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    Freitag, 22. April 2016
    Schwimmpause, Fallhöhe, Triebhaushalt

    So geht das hier nicht weiter. Fand auch die Kraulschwimmpartnerin, Kraulschwimmen ist nämlich irgendwie blöd geworden. Nicht das Schwimmen selbst, das ist nach wie vor schön, aber das Drumherum (Anreise etc.) und die anderen Leute im Becken. Sehen Sie, auch die Tücken des Kraulschwimmens liegen im Bereich Nähe und Distanz. Das Schwimmbad sollte möglichst nah sein, die anderen Schwimmer möglichst weit weg. Bei beidem hakt es.

    So überlegten wir hin und her, was für eine Sportart wir wohl betreiben könnten. Ich hatte letzte Woche bereits beim Boxclub nachgefragt, die werben auf ihrer Website mit "auch für Hausfrauen und Manager". Das wollte ich konkretisiert wissen. Was für Hausfrauen meinen die? Was ist mit Frauen, die eher so "Hausfrauensport" betreiben, aber Managerinnen sind? Die Antwort auf meine längliche Mail fiel unbefriedigend aus: "Hi, komm doch einfach Donnerstag mal vorbei!"

    Rudern, schlug die Kraulschwimmpartnerin - das Wort wird mir zu lang, ich sage ab jetzt KSP - vor. Beim Rudern sitzt man aber, wie auch beim Radfahren, ja sicher, es ist dynamisches Sitzen, aber mir ist gerade nicht nach Sitzsportart. Bauchtanz warf ich in die Zweierrunde. Hatte die KSP schon hinter sich. Auf anderes Tanzen ging sie gar nicht erst ein. Yoga wollte sie nicht (ich hatte mal Schwangerenyoga gemacht, da wurde auch Sanskrit gesungen, zum Glück war ich da meist schon eingeschlafen - ich denke aber generell, beim Yoga gibt es für mich noch etwas zu entdecken), für einen Halbmarathon trainieren auch nicht und auch nicht Klettern oder Tischtennis. Eine schwierige Kandidatin.

    Zum Glück hatte ich mich nach der unbefriedigenden Antwort des Boxvereins schon nach Alternativanbietern umgeschaut und war auf Krav Maga gestoßen (allerdings bis Ende 2017 alle Kurse ausgebucht und man muss vorab psychologische Fragen beantworten, das ist mir auch schon wieder zu viel Nähe für einen Sportkurs, ich will ja auch wegen blöder Fragen nicht in die USA einreisen) und dann auf Mixed Martial Arts, nunja, warum nicht, Mixed finde ich immer gut. Dann schaute ich die Websites an. Die eine war schon sehr stylish. Schöne Menschen mit sehr definierten Muskeln, glänzender, glatter, gebräunter Haut und im Hintergrund so eine Art Drachenfeuer. Haben Sie vorgestern den Link zu den nachgestellten Posen angeklickt und die Frau gesehen, die sich aus dem Schwimmbecken hievt? Ich sage jetzt etwas wichtiges: man muss immer mitdenken, welche Fallhöhe man noch aushalten kann. Das geistige Bild von mir zu haben, bei dem ich dekorativ dem Pool enschwebe und dann festzustellen, dass ich in Wirklichkeit herausrobbe wie die erste Amphibie, kann ich noch tragen. Das geistige Bild einer durchgestählten Person mit Drachenfeuer im Hintergrund und dann liege ich in Wirklichkeit wie ein Käfer auf dem Rücken, am Ende noch in so einem weißen Schlumpfanzug, das ist mir zu viel. Ich kann deshalb das Etablissement mit der stylishen Website nicht aufsuchen. Zu viel Fallhöhe.

    Einen weiteren Anbieter von MMA gibt es jedoch, eine kleine Innenstadt-Hinterhofbutze. Als die KSP also sagte, wir könnten doch das Sportdilemma bei einem Bier besprechen, schlug ich vor, dort einfach mal vorbeizugehen. Auch, um mir eine weitere unnütze Mail zu ersparen. Wir gingen also durch ein Tor und in einen Hof und durch eine Tür und durch einen Flur und kamen zu einer weiteren Tür die wir öffneten und dann trainierten dort gleich lauter Kindern in eben diesen weißen Schlumpfanzügen. Sofort wollte ich mich umdrehen und fliehen, aber die KSP stand hinter mir. Und von vorn kam der Weltmeister, wie die KSP ihn sofort anhand eines Plakates im Eingangsbereich identifizierte, und fragte, wie er uns behilflich sein könne. Ich habe ja gerne die Karten auf dem Tisch, also sagte ich: "Hallo. Können hier auch Leute wie wir mitmachen?" Der Weltmeister antwortete: "Hier können auch Leute im Rollstuhl oder mit nur einem Arm trainineren." Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen.

    Heute morgen schickte mir die KSP eine Nachricht mit dem Zitat eines Psychologen, der sagt: "Egal ob man im Survivalcamp Kakerlaken frisst, sich im Edelpuff auf den Kopf urinieren lässt oder Kampfsport betreibt, es geht immer um die Regulierung des Triebhaushaltes!"

    Ich reflektierte einen Moment und dachte dann: okay. Wenn ich schon meinen Triebhaushalt regulieren muss, dann ist mir Kampfsport tatsächlich die liebste dieser drei Optionen.

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