Hier steht seit heute schon die Weihnachtskrippe, was besonders die Katzen gut finden, die darin nämlich gerne schlafen. Ich gebe zu, wir sind früh dran. Letztendlich aber aus sprachtherapeutischen und zusätzlich erzieherischen Gründen - da muss man Opfer bringen.
Neulich ließ ich mich ja gegen Grippe impfen. Davon erzählte ich dem Kind in erzieherisch-manipulatorischer Absicht ("siehste, impfen ist gar nicht schlimm, macht man so nebenher"). Das Kind hörte mir aber - wie immer neuerdings - eigentlich gar nicht zu, es nahm zwar das Wort "Grippe" wahr, aber den Kontext nicht. Und nun ist mein Kind eben gebürtige Hessin und hat daher - wie hier verbreitet- ein kleines lenis/fortis-Problem. Dementsprechend berichtete es mir freudestrahlend, dass die Grippe ja jetzt kommt und es die wieder überall gibt: auf dem Weihnachtsmarkt, in der Kirche und auch zu Hause. "Nein, nein, K-k-k-k-rippe, nicht G-g-g-g-rippe", und Mademoiselle "Grippe Mama, nicht Gerippe, das ist was anderes."Dann erzählte sie mir von einer ganz neu gefundenen Sorte Teekesselchen, die aus einer ganzen Wendung bestand, leider habe ich das schon wieder vergessen, es hatte irgendwas mit "viel" oder "mehr" zu tun und war kompliziert, ich wollte ja auch zur Krippe zurück.
Unsere Weihnachtskrippe ist ein gezimmertes Holzhäuschen mit strohgedecktem Dach, Birkenrindeverzierungen und innen Moos und Heu. Papa N. hat die Krippe gebaut, und nach dem letzten Jahr war sie quasi schon so authentisch, dass sie dringend renovierungsbedürftig war. Sie wurde also zurück zum Meister gefahren und kam irgendwann im Spätsommer generalüberholt zurück. Diese Krippe wollten wir aus dem Keller holen.
Die Kellertür ging aber nicht auf, sie war nämlich - Achtung, Spaß vom Feinsten - mit einem Fahrradschloss verschlossen. Aber nicht von mir, auch nicht mit einem Schoss von mir; vielmehr hatte der Kellernachbar seine Tür mit einem Schloss gesichert und dabei unsere Tür gleich mit angebunden. Welcher Nachbar wusste ich allerdings nicht, weshalb ich eine Runde durchs Haus ging und immerhin die Hausmeisterin antraf, die mir den korrekten Ansprechpartner nannte. Er war aber nicht zu Hause. Nach also etwa einer halben Stunde sinnlosem treppauf, treppab hatten wir uns damit abgefunden, keine weiteren Grippe/Krippesachen mehr zu machen, und schlossen gerade unsere Tür oben auf, als sich die Tür unten öffnete und wir den Nachbarn sprechen hörten - also wieder runter, erklären, in den Keller, Schloss öffnen, Krippe holen, hoch.
Das Kind turnte dann für den Rest des Abends an einer Reckstange (neulich ging die Reckstange kaputt, das war ein Theater, Mademoiselle wollte am nächsten Morgen nicht aufstehen, weil es "keinen Sinn hat, aufzustehen, wenn man keine Reckstange hat". Sehen Sie!). Die Kiste mit der Krippe stand im Flur und die Katzen benutzten sie als Sprungbrett, um an die im Bücherregal versteckten Leckerchen heranzukommen.
Heute war endlich Zeit, die renovierte Krippe aus der Kiste zu holen und gebührend zu bewundern. Leider fehlten sämtliche Figuren und ob ich die jetzt Papa N. mitgegeben hatte oder nicht, wer weiß sowas schon ein Jahr später noch?! Ich ging also wieder in den Keller. Sie müssen sich unseren Keller übrigens als eine Art kurzen Schlauchgang vorstellen, auf der rechten Seite Weinregal, auf der linken Seite Bierkästen, in der Mitte hüfthoch Tüten mit Leergut. Es tut mir leid, wen das deprimierend klingt, aber es ist so. Ich watete also durch das Leergut und suchte ganz hinten bei den Kartons; es gibt eine bestimmte Anzahl an Kartons, bei denen ich ganz genau weiß, was darin ist, dann gibt es eine unbestimmte Anzahl an Kartons, von denen ich weiß, dass sie Herrn N. gehören, und dann gab es noch genau einen anderen Karton und in dem waren Maria, Josef, Ochs und Esel und natürlich Jesus I und II (wir haben zwei Jesuskinder, wie es dazu kam ist mir entfallen, ich muss mal schauen, ob ich es zufällig verblogt habe, das wäre schön...).
Die kamen dann alle hoch. Da turnte das Kind aber schon wieder an der Reckstange.
So. Wir sind jetzt leider an der Stelle, an der ich komplett den Faden verloren habe, was an der Gestaltung des heutigen Abends lag. Während das Kind nämlich an der Reckstange turnte, erledigte ich in einer halben Stunde simultan das Kochen von Fenchelgemüse, Kaiserschmarrn, Wäsche falten und andere Wäsche aufhängen, Spülmaschine ausräumen, Englischaufgaben nachschauen, Brotdosen ausräumen, Katzen füttern, mit dem Büro mailen und Sand wegfegen. Ich verfügte leider über keine zusätzlichen Kapazitäten mehdr, mit denen ich mir irgendwas hätte merken können, ich war schon froh, dass beim Essen der Katzen und dem Essen der Menschen zu keinen Verwechslungen kam. Irgendwann danach war jedenfalls die ganze Sippe in der Krippe.
Fast wie ein kleines Weihnachtswunder. Und jetzt sitzt der Kater drin.