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    Dienstag, 20. November 2012
    Blogging November - 386

    17:00 Uhr. Tiefenentspannt. Das Kind mit nur minimaler Verzögerung von der Schule nach Hause gebracht, alles eingekauft, alles vorbereitet, fürs Kochen ist Frau Herzbruch zuständig. Um 17:30 muss ich los zu einer Sitzung, ich bringe Kekse mit, meine Stellvertreterin bringt Getränke mit, das Kind bleibt für ca. 30 Minuten allein zu Hause, dann werden Herr N. und Frau Herzbruch eintreffen. Wie gut geplant und wohlig alles. Pure Euphorie.

    17:15 Uhr. Meine Stellvertreterin ruft an, sie kann nicht kommen und somit auch keine Getränke mitbringen. Ob ich die noch besorgen kann. Ich zögere. Zeitlich würde es vielleicht noch ausgehen, aber Getränke für 40 Personen ohne Auto heranschaffen ist unerfreulich.

    17:30 Uhr. Ich gehe los. Im Hof höre ich ein komisches Piepsen. Klingt nach Autoalarmanlage. Ich fahre mit dem Rad davon.

    17:31 Uhr. Ich drehe an der Ecke um. Das Piepsen klang doch eigentlich mehr wie ein Rauchmelder. Ich fahre zurück und lausche, kann aber nicht erkennen, woher das Geräusch kommt. Vielleicht ist es auch doch die Alarmanlage der Tiefgarage gegenüber? Ich fahre ein bisschen auf und ab.

    17:35 Uhr. Ich gehe wieder in den Hof und in unser Haus. Das Piepsen ist hier leiser. Ich gehe wieder auf die Straße und fahre nach links, das Piepsen wird leiser. Ich fahre die Straße nach rechts, das Piepsen wird lauter. Ich denke mir: wenn da ein Feuer ist, würde man das ja riechen. Es ist bestimmt eine Alarmanlage aus einem Auto in der Tiefgarage. Ich klingele Nachbarin A an, dass sie sich bitte um mein Kind kümmern soll, falls dieses Piepsen etwas zu bedeuten hat, steige auf mein Rad und fahre los. Ich rieche Rauch.

    17:40 Uhr. Ich stehe wieder vor dem Haus und schnuppere. Nachbarin A2 kommt. Ich frage sie, ob sie ein Piepsen hört und Rauch riecht. Nachbarin A2 sagt "Nö!". Sie schließt das Tor auf und sagt: "Ach! Doch!". Wir gucken uns um und sehen nichts. Wir lauschen udn schnuppern. "Guck mal, da oben kommt Rauch aus dem Fenster!", sagt Nachbarin A2 und zeigt auf das Haus gegenüber.

    17:41 Uhr. Ich rufe die Feuerwehr. "Schon unterwegs", sagt der Mann in der Leitstelle. Nachbarin A2 klingelt die Leute aus dem Haus. Zwei Kinder kommen herunter, sie wohnen in dem Stockwerk, in dem es brennt. Die Waschmaschine sei explodiert. Die Eltern packen noch Sachen zusammen. Wir holen die Kinder und andere Hausbewohner auf die andere Straßenseite. Eine Frau kommt die Straße entlang und sagt: "Oh nein! Oh nein! Es brennt! Oh nein!!!" und fängt an zu weinen. Ob sie in dem Haus wohnt, frage ich sie. Nein, sie ist nur zufällig vorbeigekommen, aber wie schrecklich, es brennt, hier brennt alles ab, die werden alle sterben, alle sterben da drin! Die Kinder fangen an zu weinen. "Reißen Sie sich zusammen und gehen Sie weiter", sage ich der Frau.

    17:45 Uhr. Ich bin unschlüssig. In 15 Minuten erwarten mich vierzig Personen mit Keksen und Getränken. Kein anderer Sitzungsteilnehmer ist erreichbar. Nachbarin A2 hat unten hat alles im Griff. Die Sirenen vom Löschzug hört man schon. Nachbarin A sagt, sie passt auf das Kind auf und ich soll fahren. Ich fahre los.

    18:05 Uhr. Vierzig Augenpaare starren mich an als ich in den Raum rausche, Kekse über die Tische schiebe und "Wir machen heute schnell!" sage. Exakt eine Stunde später bin ich wieder zu Hause. Auf der Straße ist ein Schaumteppich und die Löschfahrzeuge rücken gerade ab.


    Passiert ist niemandem etwas, nur Sachschaden. Das Kind war sehr gelassen. Herr N. und Frau Herzbruch haben leider, als sie bei ihrer Rückkehr in die Straße mit Großeinsatz einbogen, einen halben Herzinfarkt erlitten. Ich habe einen neuen Rekord in "von tiefenentspannt bis unglaublich unentspannt in nur 30 Minuten" aufgestellt.




    Heute vor zig Jahren:
    Nach dem Fechten bin ich noch mit Kim weggegangen.

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