffnen und nachzuschauen, anstatt mich in einer Ecke zu verkriechen und mit Rip-van-Winkle-Szenarien im Kopf abzuwarten, ob vielleicht doch noch einmal das Telefon klingelt.




    Heute vor zig Jahren:

    Wir gehen in die Altstadt und treffen einen, der uns irgendwie bekannt vorkommt. Es stellt sich heraus, dass es ein Freund von Hühnchen ist, den wir auf der Fete beim Kuli kennengelernt hatten und der Nero heißt.

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