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    Montag, 21. Juli 2014
    Blogging November - 993

    Frau Fragmente (jetzt ist es schon so weit gekommen, dass man sie auf Twitter verlinkt statt mit dem Blog, das ist doch kein Zustand!) hat gefragt, was ich a) an dem Buch "The Bone Season" nicht gut fand und besser machen würde und b) wenn ich ein Buch schreiben würde, wovon es handeln könnte.

    Diese Fragen lassen sich gut in einem Aufwasch erledigen.

    Erstens zu "The Bone Season". Das Problem ist ganz gut damit zusammengefasst, dass ich mich schon jetzt nicht mehr an dieses Buch erinnern kann. Und wenn ich nachschaue, was ich im Februar darüber geschrieben habe, erinnere ich mich wieder an die Geschichte, aber keine einzige Person springt mir ins Gedächtnis. Ich beschrieb damals: "Die Figuren relativ flach, hölzerne Dialoge, alles sehr statisch."

    Was würde ich anders machen? Versuchen wir es mal so herum: Geschichten gibt es viele. Eigentlich steckt in allem eine Geschichte, häufig sogar eine gute. Aber man muss sie erzählen können, oder vielleicht: erzählen wollen. Es reicht nicht, dass das Material gut ist, es reicht nicht, die Geschichte einfach so hinzustellen, wie sie ist. Wir wollen ja bei einem Roman keinen Bericht, sondern ein Story. Für mich gehört dazu, dass ich Personen lieben oder hassen kann, bewundern oder verachten, und dazu muss es sein, als steckte ich in ihnen drin, ich muss wissen, was sie denken und wie sie in Situationen gehandelt hätten, die gar nicht im Buch vorkommen.

    Dann ist es meine Überzeugung, dass gute Erzählungen einen Kick haben, oder einen Stachel, weh tun, wie auch immer man es ausdrücken möchte. Belanglosigkeiten gehen in Büchern nur, wenn sie der Story dienen, ansonsten interessieren sie mich nicht. Mich interessiert das, was nahe geht, was hinter der Fassade ist, womit man getroffen wird. Wenn ich ein Buch lese, habe ich den Anspruch, an irgendeiner Stelle plötzlich zu lachen oder eine Träne im Augenwinkel haben, oder "Oh" zu denken. Es muss treffen, und zwar von innen. Aus dem Fenster gucken, den Blick von außen, kann ich selbst.

    Was ich gerne lese, welche Bücher ich gut finde, ist deshalb auf einer Ebene eine sehr private Angelegenheit, denn was mich da berührt, sagt natürlich einiges über mich selbst aus. Ganz ehrlich - wenn wir Leute fragen, was sie gerne lesen, oder wenn nach dem Lieblingsbuch gefragt wird, geht es nicht ausschließlich darum, für sich selbst die nächste Lektüre aufgrund von Empfehlungen auszuwählen. Es geht darum, sich ein Bild von der Person zu machen.

    Wenn ich ein Buch schreiben würde, dann vermutlich ein Jugendbuch, ich finde, Jugendbücher werden unterschätzt, besonders, wie formend das Genre ist. Tatsächlich habe ich - als Jugendliche - diverse Jugendbücher angefangen, aber keins wirklich weit ausgearbeitet.

    Ich werde aber in Wirklichkeit vermutlich nie ein Buch schreiben, ich habe nämlich keinen langen Atem. Ich bin jemand für den Entwurf, für den Plan, für die Organisation. Ich bin niemand für die Umsetzung. Außerdem habe ich selten Lust, etwas, das ich bereits gedacht habe, noch zu sagen (war in der Schule immer ein Problem) oder aufzuschreiben, das langweilt mich, denn ich weiß es ja schon! Weshalb ich zum Beispiel auch Blogpostings einfach runterschreibe und nicht überarbeite oder "reifen lasse", es ist einfach das, was mir im Moment des Schreibens durch den Kopf geht. Bücher muss man aber überarbeiten, man muss sie schleifen und - nur als ein Beispiel - das ganze überflüssige Zeugs, mit dem man sich der Stelle, die weh tut, langsam angenähert hat, entfernen. Ich finde, dazu braucht man neben einem langen Atem auch eine gewisse Leidensfähigkeit. Und das alles für - wie ich finde - nichts, denn für mich kommt ja keine neue Geschichte dabei heraus!

    Deshalb lese ich einfach lieber die Bücher anderer Leute.

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