Nachdem ich während Mademoiselles Geigenunterricht wöchtenlich eine halbe Stunde Missklänge sämtlicher Instrumental- und Vokalrichtungen im Musikschulflur erduldet dachte ich mir - vermutlich eine Übersprungshandlung - ich könnte auch mal wieder was mit Musik machen Zeitlich war nur donnerstags ab 19:30 Uhr möglich, zu dieser Zeit gab es Geige oder Gesang. Ich nahm Gesang. Popgesang, nicht klassischer Gesang.
Der Gesangslehrer ist ein junger Mann der sehr viel lacht. Ich gehe einfach mal davon aus, er lacht mit mir, nicht über mich. Wir machen meistens ziemlich merkwürdige Dinge. In der Probestunde lagen wir auf dem Fußboden und haben auf verschiedene Weisen geatmet und in verschiedenen Stimmlagen gesprochen und gerufen. Atmung ist insgesamt ein großes Thema. Ich hatte mittlerweile, so grob gerechnet, etwa 15 (halbe) Stunden und ich schätze, ein Drittel davon habe ich mit Atmen verbracht oder mit herumstehen, manchmal mit einem Buch auf dem Kopf, machmal mit einem Stift oder Korken im Mund, oft vor einem Spiegel. Manchmal wird auch gesungen. Heute zum Beispiel - dabei habe an bestimmten Stellen einen Stuhl hochgehoben oder einen dieser klein Frustknetbälle gegen eine Wand geworfen.
Erstaunlicherweise finde ich, das bewirkt auch etwas. Die Töne zu treffen und den Rhythmus zu halten ist für mich nicht so problematisch. Mir ging es darum, mehr mit der Stimme machen zu können. Mein Gesang klingt für mich relativ farblos, ausdruckslos, dahingesungen. Ich bin ganz gut in Schlafliedern.
Das ändert sich so langsam. Manchmal gibt es regelrechte Aha-Momente: der Gesangslehrer erklärt was, ich probiere das aus, es klappt überhaupt nichts, wir lachen uns schlapp, ich sage "ich muss mal einen Moment nachdenken", danach probiere ich es wieder und es ist ganz genau so, wie es sein soll. Bis zur nächsten Stunde ist es leider wieder verloren gegangen, lässt sich aber dann schneller wieder herstellen. Dann klingt es aber wiederum nach einer Übung, so, als würde ich ich unglaublich darauf konzentrieren, das Richtige zu tun - was natürlich auch der Fall ist.
Es geht also darum, die erlernten (und weiteren) Einzelheiten zu verinnerlichen, so, dass sie sich zu einem Ganzen zusammenfügen, das dann noch mühelos erscheint. Also genau so, wie bei allem anderen, das man lernt.