Argh. Frau Herzbruch stresst mich mit bestellter Bloggerei, da bin ich sowieso immer sehr widerstrebend, ich konnte es früher schon nicht leiden, wenn meine Mutter gesagt hat "erzählt doch xy mal dasunddas!"
Aber Frau Herzbruch soll heute nicht auch noch meinetwegen weinen (zugegeben eher unwahrscheinlich) und ich werde in meine Erzählung ein paar Mal nöliges Gemecker in einem Halbsatz unterbringen können (werde ihn mit "nG" kennzeichnen), drittens noch einen Gedanken, über den ich seit ein paar Wochen innerlich lache endlich öffentlich niederschreiben, ohne dass er zu albern klingt und viertens verlange ich als Lohn für meinen Aufwand, dass Frau Herzbruch zu ihrem hoffentlich irgendwann bald mal anstehenden Impftermin die Jens-Spahn-Socken trägt, die ich extra für sie anfertigen lassen habe und ihr leider jetzt gerade wegen Ausgangssperre (nG) nicht in den Briefkasten bringen darf.
Ich soll von meinem intrapandemischen Einkaufserlebnis heute erzählen. Ich war einkaufen (vorzugsweise mache ich das ja nach 21 Uhr, eben weil da weniger Personen unterwegs sind, aber das darf ich ja momentan nicht (nG)). In der Innenstadt. Ich wohne ja in der Innenstadt, 3 Meter von meiner Haustür entfernt beginnt die Maskenpflichtzone, 20 Meter von meiner Haustür entfernt stieß ich auf die erste Polizei-Fußstreife (oder evtl. auch Ordnungsamt, irgendwas mit Uniform halt, genau betrachtet können es auch Privatpersonen in Uniform gewesen sein, ich habe nicht richtig geschaut, möglicherweise eine Idee? Für Frau Herzbruch?). Jedenfalls sprachen sie Personen an, deren Maske nicht korrekt saß. Sie gingen den ganzen Weg bis zum Beginn der Fußgängerzone (ich sage wegen des Genderns ab jetzt autofreie Zone) vor mir her, sie mussten nur wenige Personen ansprechen, aber das taten sie zuverlässig.
Am Beginn der autofreien Zone drehten sie um, was sie ab da taten weiß ich nicht. In der autofreien Zone begegnete mir aber unmittelbar Polizei im Auto. Warum man das jetzt nicht umgekehrt organisiert hat, also das Auto außerhalb der autofreien Zone und die Fußstreife drinnen, erschloss sich mir im ersten Moment nicht, im zweiten dann aber doch: man kann in der autofreien Zone natürlich jederzeit anhalten, ohne einen Stau zu verursachen, auf der Straße hingegen geht das nicht. Gut, nun hätte man sicherlich auch überall einfach Fußpersonal einsetzen können, aber es gibt bestimmt innerpolizelich eine wie auch immer geartete Organisation, die bestimmt, dass soundsooft Fußleute unterwegs sind und soundsooft Streifenwagen. In der autofreien Zone jedenfalls war die Polizei damit befasst, Menschengrüppchen aufzulösen. Davon gab es gar nicht mal so viele, ich sah nur eine, drei Herren, die mit Masken und Abstand im Kreis um einen Mülleimer standen. Die Polizei bat sie, den Abstand noch etwas zu vergrößern, das taten sie.
Ich war zuerst in einem recht kleinen 24/7-Laden, der nämlich Hermes-Rücksendungen annimmt. Vor dem Laden war Security - eigentlich glaube ich, es war einer der normalen Verkäufer, er kam mir nämlich bekannt vor, aber er trug nun halt schwarz und eine Flasche Desinfektionsspray in der Hand. Es durfte nur eine Person im Laden sein, ich musste draußen warten, die andere Person kam raus, ich durfte rein, bekam aber vorher die Hände eingesprüht (was etwas schwierig war, weil ich in jeder Hand ein Paket trug, aber okay). Sachen abgegeben, wieder raus, Hände wieder einsprühen, weiter.
Mein nächster Stop war das Einkaufszentrum. Dort war ich glaube ich seit Pandemiebeginn überhaupt nicht, aus wie ich finde naheliegenden Gründen, viele-Menschen-viele-Läden-unter-einem-Dach überzeugt mich als Konzept derzeit nicht. Ich brauchte aber bestimmten Käse und den gibt es fußläufig nur dort. Vor dem Eingang vom Einkaufszentrum stand wieder Security und schaute, ob alle medizinische Masken trugen (großes Schild am Eingang, dass nur diese erlaubt sind). Neben der Security war ein Tischchen mit FFP2-Masken und alle Personen, die die normale OP-Maske trugen, wurden gefragt, ob sie eine FFP2-Maske geschenkt haben möchten. Drinnen war es ziemlich leer, auf dem Weg zum Supermarkt begegnete ich niemandem, im Supermarkt selbst waren außer mir ganz grob geschätzt 10 Personen. Eine davon die Frau hinter mir an der Käsetheke, sie fiel mir nicht weiter auf, weil sie ja auch ein gutes Stück von mir weg stand, doch die Käseverkäuferin unterbrach ihr Gespräch mit mir um zu dieser Frau zu sagen "Ihre Maske ist verrutscht, ziehen Sie die doch bitte wieder über die Nase!" Und die Frau sagte "Oh Entschuldigung, das habe ich gar nicht bemerkt!" und zog die Maske über die Nase.
Joah. Sonst habe ich da weiter nichts zu berichten. Auf dem Rückweg wieder Autostreife und Fußstreife.
Ich war selbst in den letzten Monaten auch in paar Mal bei und einmal sogar bei und mit Frau Herzbruch einkaufen und war, sagen wir mal, irritiert über die Unterschiede. Ich hatte es mir so erklärt, dass ich in der Innenstadt lebe und dort vielleicht einfach mehr kontrolliert wird als in Außenbezirken und daher auch die Compliance besser ist. Oder, zweite Erklärungsmöglichkeit, vielleicht ist ein Grund, dass die Inzidenz an meinem Wohnort seit Oktober nur mal für zwei oder drei Wochen unter 100 lag und momentan stabil über 200 ist, vielleicht sind da dann doch alle etwas umsichtiger.
Oder das Folgende: Ich habe ja neulich mit dem Oberbürgermeister korrespondiert und er versicherte mir, alle Verstöße konsequent zu ahnden "bis hin zum Haftbefehl", was auf meinen immer etwas überaktiven Kopf im Zusammenhang mit meinem Wohnort dann unglaublich witzig wirkte, so als ob man mit den Leuten erstmal ein ernstes Gespräch führt, dann eine Geldstrafe verhängt und, wenn diese nicht gezahlt wird, schickt man Herrn Aykut Anhan vorbei. Das würde angekündigt, indem die Polizei eine Autogrammkarte aus der Brusttasche zieht, so wie Schiedsrichter*innen die gelbe oder rote Karte. Egal, ich konnte mich zusammenreißen und mich seriös bedanken, muss nur seitdem immer wieder drüber innerlich lachen und wenn ich Pimmelnasen sehe habe ich sofort einen Soundtrack im Ohr (RADW).