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    Dienstag, 22. März 2022
    22032022

    Essen ist ein Problem. Ich schrieb es bereits vorhin in einem Kommentar: ich mag in Wirklichkeit nicht viel, esse zwar alles, aber wenn ich mich den Mühen unterziehe, es zuzubereiten, dann will ich es auch richtig gerne mögen. Wenn andere kochen ist es was anderes, da schlägt Dankbarkeit jegliche Präferenz.

    Ich arbeite mit einer Person zusammen, die jeden Tag genau dasselbe isst. Mittags etwas, das ich vergessen habe, abends einen großen Salat (immer vom selben Anbieter) mit zwei Extrazutaten, die ich auch vergessen habe. Das ist so, seit ich die Person kenne, also seit etwa drei Jahren. Eine Kollegin hat sie einmal dazu gefragt und sie sagte, sie mache das, weil es praktisch ist, wenig Denkaufwand und wenig Hunger weil ja alles eingespielt. Das hat mir total eingeleuchtet.

    Ich könnte nicht über 3 Jahre den gleichen Salat abends essen, bei mir verlaufen die Phasen etwas anders. Ich könnte den gleichen Salat über 3 Monate ausschließlich essen, also morgens-mittags-abends-nachts. So hatte ich ja auch mal eine Skyr-Mango-Baiserkrümel-Phase, das habe ich dreimal täglich gegessen und weiter nichts. Danach hatte ich eine Porridge-Phase, dreimal am Tag Porridge, Porridge ist ja sehr variabel, hatte ich mir eingeredet, man kann alles Mögliche hineintun. In Wirklichkeit habe ich aber gar nichts reingetan und nur eine gute Portion Ahornsirup drübergekippt. Ein andermal hatte ich eine Spaghetti-Napoli-Phase, auch das aß ich morgens-mittags-abends. Mit Familie ist das aber alles nicht so einfach, die gehen da nicht so mit, das ist an sich nicht schlimm nur fällt es mir schwer, mir etwas zum Kochen zu überlegen, wenn ich eigentlich - wie aktuell - gerne ausschließlich Ritter Sport Joghurt essen würde.

    Gut ist es dann, wenn andere für mich kochen, denn wie gesagt, dann esse ich aus Dankbarkeit alles. Mein zweithöchstes Ziel in allem ist es immer, mich nicht kümmern zu müssen, was sich aber mit dem höchsten Ziel beißt, nämlich, es gut zu haben. Es gibt da - vom Bekochtwerden jetzt mal abgesehen, das kriegt man mit Flexibilität dann hin - einen ganz klassischen Zielkonflikt. Man muss es sich gut machen, anders funktioniert das nicht und dazu muss man sich wiederum kümmern. Das ist für mich der Punkt an dem ich zum Beispiel nie wusste, wie Erholungskuren funktionieren sollen, die Welt hält ja im Hintergrund nicht an und man kommt zurück zu einer staubigen Wohnung und einem Briefkasten voll Post. Schon allein Urlaub finde ich dahingehend schwierig, klar hat man 1-3 schöne Wochen und danach einen Haufen Wäsche, verschrumpelte Reste im Kühlschrank und muss für die Nachbarn Aufmerksamkeiten wegen Blumengießen und Katzenfüttern noch schnell irgendwo am letzten Urlaubstag erwerben, bevor man an den Arbeitsplatz zurückkehrt, wo ja alles auf einen gewartet hat, statt sich magisch von selbst zu erledigen. Vielleicht habe ich da auch irgendeine Einsicht verpasst. Aber für mich ist es entspannt, wenn der Alltag vor sich hinplätschert (Krieg und Pandemie zählen eindeutig nicht als "Dahinplätschern", nicht, dass es hier ein Missverständnis gibt) und Urlaub ist schön, aber halt eher stressig-schön als entspannt-schön. Ich habe an sich nichts gegen Stress, mache daher auch Urlaub. Nur weiß ich nach wie vor nicht, wie Entspannung gehen soll, außer, wenn halt kurz die ganze Welt angehalten wird, so dass ich hinterher nicht hechelnd wieder aufholen muss. Aber wie gesagt, vielleicht übersehe ich etwas.

    Ansonsten heute Bratwurst im Brötchen mit Senf gegessen. Mir fiel dabei ein großer Blopp Senf in den Ausschnitt der Bluse und rann meinen Bauch hinunter bis zum Hosenbund. Senf ist nun ja flüssiges Gold, ich fühlte mich folglich sehr dekadent, insbesondere, als ich einfach mich einem Küchentuch, Schwamm und Spüli alles abwischte, statt unter unmenschlichen Verrenkungen den letzten Tropfen noch aufzulecken. Vielleicht tut mir das nochmal leid.

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