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    Donnerstag, 4. Juli 2019

    Ich bin morgens momentan total trödelig. Ich stehe nicht spät auf, aber brauche einfach lang. Möglicherweise ist das Gehirn wegen Übermüdung heruntergetaktet, mir ist nämlich wegen Wetter noch immer nicht so recht nach Schlafen.

    Dann hatte ich ein Schuhproblem, drei Paar meiner Sommer-Büroschuhe sind nämlich derzeit aufgrund einer Verkettung von immer leicht neben dem Optimum angesiedelten Entscheidungen im Auto von Frau Fragmente. Zusammen mit etwas Oberbekleidung (die ich aber mehrfach habe) und einem Pürierstab sowie einem Kohlensäurezylinder. Achja, und etwas Merchandisingmaterial. Also trug ich die Prinzessinnenschuhe, in denen ich - wie ich neulich herausfand - ja gar nicht laufen kann. Aber: genauso neulich hatte ich in der Drogerie auf Verdacht etwas gekauft, das "Fersenpolster Anti Slip" heißt (was für eigenartige Worte das alles sind!), aus Leder, man klebt es in den Schuh und dann ist alles gut. Wirklich jetzt. Vielleicht, weil der Schuh dadurch einfach eine halbe Größe kleine wird.

    Im Büro ein kurzes und ein längeres Meeting gehabt, einmal Daumenschrauben ausgepackt, einmal jemanden elegant eingefangen, mir eine längere Geschichte zum Hergang einer Situation erzählen lassen, eine andere längere Geschichte zu einer Situation abgewürgt mit der Frage "ist sie da oder ist sie weg?". Wenig telefoniert (nur ca. 40 Minuten sagt das Tool), viel nachgedacht und geplant und ich muss in den nächsten zwei Tagen noch mehr nachdenken, es wäre gut, wenn ich langsam mal wieder ausgeschlafener wäre, dann denkt es sich besser.

    Während des Nachdenkens über konkrete Situationen und Maßnahmen bedachte ich auf einer Meta-Ebene noch zwei weitere Dinge.

    Das erste: in meiner Twitter-Timeline fand sich heute ein Tweet über eine Vorgesetzte, der auf ihrem Whiteboard (oder irgendwie so) drei Dinge stehen hat: Vent - Advise - Take Action (also: Dampf ablassen, Rat, Eingreifen). Wenn Mitarbeiterinnen zu ihr kommen, können sie erst einmal einordnen, welche dieser drei Reaktionsmöglichkeiten sie vom der Vorgesetzten haben möchten. Das fanden die Kommentatorinnen unter dem Tweet gut.
    Ich finde das nur so mittel. Zum einen denke ich, das funktioniert so nicht - erst einmal vorausgesetzt, jemand kann sich da selbst einordnen ist es halt dann doch oft so, dass ich die Einordnung ändern müsste. Zu mir kommen häufig Personen, um Dampf abzulassen, es kommt aber durchaus vor, dass ich dabei von Dingen höre, die mich zu einer weiteren Reaktion zwingen. Ich bin ja Vorgesetzte, ich kann nicht fest zusagen, einfach nur zuzuhören, das passt nicht zu der Rolle. Zum anderen bin ich mir auch echt ziemlich sicher, dass ich nicht ständig Leute in meinem Büro haben will, die Dampf ablassen wollen. Es mag vorkommen, aber ganz sicher ist es nicht meine Kernaufgabe, zuzuhören wie sich jemand aufregt, ohne dass daraus eine Handlung erwächst, ich weiß gar nicht so genau, wozu das gut sein soll - also für das Wohlbefinden der Person, die Dampf ablässt, natürlich, aber so grenzenlos sehe ich mich dafür auch nicht als zuständig an. In meinem Büro gibt es so ein Whiteboard also nicht - also ein Whiteboard schon, aber da steht sicherlich keine Einladung drauf, Dampf abzulassen.

    Vielleicht ist das auch ein kultureller Unterschied (der Tweet kam aus dem englischspracheigen Raum). Neulich hatte ich noch ein Training, das in Richtung Respekt und Achtsamkeit am Arbeitsplatz ging, dort gab es Fallbeispiele, eines handelte davon, dass ein (männlicher) Vorgesetzter früher oft mit einer (weiblichen) Mitarbeiterin zum Lunch ging, seit einiger Zeit aber mit ihr nur noch in Dreierrunden zum Lunch geht, die Mitarbeiterin fand das komisch und sprach mit ihrer Kollegin darüber, die Kollegin sagte, sie habe jetzt nicht so Zeit, darüber zu reden - erörtern Sie. Die Runde im deutschen Büro spekulierte hin und her und kam unter anderem auf die Idee, die Mitarbeiterin könnte halt auch einfach supernervig sein, weshalb dann auch die Kollegin keine Lust hat, mit ihr zu diskutieren, möglicherweise liegt auch irgendwas anderes vor, die soll den halt fragen, was redet sie mit der Kollegin hinten rum über ihn, die Kollegin hat völlig Recht darauf nicht einzugehen. Die per Videokonferenz zugeschaltete amerikanische Runde hatte eine ganz andere Perspektive: möglicher Grund der Dreierrunden ist die Angst vor einem Vorwurf sexueller Belästigung, es ist alles höchst problematisch, weil der Mitarbeiterin nun Zeit der Karriereformung mit dem Vorgesetzten verloren geht und die Kollegin ist schroff und respektlos, sie hätte zuhören und zugewandt sein müssen, alle Gefühle sind wichtig. Dieser letzte Teil, "alle Gefühle sind wichtig", wurde mehrfach betont. Ja mag ja auch sein, aber muss man sich als Kollegin alle Gefühle anhören? Ich finde nicht. Die eigenen Gefühle, z.B. das Gefühl "Boah die geht mir mit ihren Befindlichkeiten auf die Nerven" ist ja auch wichtig.

    Das war die erste Sache, die ich auf der Meta-Ebene bedachte, die zweite habe ich leider gerade beim Schreiben vergessen. Vielleicht fällt sie mir morgen wieder ein.

    Ich war spät zu Hause, weil ich noch die Sonneneinstrahlung am späten Nachmittag in einem Büro analysieren musste. Fragen Sie nicht!

    Zum Vor-Abendessen holte ich Eis im Eiscafé, das gab es auf dem Sofa, um 19:30 ein spannendes Telefonat zu beruflichen Fragen, um 20:30 stellte ich die Kartoffeln auf den Herd und dann geschah etwas total merkwürdiges: ich schaute nur kurz im Internet nach und plötzlich rochen die Kartoffeln angebrannt! Es konnten eigentlich nicht mehr als 5 Minuten vergangen sein, aber die Uhr behauptete, es wäre eine Stunde gewesen. Eine Zeitreise!

    Später noch Wäsche falten, morgen kommt die Putzfrau.

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