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    Donnerstag, 5. März 2020
    WmdedgT 3/2020

    WmdedgT! Schon wieder! Wie die Zeit vergeht!

    Der Morgen begann bei mir holprig, was daran lag, dass die ganze Familie gleichzeitig aufstand. Normal wollen alle zur gleichen Zeit aufstehen, aber nur ich bekomme das hin, dementsprechend habe ich dann Küche und Bad erst einmal für mich. Erst wenn ich mich gesammelt und geduscht habe werfe ich die anderen aus den Betten. Aber heute stand ich gerade erst im Flur und kraulte die Katzen zum Tagesbeginn, als Herr N. an mir vorbeizog ins Bad, dicht gefolgt von M. die genervt an die Tür klopfte.

    Ich trank also erst einmal einen Kaffee aus der neuen Kaffeemaschine und war sehr zufrieden, dann trank ich einen Tee, dann goss ich Blumen und dann waren alle weg und ich hatte freie Bahn.

    Das Meiste vom Vormittag ist schon größtenteils verwischt in der Erinnerung. Allerdings war eine Coronavirus-Entscheidung zu treffen. Ein Mitarbeiter schrieb aus dem Urlaub um zu fragen, ob er am Montag ins Büro kommen könne oder - da aus seiner Urlaubsregion nun die ersten Infektionsfälle gemeldet werden - ob er lieber vorerst zu Hause bleiben solle. Alle aus seiner Reisegruppe fühlten sich gesund und fit und er würde gerne kommen.

    Die Region ist momentan kein ausgewiesenes Risikogebiet. Der Mitarbeiter ist andererseits aber auch gerade nicht in Projekte eingebunden, weil er ja sowieso im Urlaub war, seine Anwesenheit also keineswegs dringlich. Wie entscheiden? Mir scheint, es gibt wenig zu gewinnen mit solchen Entscheidungen. Wenn alles gut geht, wird jegliche Vorsichtsmaßnahme im Nachhinein lächerlich und paranoid wirken. Wenn einem die Situation um die Ohren fliegt, wird jegliche Vorsichtsmaßnahme als zu wenig in Erinnerung bleiben.

    Der nOC und ich überlegten hin und her, es war die erste Entscheidung dieser Art und in einer größeren Organisation muss es irgendwelche Regeln und Abläufe geben, eine Logik, an der man sich orientiert. Man kann nicht den einen bitten, zu Hause zu bleiben, weil er gerade entbehrlich ist aber einen anderen in derselben Situation auffordern, zu kommen, weil man ihn gerade gut gebrauchen kann.

    Wir beschlossen, bei solchen Entscheidungen den Empfehlungen des RKI zu folgen. Die Person war nicht in einem Risikogebiet und verspürt keine Symptome, wir haben keinen Grund, ihm eine freiwillige Quarantäne nahezulegen.

    Später hatte ich dann noch ein längeres Informationstelefonat mit dem Equal Employment Opportunity Officer des Mutterhauses zum Thema romantic relationships in the workplace, aus aktuellem Anlass (nicht aus eigenem Anlass natürlich). Was man da beachten muss, Machtgefälle, Steuerung der Aufgabenverteilung etc.

    Dann war noch ein Meeting, um Streitigkeiten bei der Aufgabenverteilung in einem Team zu beseitigen. Vielleicht gehe ich da zu naiv heran. Wenn es ein kleines Team gibt, sagen wir mal 3-4 Personen, alle selben Raum, und die haben lauter kleine alltägliche Aufgaben, sagen wir mal Briefmarken auf Briefe kleben, Blumen gießen, Kühlschränke auffüllen und sowas, und es gibt eine Liste, was täglich/wöchentlich/etc. zu machen ist, kann ich mir das dann nicht so vorstellen, dass die morgens auf die Liste schauen was ansteht und dann sagt einer so, ich mache mal a-f, könnt ihr euch dann g-7 aufteilen, und dann läuft das? Braucht man für so eine minimalste Organisation jemanden, der allen beteiligten erwachsenen Menschen alle zehn Minuten sagt, was sie jetzt als nächstes zu tun haben? Oder braucht man irgendwas anders, ein Kanban-Board am Ende noch? Die Situation verwirrt mich.

    Mittags war ich wohl auch in der Kantine, aber ich kann mich partout nicht erinnern, was ich gegessen habe. Ich habe wieder eine arg beschleunigte Phase. Das ist so bei mir, es beginnt mit einfach zu viel Energie für einen Tag, dann mache ich alles immer schneller und immer mehr, das spiralisiert sich hoch, es macht unglaublich viel Spaß, ich bin nie müde und nie kalt und nie hungrig und es endet nach ein paar Wochen in heftigster Migräne. Dann ist ein paar Wochen Ruhe, dann beginnt er erneut. Jegliche Maßnahmen zwecklos, ich muss es wohl so hinnehmen. Gerade bin ich, würde ich schätzen, etwa eine Woche vor heftigster Migräne. (Wenn ich vorher mit Gewalt abbremse, das habe ich natürlich auch schon versucht, bekomme ich ebenfalls heftigste Migräne, hatte aber den Spaß vorher nicht. Das ist also keine zufriedenstellende Möglichkeit.)

    Ansonsten viel Kleinkram, ein längeres Meeting in Vorbereitung auf ein ISO Audit, ein noch längeres Meeting zum Umbauprojekt und den neuen völlig wirren Ideen der unerträglichen Architektin, viel Finanzkram, viel nach neuen Leuten schauen, wie es ihnen so geht und ob sie Anliegen (und Arbeit natürlich) haben und dann war es auch schon wieder spät und dunkel draußen, es regnete ein wenig, für mich das perfekte Wetter, zum draußen herumzuspazieren und das tat ich auch, weil ich ein Paket abholen wollte, das zu einem mir völlig unbekannten Paketshop einmal quer durch die Stadt geliefert worden war.

    Was ich nicht bedacht hatte: ich hatte viel Gepäck, nämlich eine Handtasche, eine Tasche mit Unterlagen, die ich für eine Schulung morgen brauche, eine weitere Tasche mit 2 kg Katzenfutter und dann eben noch das Paket. Wie ich es hasse, Taschen zu tragen! Der Spaziergang war also nur mäßig schön und als ich gegen 20 Uhr nach Hause kam, warf ich nur noch alles von mir und bestellte Pizza.

    Eigentlich wäre noch Gesangsstunde gewesen, aber die hatte ich schon mittags abgesagt wegen immer noch wenig Stimme.

    Gleich muss ich noch ein Köfferchen packen, denn morgen gehe ich nicht ins Büro sondern zu einem Seminar.

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