Vielleicht bin ich in letzter Zeit auch einfach besonders geruchsempfindlich. Möglicherweise erholen sich Nasenschleimhäute ja doch nach einiger Zeit. Jedenfalls war die Atem-Oma heute wieder im Schwimmbecken. Und auch sonst war alles schlecht. Der Parkplatz schon voll, meckermecker, alles irgendwie kalt draußen und alles irgendwie warm drinnen, meckermeckermecker, dann noch eine Bahn mehr als sonst für irgendwas reserviert, obermeckermecker.
Die Kraulschwimmpartnerin und ich schwammen halt so herum, nicht sonderlich motiviert, zu mir sprach auch noch das nachmittägliche Salamibrot (Schulkindbrotdosenüberbleibsel). Ich hatte heute die Kurzflossen im Einsatz und flosselte mich durch zwei etwa gleichaltrige Herren, die diskutierten, ob sie wohl eine ganze lange Bahn schaffen, einen hochmotivierten Plantschkrauler und zwei Wasserleichen. Die Kraulschwimmpartnerin erledigte währenddessen einen Opi mit einem gezielten Armschlag. Rollwende wegen BeckenrandabhängerInnen nicht möglich. Meckermeckermecker. Ich formulierte bereits Sätze im Kopf wie "vielleicht müssen wir uns doch einen anderen Sport suchen" respektive - und auf dasselbe hinauslaufend - "vielleicht sollten wir immer Samstagabend schwimmen gehen, da war es doch schön leer damals". Der Badeanzug ist ja sowieso auch verschlissen und die Schwimmbrille zwar gerade neu, aber die kann man auch beim Zwiebelschneiden noch auftragen. Oder "bei mir in der Nähe gibt es jetzt auch Kickboxen".
Gerade hob ich an zu sprechen, da sagte die Kraulschwimmpartnerin: Oh, guck mal, diese Bahn hier ist eine offene Kreisbahn! Im ersten Moment konnte ich diesen Worten keinerlei Sinn zuordnen, räumliches Denken ist nicht so meins. Aber nach etwas überlegen und beobachten dann doch: die zusätzlich abgesperrte Bahn (meckermeckermecker) war nicht für einen Verein, sondern für Menschen wie uns. Oder zum Schutz der Opis und Wasserleichen und Atem-Omis. Wie so ein Laufstall. Wunderbare Aussichten, allerdings für ein andermal, jegliche Verve für heute war ja bereits durch Jammern und Meckern aufgebraucht.
Die Kraulschwimmpartnerin beschloss, mal zu kontrollieren, was im anderen Becken so vor sich ging. Ich solle weiterschwimmen, sagte sie, sie würde mich abholen, wenn die Zeit um sei. Bei der nächsten nicht möglichen Rollwende hielt mich aber eine Frau an, ob ich eventuell das mit diesem ins Becken springen könnte von dem Ding da. Mit dem Ding war der Startblock gemeint, es ging um einen Kopfsprung, den ihr Sohn dringlich erlernen sollte. Ich machte ein paar Mal vor und sage Sachen wie "Zehen ganz nach vorn auf dem Block, Kopf zwischen die Oberarme" und dann Sachen wie "du kannst auch erstmal aus der Hocke probieren oder lass dich einfach nach vorn reinkippen". Macht man einmal dicke Lippe in der Eltern WhatsAppGruppe, muss man gleich den Kindern anderer Leute den Startsprung beibringen. Die Mutter konnte ihn schließlich, das Kind noch nicht, ich dachte aber, nun kommen sie sicher allein zurecht und ging die Kraulschwimmpartnerin suchen. Fand sie aber nicht. Im anderen Becken waren unglaublich viele Schwimmnudeln. Ich war unschlüssig, was zu tun sei, nass herumstehen und warten ist blöd aber herumlaufen und suchen für mich ohne Brille sinnlos, ich konnte ja noch nichtmals mehr mein Kopfsprungmündel wiederfinden und man will auch nicht unangemessen nah an fremde Menschen, die nur ein Fetzchen nassen Stretchstoff tragen, herantreten. Sollten sie zu den Leuten gehören, die glauben, sie hätten Figurprobleme und könnten deshalb nicht ins Schwimmbad gehen, denken sie daran: rund 45 % der Erwachenen sind sowieso kurzsichtig. Mit etwa -4 Dioptrien kann man gar nicht erkennen, ob am Beckenrand Beth Ditto oder Jan Böhmermann anfeuert.
Weil mir nichts besseres einfiel, ging ich einfach wieder ins Becken und schwamm weiter, so war es schließlich ausgemacht. Bis ich abgeholt wurde.
Nächstes Mal schwimmen wir auf der offenen Kreisbahn. Wie so richtig sportliche Menschen.