Bin mitten drin und beobachte gleichzeitig auf einer anderen Ebene in meinem Kopf, wie von außen, dass wir, dass ich meinem eigenen kleinen Leben nachgehe und Dinge mache wie abgebrochene Zähne richten lassen, Ostereier verstecken, mich um 22:45 ärgern, dass ich vergessen habe, den krümligen Küchenfußboden zu saugen und wischen, während im selben Moment die Welt um uns, um mich herum, zerfällt - damit meine ich nicht im Kleinen, nicht meine kleine Welt, sondern im Großen.
Ich bekomme diese Ebenen nicht gut zusammen. Es ist ja, nur zum Beispiel, ganz klar, dass in einer kaputten großen Welt meine kleine nicht existieren kann, aber es ist genauso klar, dass ich die den Fußboden in der Küche weiter sauge und wische, so lange es geht, denn es nicht zu tun wäre genauso sinnlos. Wieso also nicht wenigstens ein angenehmes Wohnumfeld haben.
Wir müssten viel mehr reden, denke ich, den ganzen Tag müssten wir reden, uns verhalten, uns auseinandersetzen, unterbrochen, aber gleichzeitig sind wir ja alle seit Jahren überwiegend in unserer eigenen kleinen Häuslichkeit und wenige Dinge sind mehr außer Mode gekommen, als sich nah mit Menschen zu treffen, die uns nicht nah sind. Das Erleben ist immer kleiner geworden in den letzten Jahren und das große Ganze aus dem Blickwinkel geraten, kaum sind andere Haltungen und Meinungen noch auszuhalten, die Übung im Umgang damit völlig verloren gegangen.
Dann denke ich, dass ich mich um dieses Problem kümmern muss, zumindest für mich selbst aber auch mit denen um mich herum, die mein Leben berühren, freiwillig oder zufällig, irgendwie den Faden aufgreifen, um wieder Verbindungen herzustellen. Privat und auch beruflich. Aber werde dann wieder in meine eigenen kleinen Interessen gesogen mit Krankenhausbesuchen, der Organisation des Reifenwechsels am PKW und eben dem schmutzigen Küchenfußboden und weiß wirklich nicht, wo ich anfangen soll und wann und mit welcher Energie, plötzlich ist schon wieder eine andere Jahreszeit und ich habe Ostereier gefärbt, während noch die Weihnachtsdeko in Kisten darauf wartet, in den Keller gebracht zu werden, und halt der Küchenfußboden...
Und dann gehe ich einfach schlafen.