• Privatbloggen an: novemberregen @ gmail.com
  • | Twitter: @novemberregen
    Mittwoch, 1. Juli 2020

    Frau Fragmente sitzt in ihrem Arbeitszimmer und bloggt, ich sitze an meinem Schreibtisch und blogge über Frau Fragmente.

    Ich habe das Arbeitszimmer sofort erkannt. Zum einen am Schreibtischstuhl, an dem saß ich auch einmal, als ich wichtige Dinge einscannen und verwenden musste und das allein nicht hinbekommen habe. Ob da auch der Wäscheständer im Hintergrund stand, erinnere ich nicht. Auch eine Matratze steht da, sie sieht klein aus, hat Frau Fragmente manchmal Kinder über Nacht da? Oder andere sehr kleine Gäste? Ich weiß es nicht. Auf der Kommode hinter ihr stehen Bilder, also Fotos, ich mag die Fotos gern und habe sie schon öfters betrachtet. Auch ein gelbes Dings steht da, von dem ich nicht weiß, was es ist.

    Ich esse nebenher Pizza, die ich bestellt habe, weil der Tag etwas eng getaktet ist (noch etwa bis Mitternacht) und Kochen in diesem Takt keinen Platz fand. Die Pizza habe ich über Lieferando bestellt, dort gibt es jetzt eine Trinkgeld-Option, worüber ich mich sehr gefreut hatte, weil ich ja nie Kleingeld habe. "Das Internet" wollte mir diese Freude aber nehmen und behauptete, das Geld käme nie bei den Boten an. Ich habe das daher bei den letzten beiden Bestellungen bei meinen Boten erfragt (ich bestelle immer bei den selben beiden Pizzerien). Also: ob sie Trinkgeld bekommen, das Leute über die App zahlen. Beide sagten "ja klar". Der eine bekommt es selbst, beim anderen geht es in einen Topf "wie bei Trinkgeld im Restaurant auch" und wird zwischen allen aufgeteilt. Mit dieser Antwort bin ich zufrieden und werde das Feature weiterhin nutzen - die erweiterte Frage, ob ich finde, das Trinkgeld sollte zwischen allen aufgeteilt werden oder dem zustehen, der die zwei Stockwerke hochläuft und wenn beides, in welchen Anteilen, möchte ich mir nicht stellen. Hier übersteigt die Verantwortung, die ich für meine eigene geistige Gesundheit verspüre die Verantwortung, die ich gegenüber der Weltgerechtigkeit insgesamt verspüre. Es ist wichtig, Grenzen zu setzen.

    Wie gestern schon berichtet habe ich einen neuen Laptop. An dem ist noch nicht alles so werbeblockierend eingerichtet, wie ich es gerne hätte und deshalb bekomme ich nun sehr viel Werbung für sehr hässliche Schuhe. Das ist eine lustige Geschichte - ich habe nämlich hässliche Schuhe bestellt. Natürlich nicht absichtlich, aber schon sehenden Auges. Das war am Sonntag, da suchte ich Sommerschuhe und beriet mich mit der Online-Kaffeerunde zum Sommerschuhkauf. Ich fand vier meinen Kriterien entsprechende Modelle und schlug sie der Runde vor, alle waren sich sehr einig, dass Modell Nr. 4 keinesfalls geht. Ich stehe total auf Beratung und frage sehr gern nach der Meinung anderer Leute, höre dann auch zu und berücksichtige das Gesagte, was aber keinesfalls häufig dazu führt, dass ich den Ratschlägen folge. Oft sogar eher im Gegenteil, dann denke ich mir "ach, wenn das jetzt schon das Schlimmste ist, was diese sowieso immer pessimistische Person sich vorstellen kann, dann ist es ja wirklich nicht dramatisch und ich probiere das einfach mal aus". Ich hörte mir also die Kritik zu Schuh Nr. 4 an, betrachtete ihn mit dieser Kritik im Ohr und dachte mir "ich sehe da aber was, das funktionieren könnte". Das stellte sich gestern, als der Schuh kam, dann als Irrtum heraus. Da geht gar nichts, ich sende ihn zurück, allerdings ahnt die Werbung das noch nicht und schlägt mir daher nun ähnliche Schuhe vor, die aber allesamt in die Richtung gehen, die die Kaffeerunde wohl bei der Betrachtung auch im Kopf hatte und nicht in den kleinen Sonderbereich, den ich durchschimmern sah und für den dieser Schuh wirklich auch Potenzial gehabt hätte - nur leider nicht realisierte. Schade. Ich muss jetzt wohl mit hässlichen Schuhen als Werbung leben, bis ich wieder hübsche Schuhe gekauft habe. Naja oder bis überall der Werbeblocker installiert ist.

    Frau Fragmente sieht heute wieder erholt aus, sie sagt, es macht ihr im Büro zur Zeit Spaß. Mit ihren Haaren ist sie unzufrieden, hat aber bald einen Friseurtermin. Ich sehe an den Haaren nichts Nachteiliges, sie sind schon über kinnlang und da sehe ich dann sowieso keine detaillierten Unterschiede mehr.

    Den letzten Absatz hatte ich gerade gelöscht, weil ich dachte, der davor ist ein besseres Ende und wir hören jetzt mal langsam auf zu schreiben. In diesem Moment eröffnet mir Frau Fragmente jedoch, dass sie erst bei ca. 30 % ist. Wie kann sowas kommen? Ob sie wieder was Ernsthaftes schreibt? Sie schlug mir aber schon vor, in der verbleibenden Zeit könnte ich "Leisure Time" machen: Pizza essen (ist schon alle) oder noch einen Nachtisch (gute Idee) oder herumsurfen. All das werde ich tun und schauen, ob sich dabei noch irgendwas zum Aufschreiben ergibt.

    Leisure Time kommt mir heute auch entgegen, denn wie gesagt, der Tag ist eng getaktet. Heute war der wöchentliche Schultag, also Wecker um 6 Uhr, als das Kind zur Schule geschickt war ging ich ins Büro, dort war viel zu tun, ich vergaß die Pause und aß nur Studentenfutter und ein Brötchen, auf dem Heimweg dann ein Bahndebakel und fast 1,5 Stunden Fahrzeit, zu Hause die Erkenntnis, dass das Kind in demselben Bahndebakel feststeckt, also sofort ins Auto und 1,5 Stunden herumgefahren (Stau), Punktlandung zum Blogtermin mit Frau Fragmente, nebenher Pizza bestellt, hier sind wir nun und um 22:15 Uhr fahre ich wieder los, um das Kind abzuholen und mit ihr dann noch den Wocheneinkauf zu erledigen (Supermarkt hat bis Mitternacht auf - darf man mittlerweile wieder zu zweit rein?). Also wie gesagt, weder Leisure Time noch Dessert kommen ungelegen. Frau Fragmente ist eine kluge Frau.

    November seit 6600 Tagen

    Letzter Regen: 18. April 2024, 23:33 Uhr