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    Freitag, 27. Januar 2012
    Blogging November - 88

    Als ich heute von der Arbeit nach Hause kam, sah ich einen Herren mit Punkten auf der Jacke und einem kleinen Computer in der Hand aus unserer Einfahrt herauseilen. Rasch hinterhergestöckelt fasste ich ihn am Arm, zum Äußersten bereit, und fragte ihn, ob er wohl gerade bei Familie N. geklingelt habe. Der Mann bejahte und wich, als ich ihn umarmen wollte, einen Schritt zurück.

    "Das ich das noch erleben darf!", jubelte ich und der Mann brummelte etwas von "bisher noch jeden Termin eingehalten". Auf meinen Hinweis, dass wir aber heute gar keinen Termin haben, sagte er schlicht: "Doch. 13-17 Uhr." Für das Protokoll verneinte ich, nahm ihn aber trotzdem ins Haus mit. In den Keller wollte er nicht, nur in die Wohnung, wo er einmal guckte, ein Dings anschloss, ein paar Sekunden "Messungen" machte und dann sagte: "Geht doch!".

    Es war dies einer der wenigen Momente, ich denen ich einmal komplett sprachlos war.

    Der Mann zeigte auf seinen Bildschirm, wo Internet war. Ich krabbelte unter den Tisch um eigenäugig zu überprüfen, dass er das Kabel auch an meinem Internet festgemacht hatte und nicht etwa an einem heimlich eingebrachten Mobiltelefon oder sowas. Der Mann hatte Internet aus meiner Wand. "Darf ich mal?", fragte er, und schaltete den Router ein. Der Router blinkte froh. Das Internet war in meinem Router.

    "Wenn ich Sie jetzt frage, ob Sie vorhin irgendwas an irgeneinem Verteilerkasten draußen gemacht haben, sagen Sie 'Nein', oder?", fragte ich. "Nö, hab ich nicht", sagte der Mann mit der gepunkteten Jacke. Und zweifelte die Richtigkeit der Messung der Vodafone-Techniker an, wobei ich wieder - fürs Protokoll - Veto einlegte, denn nicht nur hatten die Vodafone-Techniker bei mir kein Internet, ich hatte ja auch keins, also lag es nicht an einer falschen Messung und anschließender Spontanheilung sämtlicher beteiligter Geräte sondern - ja, an was?

    "Es liegt an Ihnen, Sie müssen jetzt für immer hierbleiben." Logik ist meine Stärke. Schnell ergriff der Mann die Flucht, immerhin konnte ich ihn noch dazu bewegen, seinen Namen dazulassen, seine Handynummer wollte er mir partout nicht geben.

    Das Projekt "DSL" ist also vorerst abgeschlossen. Grämen müssen Sie sich aber nicht - als nächstes steht vermutlich das Projekt "Rechnung" an. Mein mittlerweile ca. 2 cm hoher Stapel mit Gesprächsnotizen wird jedenfalls noch nicht geschreddert. Denn nicht umsonst sagte mir neulich ein bekannter deutscher Strafrechtler: "Meiner Erfahrung nach gewinnt meistens der mit der dickeren Akte".

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