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    Samstag, 3. Oktober 2015
    Blogging November - 1430

    Heute im Supermarkt fiel mir mitten in der Gemüseinsel ein, dass ich am Wochenende Zwiebelkuchen machen möchte. Ich glaube, ich habe noch nie Zwiebelkuchen gemacht, sondern mich dazu immer einladen lassen, wohl habe ich aber bei der Zubereitung mitgeholfen, so dass mir die Zutaten ungefähr geläufig sind.

    Eingeladen war ich immer bei H&B, seit der späten Schulzeit ungefähr, beim ersten Mal noch in der Wohnung von Hs Eltern. H&B sind, glaube ich, die solidesten Menschen mir bekannten Menschen meines Alters: Sie haben Regeln, sie haben Rituale und von Außen wirkt es alles sehr geordnet und planvoll (was nicht andeuten soll, dass es von Innen anders wäre, nur will ich mir darüber kein Urteil anmaßen). H&B sind seit er 8. oder 9. Klasse ein Paar und hatten dann nach der Schule schnell eine eigene Wohnung zusammen, so richtig eingerichtet, wie Wohnungen von Erwachsenen, mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Haustier (glaube ich), als ich selbst noch in einer WG wohnte, in der der verrückte Nachbar von Unten durchs Klorohr mit uns kommunizierte, abgelegte Bekanne nächtelang auf dem Treppenabsatz vor der Wohnung kampierten und unbekannte Personen am nächsten Morgen nach Partys unerwartet (und tief schlafend) im Kleiderschrank gefunden wurden.

    Ab dem zweiten Mal gab es Zwiebelkuchen also für mehrere Jahre in der Wohnung von H&B, irgendwann zogen sie aus der Wohnung in ein Häuschen, auch da: Zwiebelkuchen.

    Diesen Zwiebelkuchen möchte ich also auch selbst machen, wie gesagt, Zutaten geläufig, allerdings muss ich herunterrechnen, denn zum Zwiebelkuchen kamen immer alle zusammen, die ganzen alten Schulfreunde vom B, die eine oder andere Freundin der H, und dann "wir", also die Freunde von beiden, nämlich Pe, der andere Jens, zeitweise der geschätzte grrrendel, zeitweise Herr N., und so weiter. Und, das darf ich jetzt nicht unterschlagen - zu so gut wie jedem Zwiebkuchenessen brachte ich ungeplant jemanden mit und zwar so gut wie immer Personen, die sich gerade in einer wie auch immer gearteten Krise befanden. Das wurde ein bisschen zum Running Gag, es mag der Jahreszeit geschuldet sein zu der man diese Speise isst, aber mit erstaunlicher Treffsicherheit erhielt ich am frühen Nachmittag des Zwiebelkuchenessens einen Anruf oder gleich eine Person auf mein WG-Zimmer-Sofa, die sich von ihrem Freund getrennt hatte, das Studium schmeißen wollte, sich mit den Eltern überworfen oder den Wagen gerade zu Schrott gefahren hatte - was auch immer es war, ich versuchte natürlich zu helfen, aber sagte gegen ungefähr 17 Uhr: Ähm, so, also - ich bin jetzt zum Zwiebelkuchenessen eingeladen und da will ich auch hin, aber wenn du nicht allein sein möchtest, komm doch einfach mit. Dann folgte ein kurzer Abklärungsanruf bei H&B - meist B am Apparat, da H schon Zwiebeln schnitt. "Soso. Hmhm. Ahja.", sagt B. gerne, und "Ich geb Dir mal H." H. sagte meist "Jaja, ach, kommt einfach." Und so war es dann und wenig später stand ich mit einer im Gesicht etwas verquollenen Person in der Tür.

    H&B, ja, wie gesagt: immer da, immer planbar, man neigt dazu, das zu belächeln, bis einem wieder einfällt, aus welchen misslichen Situationen sie ienen schon befreit haben, dass B. derjenige ist, den man anruft, wenn aus der Dusche das Wasser hochkommt oder Stalker vor der Wohnungstür nächtigen und H diejenige, die einem in letzter Minute eine Seminararbeit zusammenklöppelt, damit der Schein nicht in Gefahr ist und sich weit nach Mitternacht anrufen und Bewerbungen vorlesen lässt, als wäre es das Normalste auf der Welt.

    Morgen Zwiebelkuchen, wie gesagt. Heruntergerechnet, aber mit vielen in Gedanken dabei.

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