Frau Fragmente ist in ihrem Arbeitszimmer und bloggt, ich bin an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente.
Bevor ich irgendwas anderes schreibe: ich fühle mich absolut unzureichend beraten in Bezug auf Handyhalterungen. Nur eine Zuschrift, das kann nicht Ihr Ernst sein, Sie haben alle Ihr Handy mit irgendwas im Auto fest, das weiß ich genau.
Frau Fragmente sieht heute entspannt aus. Das ist umso verwunderlicher, weil sie einen sehr stressigen Tag hatte. das Licht beleuchtet sie auch sehr schön, sie sitzt zum Fenster gewandt und es ist sicher auch bei ihr schon dämmrig draußen, aber vor dem Fenster ist ein weißes Rollo das schön reflektiert und vor dem erleuchteten Laptopbildschirm sitzt sie ja auch. Ich sehe heute auch den Bildschirm, das ist interessant, auch wenn ich nichts lesen kann. Aber ich habe noch nie zuvor gesehen, wie die Maske, in die sie ihre Blogtexte schreibt, eigentlich aussieht.
Über dem Laptop auf einer Ablage steht etwas, von dem ich nicht weiß, was es ist. Geschenkband? Paketband? Eine Dose? Es ist unklar. Sonst nichts Wesentliches im Bild: Kopfhörer, Mauspad, Maus, Vorhang, Schreibtisch, Fenster mit Rollo, Frau Fragmente mit Haaren, ein Auge, Nase, Mund, schwarzem Oberteil, zwei Händen. Keine Kette heute.
Ich weiß heute nichts zu schreiben. Frau Fragmente sagt, ich könne über meine Wochenendpläne schreiben oder über die Nutzung der Zeit jetzt im Gegensatz zu "normal" oder ich könnte vielleicht auch über das Lesen schreiben.
Am Wochenende - also das beginnt ja so ein bisschen schon morgen, habe ich folgende Pläne: morgen werde ich Kinderarbeit beauftragen; ich werde M mit einem Freund auf ein Erdbeerfeld fahren, auf dass sie mir 5 kg Erdbeeren pflücken mögen. Wenn das getan ist, fahre ich sie wieder zurück und sie dürfen dann tun, was sie wollen und ich koche Marmelade. Diesen Plan finde ich ganz vorzüglich. Abends habe ich Gesangsstunde. Am Freitag arbeite ich dann, allerdings von zu Hause und am Abend bin ich zur Bearbeitung des Stapels des Grauens verabredet. Samstag habe ich bisher keine Pläne; Sonntag bin ich vermutlich zu einem Spaziergang verabredet, habe das aber nicht ganz festgemacht.
Die Nutzung der Zeit im Gegensatz zu "normal". Naja. Wie wir ja wissen, habe ich erst ein paar Wochen lang nonstop gearbeitet, das hat gerade erst nachgelassen und ich achte jetzt auf pünktlichen Feierabend. "Normal" wäre ich 3-4 Abende in der Woche irgendwo unterwegs. Das bin ich jetzt noch nicht wieder. Statt dessen bin ich häufiger verabredet, den Stapel des Grauens zu bearbeiten und ich telefoniere viel mehr von zu Hause auf dem Bett aus - sonst telefoniere ich wenn überhaupt dann von unterwegs.
Frau Fragmente sagt, sie würde über dieses Thema neutral berichten. Darauf bin ich gespannt. Ich kann das Thema nicht gut neutral betrachten, denn ich finde alles an dieser Situation nervig. Ich bin mit meinem normalen Leben vollumfänglich zufrieden, ich möchte gar nicht mehr Zeit zu Hause oder weniger Zeit mit pendeln verbringen und ich telefoniere nur so viel, weil ich die Leute, mit denen ich telefoniere, nicht sehen kann. Ich nehme es als notwendig hin, aber neutral darüber zu berichten gelingt mir eher nicht, ich finde es rundum scheiße.
Denn beim Thema pendeln sind wir dann auch schon beim Thema lesen: ich lese normalerweise in der Bahn, also 2 x 15 Minuten am Tag. Manchmal ist es dann so fesselnd, dass ich zu Hause abends weiterlese. Momentan fahre ich nicht Bahn, ich fahre entweder gar nichts, weil ich nicht pendele, oder Fahrrad, auf dem Fahrrad lese ich natürlich nicht, also lese ich jetzt beim pendeln gar nichts und bin auch abends nicht von irgendwas so gefesselt, dass ich es weiterlesen würde.
Joah. So sieht das im Moment aus. Vielleicht finde ich ja für den Rest der Pandemie noch irgendwas, das ich neutral betrachten kann.