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    Donnerstag, 12. Dezember 2013
    Blogging November - Zahl tbd.

    Die Sache mit den Weihnachtsgeschenken läuft außerordentlich gut dieses Jahr. Ich besaß nämlich die unglaubliche Weitsicht, als allererstes - schon im August oder so - für meinen Vater einen Koffer einzukaufen. Also online natürlich, Lieferung ins Büro.

    Im Januar schon sprachen Schwester N. und ich bereits mit den Eltern über einen Koffer. Das Thema kam auf, weil Mama N. Geburstag hatte und einen Koffer erhalten sollte - einen Rollkoffer mit vier Rollen, der Bequemlichkeit wegen. Papa N. war dagegen. Sie hätten schon Koffer, vielen Dank, und sowieso wäre es besser, zu Hause zu bleiben. Reisen sei unbequem. Drei Kinder versuchten, dagegen anzureden und zu preisen, in welch unermessliche Höhen ein Rollkoffer den Reisekomfort steigern würde. Vergeblich. Papa N. hat nämlich schon einen Rollkoffer, so einen aus den 80er Jahren, also ein normaler länglicher Koffer mit so einem ausfahrbaren Metallriegel an der Seite, mit dem man den Koffer anheben und dann auf zwei an der langen, schmalen Seite befestigten Rollen balancieren kann. Wir wissen alle: die Kofferentwicklung hat seitdem Fortschritte gemacht. Papa N. aber wollte das nicht wissen.

    Nun kann Papa N. aber natürlich nicht bestimmen, was wir Mama N. zum Geburtstag schenken - daher bekam sie den Koffer. Wenig später verreisten beide, kamen mit vielen Bildern zurück und auf jedem Bild steht Papa N. da mit dem roten, vierrädrigen Rollkoffer von Mama N., in eleganter Pose vor internationalen Sehenswürdigkeiten, während Mama N. sich mit dem Unterbettkommodentrumm im Hintergrund schweißüberströmt an Bordsteinen abmüht.

    Wir teilten Papa N. also im Frühsommer schon die Tatsache mit, dass er einen eigenen neuen Koffer zu Weihnachten erhalten würde. Zunächst verhielt er sich unnatürlich ruhig, um nur ein paar Wochen später völlige Amnesie in der Kofferangelegenheit vorzutäuschen und telefonisch anzuregen, dass die Erwachsenen sich einfach gar nichts mehr schenken sollten. Oder jedenfalls ihm nicht. Oder den Eltern nicht. Wir Kinder waren nicht einverstanden, besonders meine Schwester nicht, die meist schon auf Jahre im Voraus Geschenke organisiert. Aber nicht nur deshalb: bei uns wird Weihnachten zelebriert. Natürlich gibt es Geschenke!

    Die Sache ging also hin und her, statt "Bis bald, und pass auf dich auf." sagte Papa N. bis in den Herbst hinein nur noch "Bis bald, und kauf keinen Koffer!" Und beim Plätzchenbacken verlor ich dann die Nerven und versuchte den Befreiungsschlag, in dem ich sagte: "Ich kaufe auch keinen. Ich hab ihn schon!"

    Papa N. fand das schlecht. So schlecht dass er zum Killerargument ausholte: "Ihr könnt ja machen, was ihr wollt, aber ich sag euch: Das lohnt nicht mehr. Ich lebe nicht mehr so lang, dass sich ein neuer Koffer noch lohnt!" Worauf meine Schwester, Expertin für Mediation und Streitschlichtung, gelassen antwortete: "Das macht nichts. Frau N. möchte ihn dann erben. Das haben wir alles schon besprochen."

    Erstaunlicherweise hat Papa N. seither seinen Frieden mit der Kofferangelegenheit gemacht. Man unterschätze nie die Experten.

    Das alles aber nur als kurze Vorbemerkung. Eigentlich wollte ich berichten, wie überaus geschickt es von mir war, diesen Koffer schon im August in mein Büro liefern zu lassen. Seit einigen Wochen nämlich trudeln nun die weiteren Geschenke, besonders die fürs Kind ein. Und ich stecke einfach alles in den Koffer, den ich am am 20.12. elegant auf vier Rollen aus dem Büro und in die Nachbarstadt überführen werde.

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