Wie möglicherweise hier schon das eine oder andere Mal durchklang, empfinde ich ein gewisses, von Hysterie nur schwer abzugrenzendes Amüsement angesichts von Überregulierung, und Überregulierung empfinde ich generell auch sehr schnell.
Mitunter habe ich sicher auch schon die Papierflut angemerkt, die ein Grundschulkind mit nach Hause bringt, auf dass sie dort vom Erziehungsberechtigten bearbeitet werde - es handelt sich um auf minderwertigem A4-Papier kopierte Kurzbriefe zu Ausflügen, Klassenarbeiten, Unterrichtsausfall, Betreuungsausfall, Streik, Stundenplanänderungen, AG-Teilnahmen, Elternabenden, Schulkioskangeboten, Projektauswahlen, Kuchenspenden und so weiter und so fort, der untere Abschnitt ist durch eine gestrichelte Linie zum Abtrennen kenntlich gemacht und es müssen Tätigkeiten wie "Kästchen ankreuzen", "Name des Kindes notieren", "Datum und Unterschrift" verrichtet werden. Anfangs füllte ich alles säuberlich aus, schnitt ab, Lochte und heftete in die Postmappe. Nach knapp drei Jahren sind wir an dem Punkt, an dem ich das Kind ausfüllen lasse, blind unterschreibe, auf der Tischkante abreiße und ungelocht auf die Metallbeinchen des Hefters ramme. Schon rein trendanalytisch betrachtet wäre es daher gut, wenn die Zettelfrequenz in der weiterführenden Schule deutlich abnähme. Dies nur nebenher.
Eben allerdings hielt mir Mademoiselle ein Schreiben unter die Nase, das den derzeitigen Höhepunkt der Absurdität darstellt und mich beim ersten Überfliegen polysyllabisch aufquieken ließ. Es beginnt nämlich mit den gemessenen Worten: "im Rahmen der zahnärztlichen Gruppenprophyaxe, auf die alle Grundschüler einen gesetzlichen Anspruch haben (§21 Sozialgesetzbuch V), wollen wir in den 3. Klassen die Zahnbeläge anfärben." Nach einem Absatz, der Zahnbeläge an sich behandelt und Detailinformationen zum verwendeten Präparat folgt dann - fettgedruckt - der Appell: Bitte lassen Sie Ihr Kind bei dieser eindrucksvollen und lehrreichen Aktion mitmachen!"
Gut. Färbt ihr meinem Kind mal die Zahnbeläge, I couldn't care less, dieses Kind hat mit 8 Monaten einen halben Ottokatalog gegessen und sich mit 2 Jahren (vorübergehend unbemerkt - irgendwann war die 10.000-Stück-Packung halt leer) - von Playmais ernährt und in allen Regenbogenfarben gekackt. Aber seit wann und warum müssen Schulen diese ganzen absurden Pamphlete verschicken?
Ach, ich will es gar nicht wissen.