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    Donnerstag, 21. April 2022
    20042022

    In meinem idealen Leben würde allabendlich ein Blogthema dargereicht, das zwar nicht verbindlich ist, aber eben ein offenes Angebot. Wozu etwas schreiben, wenn es nichts zu sagen gibt, fragen Sie sich jetzt vielleicht. Das ist ganz einfach, für Ruhm, Ehre, Anerkennung und die VGWort natürlich, das meinte ich jetzt aber nicht sondern einen weiteren Faktor: für das Ritual. Nicht umsonst wird für Kinder ein Abendritual geschaffen, zum Beispiel das Sandmännchen geschaut, und dann können sie gut schlafen. Ich kann nach dem Sandmännchen nicht gut schlafen, weil ich vom Sandmännchen sentimental werde, nicht wegen Erinnerungen aus meiner Kindheit (Fernsehen kam in meiner Kindheit so gut wie nicht vor) sondern, weil M das Sandmännchen häufig geschaut hat (allerdings nie gut schlafen konnte, heute noch nicht) und die Sandmännchen-Melodie macht mich daher sentimental und dann schaue ich bis weit nach Mitternacht Babyfotos an (von M, nicht von fremden Babys) und gehe zu spät ins Bett. Ich schlafe ja bekanntlich so gut wie immer hervorragend: das liegt an meinem Abendritual, das aus Abendessen-KatzeBürsten-ImSesselLesen-KücheAufräumen-Bloggen-Zahnreinigung-Schlafengehen besteht. Küche aufräumen ist dabei ein variabler Punkt, wenn der ausfällt, ist es nicht so schlimm. Auch das Katze-Bürsten kann ich ausfallen lassen, es geschieht eher auf Bestreben der Katze. Aber die anderen Punkte sind fix. Es gibt auch wenig beruhigendere Geräusche als das Klackern einer Tastatur, meiner Meinung nach jedenfalls, Fragmente vergleicht mein Tippen ja manchmal mit einem Maschinengewehr aber ich glaube, sie übertreibt.

    Natürlich kann man sich behelfen und über den vergangenen Tag schreiben. Das lese ich bei anderen immer außerordentlich gern - wenig interessiert mich mehr, als was andere den ganzen Tag über so tun! So viel, das ich mir abgucken kann, so viele neue Ideen! Total super. Aber beim selbst schreiben elendig langweilig, finde ich, also für mich, weil ich das ja alles schon weiß, bevor ich es schreibe. Es ist mir lieber, anfangs nicht zu wissen, wo der Text am Ende hinführen wird, ihn einfach fließen zu lassen, alle Anmerkungen und Gedanken, die vor dem Einschlafen noch raus wollen, einfach noch rauslassen, dann ist der Kopf angenehm leer und ach, ich werde schon ganz entspannt-schläfrig.

    Deshalb nur kurz noch ein Erlebnis heute, das mich sehr belustigt hat. Ich war bei der Augenbrauenzupffrau. Ich kam dort vorbei, als der Laden gerade öffnete, es gab also noch keine Wartezeit und noch frische Luft im Laden, also ging ich hinein und sie erzählte mir, dass es heute ein blöder Tag sei, weil sie nämlich ihr Handy zu Hause liegen gelassen hatte. Und zusätzlich hätte sie gestern ihren (erwachsenen) Kindern gesagt, dass es ihr nicht so gut geht, Schwindel und Kopfschmerzen und nun wäre sie den ganzen Tag nicht erreichbar, die würden sich sicher sorgen. Holen könnte sie es nicht, sie wohnt zwei Städte weiter und ist allein im Laden ohne Pause.

    Ich bot ihr natürlich an, mein Handy zu benutzen, um die Kinder anzurufen. Sie wusste die Nummern aber nicht auswendig (ich weiß die von M auch nicht auswendig, habe vollstes Verständnis dafür!). Ich schlug vor, sie könne ihr eigenes Handy anrufen, denn wenn es zu Hause liegt, würde vielleicht dort jemand dran gehen. Das probierte sie aus, es antwortete aber sofort die Mailbox und sie erinnerte sich, dass ihr Sohn das für sie so eingestellt hat, dass unbekannte Rufnummern sofort auf die Mailbox umgeleitet werden (muss ich auch mal suchen diese Funktion, total praktisch!).

    Wir überlegten eine Weile hin- und her, dann fragte ich, ob ihre Söhne Mail nutzen oder Twitter oder Instagram oder irgendwas, wo man Kommentare hinterlassen kann. Die Mailadressen wusste sie nicht, Facebook wäre gegangen, sie hat aber kein eigenes Account und ich habe meins deaktiviert und nicht vor, es wieder zu aktivieren. Twitter kannte sie nicht. Aber Instagram, das ging! Wir fanden den einen Sohn schnell, er hatte aber ein geschlossenes Account, Nachrichten schicken kann man wohl trotzdem? Sie schickte eine Sprachnachricht, damit auch klar ist, dass die wirklich von ihr kommt. Den anderen Sohn fanden wir dann auch, ihn sogar mit offenem Account (falls du jetzt hier liest - Mama schaute sehr interessiert die Bilder an!), auch an ihn ging eine Nachricht.

    So weit, so gut. Ich ging nach Hause, erledigte Dinge, am Nachmittag begann mein Handy ununterbrochen zu brummen: die ganze Familie bedankte sich, stellte dann fest, dass ich selbst ja kaum Freunde habe (auf Insta) und ja auch gar keine Bilder (ich nutze das nur passiv) und seitdem bekomme ich neben Dank auch immer wieder Angebote, sich mit mir anzufreunden, mir Follower zu beschaffen, die ganze Familie würde mitmachen und mir zu helfen, schöne Bilder zu posten. Herrje! Einerseits sehr lustig, andererseits glaube ich, ich deinstalliere die App jetzt wieder, das ist mir zu viel Geräusch.

    Nach diesem Erlebnis habe ich überlegt, wie ich vorgehen würde, wenn ich mein Handy nicht dabei habe und es keinen Internetzugang gibt (mit Internet wäre es bei allen einfach), aber dringend wen erreichen muss: ich würde entweder meine Eltern anrufen, die die Nummern von M und Herrn N in einem Notizbüchlein haben.

    So, jetzt kann ich entspannt schlafen gehen.

    Achso, ja, um dem idealen Leben etwas näher zu kommen, nutzen Sie für Vorschläge und zum Schreiben ohne eigene Ideen gern diese Unverbindliche tägliche Contentvorschlagliste.

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