(Dies ist ein fragmente gewidmeter Servicepost)
Sprechen wir über Meisterschaften des deutschen Vereinsfußballs der Herren oder: warum schreien die draußen schon wieder so laut?!
Erstmal die deutschen Wettbewerbe.
Da haben wir zum einen die Deutsche Fußballmeisterschaft.
Um die Meisterschaft spielt man seit 1903, und zwar heute die 18 Mannschaften der Ersten Bundesliga, Vorher war alles etwas anders, aber seit es die Bundesliga gibt, also seit der Saison 1963/64, wird die Meisterschaft in der Liga ausgespielt, was eben bedeutet: nicht in Vor- oder K.O.-Runden und Endspielen und dergleichen, sondern jeder spielt zweimal gegen jeden und zwar einmal bei sich (Heim) und einmal beim anderen (Auswärts), und wer nach den sich daraus ergebenden 2*1817=34 Spielen die meisten Punkte hat, ist der Deutsche Meister.
Eigentlicher Sinn und Zweck der Bundesliga ist es also, den Meister zu ermitteln. Dazu das ganze Gedöns von grob August bis Mitte Dezember (Hinrunde) und Mitte Januar bis Mitte Mai (Rückrunde). Dazwischen ist Ruhe (Winterpause bzw. Sommerpause). Sowieso sind Spiele meist am Wochenende.
Der Meister erhält die Meisterschale, im Volksmund: Salatschüssel, die ein Wanderpokal ist. Von dieser Meisterschale gibt es ein paar Duplikate, unter anderem, da sich manchmal erst am letzten Spieltag entscheidet, wer Meister wird, und man daher in mehreren Stadien eine Meisterschale vorrätig haben muss, um die Feierlichkeiten spontan im richtigen Stadion begehen zu können. Die echte Meisterschale ist dabei immer in dem Stadion, in dem der Tabellenführer des vorletzten Spieltages spielt. Sie sehen, es ist alles geregelt, wir können beruhigt schlafen.
Als nächstes der DFB-Pokal.
Es gibt ihn seit 1935 und er hieß bis 1943 Tschammer-Pokal, dann fiel der Wettbewerb jedoch historisch bedingt zunächst einmal aus und fand erst 1952 wieder statt. Und weil Herr Tschammer Nazi war, hat man den Pokal umbenannt. Mitmachen müssen (!) die 36 Vereine der ersten und zweiten Bundesliga – sie steigen in der ersten Hauptrunde ein. Qualifiziert sind außerdem die ersten vier Mannschaften der Dritten Liga und 24 Amateuermannschaften (Details führen hier zu weit). Das ergibt 64 Teilnehmer.
Übertragungsrechte für die Spiele sind derzeit bis zum 30.6.2012 verhandelt, es wird darüber also demnächst in der Presse zu lesen sein. Hier geht es übrigens auch für die Vereine um Geld, das sie aus den Fernseh-Einnahmen bekommen, was natürlich gerade für die Amateurvereine ein Thema ist.
Die Begegnungen werden ausgelost und es wird im K.O.-System gespielt. Merken Sie sich bitte in diesem Zusammenhang unbedingt die folgende Floskel, die Sie immer dann anbringen können, wenn ein Underdog für Überraschungen sorgt: „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze“.
Als Siegtrophäe gab es früher einen Goldfasanenpokal mit Hakenkreuz, letzteres hat man später abgemacht und durch ein DFB-Logo ersetzt, sich dann aber in den 60ern entschlossen, doch lieber einen neuen, ziemlich prunkvollen Pokal anfertigen zu lassen. In den jetzigen Pokal werden die Namen der Siegermannschaften eingraviert, der Platz reicht noch bis 2020, also auch hier unbesorgte Nachtruhe. Vor ein paar Jahren ließ Rudi Assauer den Pokal leider fallen, die Schäden wurden aber mittlerweile repariert. Lärm ist beim DFB-Pokal üblicherweise dienstags, außer beim Finale, das ist natürlich am Wochenende.
Jetzt kommen die europäischen Wettbewerbe.
Die UEFA Europa League hieß früher UEFA-Pokal und es gibt sie seit 1971, mit dem jetzigen Reglement aber erst seit 2008/09. Wer daran genau ab welcher Runde teilnehmen darf, ist diffizil. Sehr verkürzt dargestellt sind es natürlich alle nationalen Pokalsieger der Mitgliedsverbände teilnehmen (53 Stück), bis zu drei weitere danach platzierte, drei Fairplay-Plätze, immer der Vorjahressieger, nie Teilnehmer der Champions League und für Liechtenstein gibt es vermutlich mehr Sonderregelungen als Fußballspieler. Manche steigen in der Qualifikationsphase ein, manche kommen direkt in die Gruppenphase, später kommen noch die Verlierer aus Play-offs und die Dritten der Gruppenphase der Champions League mit rein – nein, das alles habe ich mir nicht einfach ausgedacht.
Der Pokal selbst sieht ein bisschen komisch aus und das Verfahren damit ist auch ein bisschen komisch, und zwar wird der richtige Pokal für die Verleihung benutzt, bleibt aber dann bei der UEFA und der Sieger erhält eine Kopie, und wenn man den Pokal dreimal hintereinander oder fünfmal insgesamt gewinnt, bekommt man etwas anderes, von dem keiner weiß, was es ist, weil es noch niemand bekam.
Übertragungsrechte und Geld sind auch hier wieder wichtig (sowieso wurde bei der Europa League vor wenigen Jahren alles mögliche verändert, um den Wettbewerb „aufzuwerten“, was rein finanziell gemeint war), aber so ein Mittelding und nicht ganz so spannend: keine kleinen Vereine wie im DFB-Pokal, für die es große Summen wären und für die Spitzenvereine deutlich weniger als in der Champions League. Wischiwaschi.
Europa League ist das, wo Hannover 96 neulich so toll gespielt hat. Findet normalerweise donnerstags statt und ist irgendwie ständig.
Als letztes nun noch die UEFA Champions League, die bis 1992 Europapokal der Landesmeister hieß (die Massenpanik im Fußballstadion von Heysel 1985 ereignete sich im Rahmen eines Endspiels um den Pokal der Landesmeister). Hier spielen die Wichtigsten mit - heute allerdings mehr Mannschaften als nur die Landesmeister, und zwar fix der Titelverteidiger, die Meister der zwölf besten Ligen und die Zweiten der sechs besten Ligen und die Dritten der drei besten Ligen, sowie zehn weitere per Qualifikation, von denen fünf an verbliebene Meister und fünf unter den besten Mannschaften aus den 15 besten Ligen gehen. Es gibt also eine Qualifikationsrunde, eine Gruppenrunde, eine Endrunde und ein Endspiel. Es ist also auch dauernd, und zwar dienstags (Achtung: Verwechslungsgefahr mit DFB-Pokal. Faustregel: sind Amateure dabei ist es immer DFB, sind zwei deutsche Mannschaften in einem Spiel, ist die DFB-Pokal-Wahrscheinlichkeit ebenfalls hoch) oder mittwochs. Mit dem Pokal wird dasselbe Gedöns veranstaltet wie in der Europa League.
Übrigens musste 1974 mal ein Endspiel des Pokals der Landesmeister wiederholt werden, weil man das Elfmeterschießen noch nicht (oder zu kurz vorher, um es in die Regeln aufzunehmen) erfunden hatte. So stand es nach Spiel und Verlängerung unentschieden und guter Rat war teuer.
Die Champions League ist eine riesige Geldmaschine, die sich sogar eine eigene Hymne schreiben lassen hat. Für die Teilnahme an der Champions League gibt es richtig, richtig viel Geld, und zwar allein schon gut 3 Millionen Euro pro Verein für das Erreichen der Vorrunde.
Der Sieger der Europa League und der Sieger der Champions League stehen sich dann noch einmal im UEFA Super Cup gegenüber.
Aber dann ist es auch mal genug.
Quellen:
Wikipedia
www.bundesliga.de
www.dfb.de
Herr N.
Heute vor zig Jahren:
Wir sitzen eine Stunde im Regen draußen und wer nicht wie verabredet kommt ist der Ah. Wir überlegen, unsere Memoiren zu schreiben.