Es wurde angemahnt, die Liebe und ihre Tücken sei nicht adäquat behandelt worden. Das kann ich so natürlich nicht stehen lassen. Bevor ich mich gedanklich der Liebe (und ihren Tücken) zuwende, muss ich aber unbedingt von meinem Traum letzte Nacht erzählen. Ich habe ziemlich schlecht geschlafen, das lag daran, das Mademoiselle verreist ist und die kleine Katze, die normal nachts mit ihr kuschelt, nun nachts mit mir kuschelt. Zusätzlich zum Kater, der ja immer auf mir schläft. Und dann träumte ich auch noch folgendes:
Im Rapunzelturm, also dem Hochhaus, in dem ich arbeite, war aus Gründen, die hier zu weit führen würden, ein etwa 30 Stockwerke tief reichender Zylinder ausgehöhlt worden, Durchmesser ca. 10 Meter. Es waren Experimente durchgeführt worden und infolgedessen hatte sich in dem Zylinder ein Gas gebildet, das dummerweise Bewusstsein angenommen hatte. Ziel dieses Gases war es natürlich, die Welt zu beherrschen. Der Weg dahin führte über die Gehirne der Menschen - das Gas konnte direkt mit Gedanken kommunizieren, wenn man ihm nah genug kam, und die Gedanken beeinflussen, modifizieren und steuern. Deshalb war der Zylinder natürlich mit einem schweren Stahldeckel verschlossen. Man konnte das Gas aber durch den Stahldeckel im eigenen Kopf flüstern hören und musste sich schon etwas konzentrieren, um die Auswirkungen fernzuhalten.
Natürlich war das insgesamt eine ungünstige Entwicklung. Genauso natürlich wusste ich sofort Rat, nämlich ist meine Kraulschwimmpartnerin ja Doktorin und überhaupt sehr wissend und zusätzlich vertrauenswürdig - das ist wichtig, denn es war ja alles sehr geheim, eine Massenpanik musste vermieden werden! Ich rief die Kraulschwimmpartnerin an, schilderte das Problem und selbstverständlich wusste sie sofort, was zu tun wäre, nämlich, bestimmte Substanzen in den Zylinder einzubringen, die könne sie mitbringen, nur die Einringung wäre schwierig da ja gleichzeitig unbedingt das Entweichen von Gas und noch unbedingter der Kontakt mit selbigem vermieden werden müsste. Für diese zusätzliche Komplikation hatte sie auch schon einen Lösungsansatz, sagte jedoch: "Aber heute ist ja Mittwoch. Erstmal gehen wir schwimmen."
Ich protestierte natürlich, die Rettung der Welt hätte doch schon etwas Priorität, aber die Kraulschwimmpartnerin war unerbittlich: ich hätte schon so oft kein noch so gutes Argument als Ausrede gelten lassen; heute wäre sie mal an der Reihe zu sagen, dass mittwochs geschwommen wird und der Rest nicht wirklich interessiert, den könne ich unter Wasser den Kacheln erzählen.
Immerhin erklärte sie sich bereit, mich mit dem Auto am Arbeitsplatz abzuholen, damit es etwas schneller ging mit dem Schwimmen und die Rettung der Welt noch am selben Tag stattfinden könnte. Aus unerklärlichen Gründen ließen wir dann das Auto aber stehen und gingen zu Fuß weiter Richtung Schwimmbad. Es war Winter und es lag Schnee. Uns wurde kalt. Auf dem Weg waren lauter kleine warme Pools, Kinderbeckengröße, so dass wir es für eine gute Idee hielten, komplett bekleidet durch diese Pools zu schwimmen um uns aufzuwärmen und dann einfach (in nassen Klamotten) schnell weiterzulaufen.
Nun wurde die Kälte aber zu einem echten Problem, besonders, als wir endlich an unserem Schwimmbad ankamen und es gar nicht da war. Es gab nur eine tiefe ausgehobene Grube, mit Holzplanken ausgekleidet. Ein kleiner alter Mann, Spaziergänger, erkärte uns, das Wasser würde gerade ausgetauscht und schwimmen könne man erst in ein paar Stunden wieder. Interessiert betrachtete ich die Holzplanken weil ich ja eigentlich gedacht hatte, der Boden des Schwimmbeckens sei gefliest.
Die Kraulschwimmpartnerin zog mich davon, es wäre zu kalt, wir würden bald erfrieren. Auf dem Weg vom Schwimmbad in den Wald (bitte fragen Sie mich nicht, was für ein Wald und welche Rolle er spielte) stießen wir auf ein Solarium in Garagengröße. Die Kraulschwimmpartnerin beschloss, wir sollten ins Solarium gehen um uns aufzuwärmen und die Kleidung zu trocknen. Ich sagte, bevor ich in ein Solarium ginge, würde ich eher erfrieren. An dieser Stelle ergab der Traum überhaupt zum ersten Mal Sinn, oder nein, zum zweiten Mal, das erste Mal war es an der Stelle, an der ich der Kraulschwimmpartnerin bedingungslos die Rettung der Welt zutraue. Die, wie ich übrigens fand, nun auch langsam stattfinden sollte, das war mit ein Grund, warum ich nicht ins Solarium wollte. Eine gewisse Zickigkeit.
Dann schrie mir die kleine Katze ins Ohr, weil sie mit der Gesamtsituation unzufrieden war. Ich wachte auf. Das Gas konnte nicht mehr beseitigt werden. Falls also in den nächsten Tagen die Zombieapokalypse erfolgt, tut es mir sehr leid, dass ich zur Liebe und ihren Tücken (noch) nicht gekommen bin.