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    Samstag, 26. März 2022
    26032022

    Heute war ich in Museum Nr. 2, in Begleitung von @katzentratschen. Es handelte sich um das Sinclair-Haus in Bad Homburg.

    Nachdem wir uns erst beide einzeln verirrt hatten, trafen wir vor dem Museum zusammen, es hätte einen QR-Code zur Reservierung eines Zeitslots gegeben, aber das Museum sehr leer, außer uns habe ich bewusst nur 3 weitere Besucher*innen gesehen. Zum Glück, es war nämlich sehr klein.

    Wenn ich alles richtig verstanden habe (ich bin eine ungeübte Museumsbesucherin, weiß daher nie, was normal und was besonders ist), findet im Sinclair-Haus momentan ein Projekt statt, das "Wandelmut" heißt. Das heißt, im Erdgeschosses wandelt man in einem Salon umher und oben ist eine normale Ausstellung. Konnte ich nicht so richtig nachvollziehen, durch die Ausstellung wandelt man doch auch? Egal, jedenfalls ist oben jetzt in der nächsten Zeit immer dasselbe, während unten drei in den nächsten Wochen wechselnde Sachen sind und wenn man auf die Eintrittskarte seinen Namen schreibt, kann man mit derselben Karte alle drei besuchen.

    Wir waren jedenfalls erst einmal oben, da war ein Raum mit Sachen rund um Vögel, das fand ich einen schönen Zufall (falls es einer war?), weil @katzentratschen ja eine Vogelflüsterin ist. Es gab Bilder mit Vögeln, die auf Dingen saßen oder Dinge taten und einen Tisch, auf dem diese Dinge und auch andere in Miniatur nachgebaut waren. Insgesamt ging es darum, darzustellen, wie es wäre, wenn die Stadt mehr auf Vögel ausgerichtet wäre, glaube ich. Was ich besonders schön fand: der Tisch, auf dem die Miniaturobjekte standen, hatte Vogelfüße.

    Dann waren oben noch zahlreiche Dinge, die sich mir nicht erschlossen - eine Schale mit Sand und einem Stock, leuchtene Pilze aus Glas in einem Kasten mit Erde und ein Raum, in dem es um den Tagliamento ging (dass es sich um diesen Fluss handelte, mussten wir aber etwas mühsam herausfinden).

    Ein Exponat gab es noch, das ich sehr schön fand, nämlich einen Fernseher, in dem eine Aufzeichnung von Vegetation in der Stadt lief, und zwar, wenn ich mir das richtig zusammengereimt habe, über ein Jahr hinweg. Allerdings gingen die einzelnen Monate sehr lang und es gab kein Sitzmöbel, so dass ich nur ein Stück Mai und den Juni angeschaut habe dann wurde ich ungeduldig und ging in den Raum mit dem Tagliamento, bei Rückkehr war irgendwas spätsommerliches, mit Brombeeren nämlich. Diesen Stadtvegetationsfilm hätte ich gern in einer 12-Minuten-Version mit Sitzgelegenheit gesehen.

    Im Untergeschoss war dann eben der Salon zum Wandeln, im Eingangsbereich etwas, das ich bis zum Schluss nicht verstanden habe, nämlich kleine Plastikhäuser in einem Spülbecken, auch mit Spülschaum. Ich dachte erst, dass das eine Art Hauswirtschaftsraum des Museums ist, man muss die Exponate ja auch mal sauber machen, es war aber Teil der Ausstellung. Die Bedeutung weiß ich nicht.

    Jedenfalls widmet sich der Salon momentan dem Klimaparlament. Die Idee ist, in diesem Salon zu wandeln und ins Gespräch zu kommen, also wandelten wir und ein Museumsmitarbeiter fragte, ob er uns etwas zur Ausstellung erzählen sollte. Das nahmen wir gerne an. Also erzählte er vom Klimaparlament, der "ständigen Vertretung sämtlicher Wesen und Unwesen". An dieser Stelle muss ich zugeben: das war für mich schon ganz harte Performance-Kunst und nicht mehr zugänglich. Ich bin da möglicherweise wegen Unerfahrenheit etwas empfindlich. Ich las das Profil einer Frau, die den Luftballon in diesem Parlament repräsentierte und hörte die Rede des Steins des Sisyphos, der gar nicht immer den Berg hinauf möchte. Währenddessen saßen @katzentratschen und ich auf einem großen schwarzen Teppich auf dem Fußboden und ließen einen an einer Schnur von der Decke hängenden Globus zwischen uns hin- und herschwingen.

    Ein bisschen weiteren Spaß hatten wir noch mit einem Teller unter einem Overheadprojektor. Auf dem Teller war Seifenschaum (aus dem Waschbecken mit den Häusern glaube ich), man konnte mit Pipetten Farbe hineinmischen aber das an die Wand projizierte Bild des Tellers war sowieso schwarz-weiß.

    Dann gab es noch einen letzten Raum, der mich sehr abholte: er enthielt Kaffeemaschine, Bücher (die in einem großen thematischen Zusammenhang zur Ausstellung standen), Tische und Stühle, hatte einen schönen Lichteinfall, war angenehm temperiert. So eine Art Lesezimmer, in dem ich gut den ganzen Tag verbringen könnte. Ob es mehr als ganz vereinzelte Menschen gibt, die zufällig in Bad Homburg im Sinclair-Haus vorbeischauen und dann so viel Muße mitbringen, diesen Raum ausgiebig zu nutzen? Das kann ich mir kaum vorstellen. Aber sicher sitzt es sich dort auch gut, wenn man mit einer Gruppe unterwegs ist, die sich unterschiedlich stark für die Ausstellung interessiert und man eher zu denen gehört, die schneller gewandelt sind.

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