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    Montag, 6. März 2017
    Im Konjunktivland

    Das Buch, das wir gestern besprachen - The first Fifteen Lives of Harry August - da geht es so grob um jemanden, er immer wieder lebt. Er stirbt, zapp, wird er wieder neu geboren und kann sich an alles erinnern. Wie bei "Und täglich grüßt das Murmeltier", nur eben ein ganzes Leben.

    Was wir anders machen würden, wenn wir so jemand wären, war die letzte Frage die gestern jemand stellte. Und noch immer bin ich ganz erstaunt, dass die allermeisten nur davon sprachen, welche anderen Studiengänge sie wählen würden, welches andere, weitere Wissen für sich suchen, für das jetzt vielleicht nicht genug Zeit ist.

    Ich würde so vieles anders machen. Total und komplett und wie man den Sog eines ganz anderen Lebens nicht spüren kann, frage ich mich jetzt. Nicht als Wunsch oder als Sehnsucht, eher mechanisch, wie wenn man im Meer steht und die Welle kommt und dann geht das Wasser zurück und zieht und zieht und zieht.

    Ich würde ein Leben leben so wie jetzt und eins das total auf Karriere ausgerichtet ist und eins als Hausfrau und Mutter mit so vielen Kindern wie möglich, eins als Bäuerin vielleicht, eins in einem handwerklichen Beruf und eins, in dem ich gar nichts mache, eins in dem ich trinke oder Drogen nehme (das hatte ich gestern noch ausgeschlossen wegen kein Interesse, aber andererseits, in so einer Situation: warum denn nicht?) und eins in dem ich spiele und vielleicht eins in dem ich Verbrecherin bin - Mörderin wollte ich erst schreiben aber das würde ich vermutlich nicht übers Herz bringen, wobei ich nicht weiß, nach wie vielen Leben man da abstumpfen würde. Als Entwicklungshelferin vielleicht eines, oder anderweitig wohltätig, eins in der Wissenschaft, eins mit ganz vielen Tieren, eins allein, eins mit einer Partnerin, eins mit einem Partner, eins in einer alternativen Wohnform und auf jedem Kontinent eines sowieso, ich würde das alles durchprobieren, wo ist das Risiko, wenn es völlig unterträglich ist, gibt es ja die Notbremse. Der Wert so eines Lebens nimmt ja auch rapide ab, wenn es unendlich verfügbar ist. Und zapp, ein neuer Versuch.

    Grauenhafte Vorstellung, andererseits. Ich wäre irgendwann so unendlich müde.

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