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    Freitag, 6. Dezember 2013
    Blogging November - 766

    Ich brauche eine neue Jacke.

    Natürlich habe ich schon ein paar Jacken, die aber leider aktuell nicht die notwendigen Punktzahlen in den Grunderfordernissen aufweisen. Jeder normale Mensch hat ja ein Bewertungssystem für Ober-Überbekleidung.

    Nur für den (sehr unwahrscheinlichen) Fall, dass Ihres noch nicht vollkommen optimiert sein sollte, stelle ich Ihnen ganz kurz das meinige sehr bewährte dar: es gibt die Kategorien "Aussehen an Bügel", "Aussehen an Person" (kann durchaus signifikant von "Aussehen an Bügel" abweichen!), "Bequemlichkeit" (besonders wichtig ist, dass man die Arme hochreißen kann, ohne dass die gesamte Garderobe nachhaltig in Unordnung gerät - sie darf verrutschen, muss aber wiederzurückrutschen, darf sich keinesfalls knüllen oder rollen. Und jetzt denken Sie nicht, dass dazu die Jacke einfach möglichst groß sein muss, das ist natürlich nicht richtig, zu große Jacken sind unbequem, weil man sich fühlt, als trüge man seine Bettdecke spazieren) und "praktisch" (z.B. einfach zu reinigen, gute Taschen, geringe Faltenneigung, viele Kombinationsmöglichkeiten).

    Es gibt in jeder Kategorie Punkte von 1 bis 10, wobei "Bequemlichkeit" und "Aussehen an Person" kritische Faktoren sind - bei Werten unter 6 scheidet eine Jacke hier sofort aus.

    Ich besitzte derzeit 7 Jacken, davon 4 für die aktuelle Jahreszeit nicht geeignet: eine Jeansjacke (6-8-9-10), eine petrolfarbene Kunstlederjacke (9-9-6-7), einen schwarzen Trenchcoat (7-9-10-7), eine schwarze Fleecejacke (5-7-10-8).

    Dann eine Softshelljacke, genannt "die Familienjacke", denn jede weibliche Person in meiner Familie hat sie, was nicht daran liegt, dass diese Jacke so toll wäre, sondern daran, dass meine Mutter sie un-be-dingt haben wollte, aber nicht nur immer die falsche Größe bestellte, sondern auch immer vergaß, die falschen Größen Retour zu schicken. Deshalb haben neben meiner Mutter auch meine beiden Schwestern, meine Tante und ich diese Jacke, die aber leider in "Bequemlichkeit" nur eine 6 erbringt, denn zum einen verschiebt sich Kleidung unter ihr, zum zweiten weist sie zwar nach außen prima Wasser ab, nach innen aber auch, brrrr. Die Familienjacke also mit 7-7-6-6.

    Weiter einen Mantel, den ich schon seit 5 Jahren trage und jedes Jahr zweimal reinigen lasse (Reinigung gleich für den Abzug bei "praktisch" vormerken) - leider sind die Ärmel vom Mantel jedes Jahr nach der Reinigung etwas kürzer; dieses Jahr sind sie unangenehm kurz. Außerdem weist der Mantel eigentlich nur zwei kleine seitliche Taschen auf, die sich über die Jahre jedoch zu einer sehr, sehr großen Tasche verbunden haben, nämlich über den Rücken sozusagen, oder auch: das gesamte Mantelinnere ist nun Tasche. Was zwar sehr praktisch ist, doch bringt es Abzüge in der Attraktivität, wenn links im Saum der Schlüssel hängt, rechts das Handy und die Geldbörse auf dem Rücken. Außerdem habe ich mich etwas am Mantel sattgesehen, der Mantel hat also nur noch 7-6-4-5 und muss leider weg.

    Und dann gibt es noch eine Art Wollparka mit Fischgrätmuster, den ich in einer anderen Lebensphase erworben haben muss. Er ist zwar sehr praktisch und ziemlich bequem, optisch jedoch kann man es am besten so erklären, dass ein Freund von mir, der bei den Zeugen Jehovas ist, eine zum Verwechseln ähnliche Jacke hat - es ist also die Art Jacke, mit der man sich in Fußgängerzonen stellt und den Wachturm hochhält und ich finde, das passt - zumindest aktuelle - nicht zu mir. 3-3-8-9 für den Wollparka.

    Ich möchte also eine Jacke kaufen, eigentlich eine Jacke und einen Mantel. Am liebsten mit Fell (unecht), Fell steht mir nämlich erstaunlich gut. Mir stehen die merkwürdigsten Sachen, regelmäßig ist es in meiner Familie so, dass jemand ein eigenartiges Kleidungsstück oder Accessoire geschenkt bekommt und das Gespräch am Tisch etwa so abläuft: Schwester A: "Was ist das denn Merkwürdiges?" - Schwester B: "Sieht nach Puff aus" - Mama N. "Sowas zieht doch kein Mensch an!" - Alle zusammen, zu mir: "DIR könnte das stehen!!".

    Und so ist es dann. Sachen mit Fell und Plüsch, Sachen mit Wildtiermuster, Federboas - ich kann sowas tragen. Hemdchen mit aufgesetzten Taschen vorn, in denen Frau Herzbruch wie ein entlaufener Gartenzwerg aussieht - an mir total schick. Es ist wohl so: andere Leute erfinden Raketenantrieb oder haben das absolute Gehör oder flüstern mit Pferden, ich kann dafür eine Netzstrumpfhose im Büro tragen, ohne dass das jemanden veranlasst, mit der Wimper zu zucken. Was bei mir hingegen gar nicht geht, ist weiß - ganz häufig wirde ja gesagt, weiß mache frisch und rein, aber ich sehe dann aus wie ein alkoholabhängiger Rauschgoldengel.

    Ich schweife ab. Was ich nicht so gern möchte, ist eine Jacke mit Ringen, diese klassischen Michelin-Daunenringe, Sie wissen schon. Auch ungern möchte ich - das scheint dieses Jahr modern geworden zu sein - eine Jacke, die aussieht, als hätte sie ein in den Kragen eingebautes aufgeblasenes Reiseschlafkissen.

    Zwei Jacken habe ich bereits bestellt - eine ein Parka, sehr schlicht, so schlicht, dass er leider wirkt, als habe man sich einen Mumienschlafsack übergestülpt und unten abgeschnitten. 3-2-7-8 für den Parka, damit raus. Und dann ein schwarz-petrolfarbenes Dufflecoat, leider sehr, sehr, sehr schwer und in den Schulter zu weit doch an den Ärmeln zu kurz: 10-7-3-4, auch raus. Morgen gehen die Pakete zurück, ich bin ja nicht meine Mutter. Vielleicht schaue ich auf dem Rückweg dann mal in eine Kaufhaus vorbei.

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