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    Donnerstag, 5. März 2015
    Blogging November - 1219 (Wmdedgt 3/2015)

    (Die anderen Wmdedgts finden Sie hier bei Frau Brüllen)

    Momentan schlafe ich wie tot. Das Einschlafen verläuft zwar nicht so ruhig wie sonst - ich schrecke immer wieder hoch mit dem Gefühl, ich wäre irgendwo runter gefallen oder weil irgendwelche Gliedmaßen zucken - aber wenn ich dann einmal weg bin, ist bis zum Weckerklingeln: nichts.

    Weckerklingeln also wie üblich um 6, ich bin momentan morgens erfreulich schnell und war so auch schon um Viertel vor 7 mit wirklich allem fertig, inklusive Katzen füttern, Betten machen, Taschen packe. So trank ich gemütlich Tee. Mademoiselle wurde auch von selbst wach und las noch eine halbe Stunde im Bett, ein sehr entspannter Morgen.

    Als wir das Haus verließen, klingelte das Handy. Ich hatte gestern meiner Hausärzin gemailt, wie es wohl mit einer Masernimpfung aussähe. Wie sich die diversen Kinderkrankheiten zu Hause auf die diversen Kinder verteilt hatten, konnten Papa und Mama N. nämlich beim letzten Familienzusammentreffen nicht ausreichend klären. Die Sprechstundenhilfe teilte mir mit, ich könne jederzeit kommen, also zum Beispiel auch genau jetzt. Also Freundin schneller Entschlüsse lief ich also die Treppe wieder hoch, steckte den Impfpass ein und radelte in die Praxis.

    Jetzt ist es auch so - das muss ich an dieser Stelle bekennen - dass ich Impfen einfach total geil finde. Zum einen aufgrund der Effizienz: man nimmt eine Unannehmlichkeit auf sich, die in etwa damit vergleichbar ist, sich kurz versehentlich auf die Lippe zu beißen, und im Ausgleich kann man mindestens 1 Jahr, manchmal auch 10 oder ein Leben lang, irgendeine beknackten Krankheit nicht bekommen. Finde ich toll! Ich würde mich auch sofort gegen Schnupfen, eingerissene Fingernägel, S-Bahn-Verspätung oder überkochende Milch impfen lassen, wenn es möglich wäre. Oder gegen Spliss! Hach. Liebe Pharmaindustrie, bitte forscht in dem Bereich ordentlich weiter. Zum zweiten fühle ich mich immer ein bisschen, also sehr, heldenhaft, wenn ich eine Spritze bekommen habe und wann hat man schon ansonsten Gelegenheit, sich heldenhaft zu fühlen. Prima Sache also auch für die Psyche! Mit Superheldenfeeling radelte ich weiter ins Büro.

    Im Büro war es naja. Vielleicht kennen Sie das, dass man okay viel zu tun hat, also nicht wenig aber auch keinen unüberwindbaren Berg, aber mittendrin sind ein paar Sachen, die unangenehm sind und man weiß nicht, wie man sie angehen soll. So lange die da liegen, kann man aber auch an nichts anderes denken, und macht folglich irgendwie gar nichts außer Stapel hin- und herzuschieben. Um dieser Falle zu entgehen erledige ich momentan immer zwischen 10:30 und 11:30 unangenehme Dinge. Vorgestern waren es 2, gestern 3, heute gleich 5 und damit bin ich auch so gut wie durch.

    Danach sichtete ich weiter Bewerbungen mit dem folgenden Ergebnis:

    21 – passt eigentlich, wirkt aber enorm lustlos. Die Bewerbung ist irgendwie okay, aber nur das Allernötigste dabei, viele Rückfragen notwendig und ich fühle mich durch die Lustlosigkeit angesteckt. Warten.

    22 – ganz solide Ausbildung und bisherige Arbeitstellen, dann 16 Jahre Kinderpause, möchte jetzt wieder einsteigen. 16 Jahre, puh. Warten.

    23 – 20 Jahre Jobhopping (nie länger als 1,5 Jahre in einer Stelle), Sprachkenntnisse unklar, teuer. Hat sich vor knapp einem Jahr schon einmal bei mir beworben, seitdem wieder zwei kurzristige Stellen, jeweils selbst in der Probezeit gekündigt. Absage.

    24 – Unsorgfältig. Mein Name falsch geschrieben, falsche Jahreszahl, Tippfehler im Geburtsort, diverse Buchstabendreher. Qualifkation etwas unter dem, was ich suche. Möchte sich weiterentwickeln. Keine Angabe zu Sprachkenntnissen. Absage.

    25 – Berufseinsteigerin, studiert noch und arbeitet währenddessen in verschiedenen Unternehmen als Werksstudentin. Eine sehr schöne Referenz von einem Prof liegt bei. Bewerbung eher Mittelmaß und es bleiben viele offene Fragen, z.B. ab wann sie denn verfügbar wäre, also wie lange das Studium noch geht oder ob sie es abbräche? Leider auch keinerlei Zeugnisse/Belege über das Studium oder zu den Nebenjobs, keine Angabe zu Sprachkenntnissen etc. Das ist ein Fall von „selbst ins Knie geschossen“, denn generell käme die Dame sicher in Frage. Ich habe aber schon einige auf meiner Einladungsliste, so dass ich den Aufwand, all den benötigten Informationen hinterherzujagen, erst einmal nicht betreibe. Blöd. Warten.

    26 – Seit 11 Jahren in vergleichbarer Stelle bei direkter Konkurrenz, zweisprachig. Keine Angabe zu Gehaltswunsch, Zwischenzeugnis gibt es „auf Wunsch“. Werde mir überlegen, ob ich diesen Wunsch habe, ist vermutlich eh zu teuer. Warten.

    27 – Komisches Ding. Bis vor 10 Jahren eine Sache durchgezogen, dann kompletter Richtungswechsel und seitdem keine Stelle länger als 1 Jahr. Bewerbung an sich überzeugt auch nicht (Buchstabendreher, falsch herumkopierte Satzteile, mieserabel / unlesbar gescannte Zeugnisse). Absage.

    28 – viel einschlägige Berufserfahrung, gute Erfahrungen und Zeugnisse, zweisprachig, liegt deutlich über meinem Budget. Kontakt halten für ein andermal.

    29 – Job-Hopping und ein merkwürdiges Ding: die Zeugnisse lauten auf diverse Vor- und Nachnamen, die aber nie exakt die Kombination treffen, die über dem Lebenslauf steht. Teuer. Mit spitzen Fingern aussortiert.

    30 – Möchte freiberuflich arbeiten, keine Festanstellung. Geht leider nicht.


    Danach war es auch schon 14:30 Uhr und Zeit fürs Mittagessen. Ich hatte morgens im Reformhaus eine Auberginen-Kichererbsen-Rosinen-Frikadelle und ein Früchtebrötchen gekaut, beides war sehr lecker. Bei einem Kaffee erledigte ich dann noch ein paar Kleinigkeiten und fuhr um 16 Uhr nach Hause.

    Es war nun höchste Zeit, einen Hefeteig anzusetzen um einen Zopf zu machen, leider hatte ich vergessen, Hefe einzukaufen und die Trockenhefe im Schrank war 2011 abgelaufen. Entsprechend groß war die Spannung, ob der Teig noch kommen würde, und während ich darauf wartete bot es sich an, das Fach mit den Backzutaten einmal gründlich zu entrümpeln. Auf Haltbarkeitsdaten lege ich eigentlich nicht viel Wert, ich traue mir zu, selbst an Form, Farbe, Konsistenz oder Geschmack ausmachen zu können, ob etwas noch gut ist oder nicht. Aber bei Dingen, die für das Funktionieren eines Rezeptes wichtig sind - also wie z.B. Hefe oder Gelantine oder Backpulver - orientiere ich mich doch gerne an den aufgedruckten Daten und sortierte so eben die Hefe von 2011, Tortenguss von 2012 und Sahnesteif von 2007 (!) aus.

    Zwischendrin kam Mademoiselle mit Freundin heim, sie waren nach der Schule noch beim Friseur gewesen. Ich war ja überhaupt mit 13 Jahren zum allerersten Mal bei einem Friseur und zwar natürlich in Begleitung meiner Mutter, die auch bei der Frisur maßgeblich mitbestimmte. Dass zwei 10-jährige sowas allein erledigen möchten, verblüffte mich, aber es spricht ja nichts dagegen.

    Der Hefeteig ließ sich z i e m l i c h Zeit. Nebenher erstellte ich Mademoiselle noch eine Packliste, sie verreist nämlich morgen übers Wochenende mit einer Freundin auf einen Reiterhof, und auch die Zubereitung des Abendessens passte noch in die Zeit, die der Teig sich ließ: Lauch, Paprika und Kirschtomaten in Olivenöl gebraten bis die Tomaten platzen, 2 Schalen Pilze drauf, Pfeffer, Salz, Zucker, ein Löffel Mascarpone. Dazu Muschelnudeln, ziemlich gut.

    Um 20 Uhr wurde das Besuchskind abgeholt, der Hefeteig hatte es auch mittlerweile so weit geschafft, dass er in den Ofen konnte

    Jetzt muss ich Mademoiselle noch scheuchen, ihren Koffer zu packen, danach gibt es für jeden ein Stück Zopf und dann ist Feierabend und ich glaube, für mich müsste heute ein Bier drin sein.

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