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    Donnerstag, 26. März 2020

    Die Tage verschwimmen. Ich werde morgens um halb 7 vom Wecker aus dem Nichts gerissen, einem völlig traumlosen und ununterbrochenen Schlaf, in dem ich seit dem Vorabend lag. Ich schaue aufs Handy, stolpere zum Computer, schalte ihn ein, unter die Dusche, mit Wasserflasche zurück an den Computer, schalte die Telefonleitung. Ab da beantworte ich Fragen, schicke Personen in die richtige Richtung und versuche, im Hintergrund all das zu ordnen, was in Unordnung geraden ist. Regeln zu finden für das, was neu zu regeln ist, Balance herzustellen, wo sie verloren gegangen ist. Das sind größere Themen, die ich entwerfen und bedenken und dann absprechen und neu bedenken und anpassen muss, sie sind wie aus dem Nichts plötzlich da, manche tauchen vor mir auf und ich muss sie dem nOC auf den Radar bringen, manche tauchen bei ihm und er gibt sie mir weiter. Dazwischen alle paar Minuten Telefon, Mail, was-weiß-ich.

    Im Hintergrund wird die Familie wach, jemand reicht mir Kaffee, weil ich nicht dazu komme, ihn mir selbst zu nehmen, jemand reicht mir später auch Müsli oder ein Toast oder so etwas, weil ich nicht dazu komme, mir das selbst zu nehmen. Irgendwann gegen Mittag ziehe ich mich raus, laufe eine Runde durch die Wohnung, dabei klingelt das Handy. Seit heute habe ich immerhin ein anständiges Headset, muss den Kopf nicht mehr schräg halten, habe die Hände frei, während ich die endlosen Fragen beantworte.

    Ab dem Nachmittag merke ich, dass es nicht mehr geht, dass ich kleine Pausen einbauen muss, ich videochatte ein paar Minuten mit Freunden, ignoriere das Telefon und die Nachrichten. Dafür wird es danach um so wilder, bis 19 oder 20 oder 21 Uhr versuche ich, noch irgendwie eine Struktur zu bekommen, oder zumindest eine Übersicht für den nächsten Tag, aber im Grunde ist das sinnlos, es lässt sich noch nicht einmal ein logischer Endpunkt finden, es gibt keinen Endpunkt, Anrufe und Fragen zu jeder Tageszeit sind normal geworden, ich selbst frage schon seit etwa zwei Wochen nichts mehr sondern entscheide nur noch. Ich schalte irgendwann einfach mitten drin das Telefon und den Computer aus.

    Dann folgt ein in seiner Normalität skurriler Abend: ich koche, wir essen, ich sitze auf dem Sofa, kraule die Katze und dann gehe ich ins Bett und bin sofort wieder im Nichts.

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