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    Donnerstag, 31. Mai 2012
    Blogging November - 213

    Momentan spinnen alle ein bisschen. Die Rezeptionistin erzählt mir, dass sie keine Telefonkonferenzen buchen kann. Der geschätzte Kollege sagt auf meine Frage hin, natürlich habe er den Raum für den neuen Mitarbeiter fertig gemacht, und greift dann noch ehe ich ganz aus dem Raum bin zum Hörer, um sich hektisch bei jemand anders zu erkundigen, wer eigentlich dieser neue Mitarbeiter ist und wann der kommt und wo der hinsoll. Der nächste soll mir einen dringenden Umschlag sofort bringen, holt ihn auch ab und verschwindet dann, wird eine Viertelstunde später an seinem Schreibtisch aufgefunden, ohne Umschlag, alles sehr mysteriös.

    Mademoiselles Erzieherin fragt, ob ich das Kind denn am Freitag abhole, weil es ja erst um 16:30 Uhr allein heimgehen darf, aber die Schule am Freitag früher endet und dann bräuchte das Kind einen Zettel, wenn es allein gehen darf. Es habe ja keinen Zettelvordruck gegeben für diesen Tag, weil sowieso aus den ersten Klassen kein Kind allein geht, also außer meinem, und da sei man nun nicht sicher. Ich versichere der Erzieherin, das Prinzip verstanden zu haben, mein Kind kann grundsätzlich um 16:30 Uhr gehen, andernfalls braucht es einen Zettel. Ich versichere, in der Lage zu sein, Zettel ohne Vordruck zu produzieren, ich bin die Zetteltante schlechthin, mein Kind hat immer alle benötigten Zettel dabei und noch ein paar mehr, die man eventuell mal brauchen könnte. In puncto Zettelorganisation kann mir keiner was vormachen. Ja, ich hole das Kind ab.

    Schon steht die Schulsozialarbeit bereit und sagt, ich hätte doch mal ins Elterncafe kommen wollen, das sei wichtig - eigentlich ist es so, dass ich gesagt habe, dass ich es gut finde, dass es ein Elterncafe gibt und dass ich es gut finde, morgens Kaffee zu trinken, eine eindeutige Verknüpfung beider Punkte aber nicht speziell geäußert hatte, aber egal. Ich sage zu, sofort in das Elterncafe zu kommen, wenn es mal wieder eine Woche gibt, in der sonst jeden Tag regulär Unterricht und Betreuung angeboten werden, so dass ich das mit meinen Arbeitszeiten hinbekomme, also in der allernächsten Woche ohne Feiertag, Ferien, Projektwoche, Brückentag, Brauchtumstag, Betriebsausflug, Fortbildung, Teamsitzung, Elternsprechtag, Kennenlerntag der neuen Erstklässler, Erstklässlereinschulungstag, Schulkonzert oder Lesewettbewerb. Sofort genau dann. Die Schulsozialarbeit guckt angepisst.

    Zu Hause steht ein Herr Bart vor der Tür, der eigentlich um 17 Uhr kommen sollte aber nun halt um 16 Uhr da ist. Der soll sich anschauen, wieso die Wand der Nachbarn unten drunter nass ist, denn der Parkettmeister und sein Chef Herr König, der eigentlich Maurer ist und Maler, haben bei der Behebung des Osterwasserschadens einen neuen bzw. älteren Wasserschaden festgestellt, an einer anderen Stelle, und man möchte wissen, wo das herkommt. Der Parkettmeister sagt, sicher aus dem Heizungsrohr, während der Malermauer König schon einen Nervenzusammenbruch erleidet, weil man dann eventuell ein paar Fliesen abklopfen muss. Herr Bart hingegen, der suspekterweise gekleidet ist wie Chefärzte in Arztserien, sagt, er wüsste überhaupt nicht, wozu er angerufen worden sei, man solle das halt trocknen lassen, er würde jedenfalls in keine Wand gucken aber der Heizkörper sei etwas rostig, den würde er mal vermessen. Derweil schickt die Hausratversicherung Briefe mit Fragebögen zum beschädigten Parkett, der Parkettmeister jedoch keinen Kostenvoranschlag, der Malermaurer weigert sich, unten in der Wohnung zu tapezieren, bevor das mit dem neuen-alten Schaden geklärt ist. Weiter im Briefkasten liegt ein Brief vom Springer-Verlag, ich hätte ja ein Abo gekündigt und dazu gäbe es nun in der Bearbeitung eine extrem dringende Rückfrage, zu der ich mich unbedingt telefonisch melden soll. Und untendrunter etwas kleiner steht, man würde mir in diesem Gespräch auch gerne noch ein paar ganz besondere Angebote unterbreiten. Und zwischendrin ruft immer wieder der Telekommunikationsanbieter auf sämtlichen Leitungen an.

    Ich bin ein bisschen müde.




    Heute vor zig Jahren:

    Der Ah ruft an und fragt wegen der Prügelei in der Straßenbahn. Er findet es total lustig, dass es da wohl eine Verwechslung gab. Ich finde das total peinlich für Illy, man muss sich doch die Leute wenigstens mal genau angucken! Der Ah meint, wir sollten ein bisschen aufpassen.

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